Effiziente Klimapolitik erfordert einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und wohl überlegten Einsatz der vorhandenen Geldmittel.

Wien (OTS) - Die Papierindustrie fordert die Parteien auf, echte Klimapolitik vor Wahlkampftaktik zu stellen. Eine weitere Aufstockung der Fördermittel für Biomasseanlagen über das völlig veraltete Ökostromgesetz konterkariert die Transformation in Richtung Bioökonomie, deren wichtigster Rohstoff Holz ist.

„Die Erderwärmung ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Das erfordert Maßnahmen und Veränderungen im großen Stil. Unsere Vision heißt Bioökonomie. Eine Wirtschaft, die auf nachwachsenden Ressourcen basiert und diese möglichst umfassend nutzt“, fasst Christian Skilich, Präsident von Austropapier, zusammen. Der wichtigste Rohstoff der Bioökonomie ist Holz, dementsprechend wird auch die Nachfrage zunehmend steigen, ob für Produkte, als Baustoff und eben auch als Energieträger. Auch wenn die derzeit regional überaus dramatischen Schadholzereignisse das Bild vermitteln, Holz sei im Überfluss vorhanden: Holz ist eine natürliche Ressource, die Jahrzehnte braucht, um nachzuwachsen. „Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald zeigen uns wie wichtig es ist, den Rohstoff Holz möglichst sorgsam zu nutzen. Deshalb machen wir in der Papierindustrie zu allererst Produkte aus Holz, die dann möglichst oft wiederverwertet werden. Nur jene Reststoffe, die stofflich nicht nutzbar sind, wie z.B. Rinde, werden als erneuerbarer Energieträger eingesetzt. Das sollte auch für Biomasseanlagen gelten. So schaffen wir mehr Produkte, mehr Wertschöpfung und mehr Arbeitsplätze aus Holz“, erklärt Skilich den Ansatz der Papierindustrie und weist noch auf die eigene bedeutende Rolle als Ökoenergieversorger hin. Denn die Papierindustrie produziert schon jetzt aus Rinde, Biolauge und Abwasserschlämmen Ökostrom und -wärme für die eigene Produktion und darüber hinaus für 100.000 Haushalte. Zusätzlich dazu finanziert die Papierindustrie, wie alle Stromkonsumenten, die Ökostromförderung mit. Verständlich, dass die Branche den von ÖVP/FPÖ und NEOS eingebrachten Initiativantrag in der jetzigen Form ablehnt. Dieser schießt bereits zum zweiten Mal nach dem Bundesgrundsatzgesetz Geld für Biomasseanlagen in der Höhe von 30 Mio. Euro zu (Langzeitauswirkung bis zu 450 Mio. Euro). Vor allem, dass hier nochmals Geld ins alte Ökostromgesetz investiert werden soll, stößt der Branche sauer auf. „Die Fördersystematik ist nicht mehr zeitgemäß und das neue Erneuerbaren-Ausbaugesetz ist schon weit fortgeschritten. Warum werden also die Stromkonsumenten heuer bereits zum zweiten Mal zur Kasse gebeten, um Anlagen weiter über ein altes, ineffizientes Fördersystem zu subventionieren? Wir können uns das nur mit den bevorstehenden Wahlen erklären“, übt Oberhumer Kritik. „Biomasseanlagen haben nach Biogas die höchsten CO2-Vermeidungskosten und werden sich über ihre gesamte Lebensdauer ohne Unterstützung niemals rechnen. Noch dazu erreichen alte Biomasseanlagen teilweise nicht einmal den geforderten Brennstoffnutzungsgrad von 60 %. Das bedeutet, dass mindestens 40 % der Energie des Holzes einfach verpuffen“, ärgert sich Max Oberhumer, Energiesprecher der Austropapier, über die Ressourcenverschwendung. Dass Ökostrom aus Biomasse teuer sein kann, bestätigt auch Michael Sponring von PwC, der die Stromgestehungskosten von ausgewählten geförderten Ökostromtechnologien untersucht hat. „Biomasse und Biogas weisen die mitunter höchsten Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energieträgern in Österreich auf. Das zukünftige Fördersystem sollte daher die möglichst effiziente Förderung von Biomasse Anlagen incentivieren. Biomasse- und Biogas-Anlagen sind zudem technisch steuer- bzw. regelbar und sollten möglichst netzdienlich eingesetzt werden“, kommt Sponring zum Schluss.