Steigende Nachfrage der Chinesen nach genussvollen Statussymbolen / Immer mehr Containertransporte auf Neuer Seidenstraße

Berlin (ots) - Nudeln aus Italien und Rotweinflaschen aus Frankreich sind gemeinsam auf dem Weg von Europa in die Volksrepublik China. Und zwar nicht per Schiff auf See, auch nicht im Fachtraum eines Flugzeugs, sondern im Container der Güterwaggons eines eurasischen Zuges auf der Neuen Seidenstraße.

Schon vor Jahrtausenden haben Chinesen eine Art Spaghetti hergestellt. Im 13. Jahrhundert brachte der berühmte Reisende Marco Polo Nudelrezepte aus China mit. Allerdings gab es da längst auch in Sizilien die Teigfäden, die Italien zum Land mit dem größten Pasta-Verbrauch machten. Der Durchschnittsitaliener isst zwar immer noch 25 Kilogramm Pasta im Jahr, verzehrt aber jedes Jahr etwas weniger.

Da treffen sich zwei Trends auf der Breitspurbahn: Einerseits suchen die italienischen Nudelhersteller neue Exportmärkte, weil Konsum und Umsatz in Italien selbst rückläufig sind. Sie wollen nicht nur auf den europäischen Märkten, sondern auch in fernen Ländern wie China, Indien, Russland und Brasilien wachsen. Und andererseits sind die Chinesen offen für Nahrungs- und Genussmittel aus Europa, die für sie Luxus sind. Dazu gehört auch Pasta aus Italien.

Ähnlich ist es mit dem Wein von jener Farbe, die in China als Glücksfarbe gilt: Rot. Auch wenn der Chinese statistisch noch sehr wenig Wein trinkt, nämlich durchschnittlich eineinhalb Liter pro Jahr, bilden die 1,3 Milliarden Menschen mit fast 1,9 Milliarden Flaschen den weltweit größten Rotweinmarkt. Wein zu genießen, ist in China "in". Die Weintrinker gehören der gehobenen Mittelschicht an, leben in den hochentwickelten Industriestädten, sind viel gereist und gelten als westlich orientiert. So hat sich Weintrinken zum Statussymbol entwickelt. Fast die Hälfte der Rotweinimporte kommt aus Frankreich. Und wie die Nudeln aus Italien sind auch die edlen Tropfen aus Frankreich zunehmend in Bahn-Containern auf den Linien der Neuen Seidenstraße unterwegs.

Europäische Fracht nach China mit der Bahn zu transportieren, wird immer normaler. Noch vor fünf Jahren wurde ein durchgehender Containerzug aus Ostchina in Europa feierlich empfangen, nachdem er die 13.000 Kilometer lange Strecke in 21 Tagen bewältigt hatte. Heute entscheiden sich Logistiker immer öfter für die Bahn.

Sie haben gute Gründe: Zwar ist die Fracht auf See billiger als auf der Schiene, aber viele Wochen lang unterwegs, manchmal sogar Monate. Die Fahrtzeiten der Bahntransporte werden dagegen immer kürzer. Gleichzeitig wird die Zahl der Fahrten pro Tag immer größer. Dazu kommt, dass die Kosten besser geplant werden können, weil die Preise transparent und stabil sind. Auch die Ankunftszeit ist besser planbar als auf dem Seeweg. Selbstverständlich sind Schienentransporte deutlich billiger als Luftfracht, was die steigenden Ölpreise noch deutlicher machen.

Diese Entwicklung ist auch vor den jüngsten Zahlen zu sehen, die aus der Luftfracht gemeldet werden. Das Cargo-Aufkommen nimmt generell ab. Das liegt nach den Worten von Ralph Beisel, dem Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, an der weltweit abgeschwächten Konjunktur. Es fehlen wirtschaftliche Impulse, dazu kommen andere bremsende Effekte wie anhaltende Handelskonflikte Handelsbarrieren und Sanktionen.

Alexey Grom, der als Chef der eurasischen Containerzüge von UTLC ERA für die Transporte der Nudeln und Rotweine, aber auch von Fahrzeugen, Ersatzteilen, Maschinenbauanlagen etc. verantwortlich ist, erfreut sich steigender Nachfrage. Die United Transport and Logistics Company - Eurasian Rail Alliance, ein russisch-kasachisch-weißrussisches Unternehmen, baut die Stellung als führender Anbieter der Transporte Europa-China-Europa kontinuierlich aus. Die unterschiedliche Spurweite - 1520 Millimeter auf östlicher, 1435 Millimeter auf europäischer Seite - spielt für den Kunden keine Rolle mehr. Der Auftraggeber bucht das Endprodukt und kümmert sich nicht um Details, wie oft beispielsweise die Container umgesetzt werden müssen.

UTLC ERA transportiert auf der Breitspurbahn 1520 bereits mehr als 70 Prozent der Transitfrachtgüter zwischen China und Europa. Die Transportdauer für die Güter mit der UTLC ERA auf der 5.430 Kilometer langen Bahnstrecke beträgt nur noch fünfeinhalb bis sechs Tage. Das Transportvolumen des Containerdienstleisters steigt von Jahr zu Jahr in großen Schritten. UTLC ERA-Präsident Alexey Grom beweist an Hand eines neu entwickelten Preisindikators, dass sich die Bahntransporte preislich den Schiffstransporten immer mehr annähern. Auch die Abfertigung an den Grenzen unterwegs sei effizienter: "Die Abwicklung an der chinesisch-kasachischen Grenze läuft beispielsweise weitaus schneller als im Hafen von Schanghai", betont Grom. So kommen die Chinesen nicht nur eher an deutsche Automobile, sondern auch schneller an ihre italienischen Nudeln und den französischen Rotwein.