Die Aktie des deutschen Zahlungsdienstleisters Wirecard (WKN: 747206) wird schon seit Wochen von immer neuen Vorwürfen und Spekulationen durchgeschüttelt: Kaum eine Woche verging, ohne dass die Wirecard-Aktie aufgrund neuer Anschuldigungen heftig abstürzte.

Mein Foolisher Kollege Ralf hat in seinem Artikel bereits diskutiert, wie weit die Aktie von Wirecard jetzt noch fallen könnte. Hier wird es darum gehen, ob Wirecard in der aktuellen Situation vielleicht sogar ein guter Kauf sein könnte.

Was ist überhaupt passiert?

In den letzten Wochen den Überblick über Wirecard zu behalten, war nicht ganz einfach. Daher noch mal eine kurze Zusammenfassung der Situation:

Ende Januar und Anfang Februar erschienen kurz hintereinander drei kritische Berichte der „Financial Times“. Der Autor warf Wirecard vor, in Singapur Dokumenten- und Kontenfälschung und möglicherweise Geldwäsche betrieben zu haben. Auch hochrangige Mitarbeiter aus der Konzernzentrale in Aschheim bei München hätten darüber Bescheid gewusst.

Wirecard und CEO Markus Braun gaben sich größte Mühe, die Vorwürfe zu entkräften: Wirecard nannte die Berichte „vollkommen substanzlos“ und gab eine relativ umfassende Telefonkonferenz. Braun sagte, es habe im Singapur-Geschäft zwar Unregelmäßigkeiten gegeben, die allerdings schon lange aufgearbeitet worden seien.

Seitdem kochen immer wieder neue Spekulationen hoch, was sogar dazu führte, dass die BaFin den Leerverkauf von Wirecard-Aktien, also das Verkaufen ausgeliehener Aktien, vorübergehend verbot.

Mit der Prüfung der Vorfälle ist die Compliance-Kanzlei Rajah&Tann aus Singapur beauftragt; der Abschlussbericht sollte in den nächsten Tagen oder Wochen erscheinen. Dann dürfte endlich Gewissheit darüber herrschen, ob die Vorwürfe der „Financial Times“ stimmen oder nicht.

Und jetzt?

Fest steht: Gemessen an den zukünftigen Wachstumsaussichten ist die Aktie von Wirecard aktuell recht günstig bewertet. Zudem winkt die Chance auf schnelle Kursgewinne, falls der Abschlussbericht von Rajah&Tann keine Verfehlungen seitens Wirecard feststellt.

Vor dem ersten Bericht der „Financial Times“ stand die Aktie bei rund 167 Euro, während sie nun (Stand: 21.03.2019) bei etwas über 100 Euro herumdümpelt. Rein theoretisch sind also rund zwei Drittel an Kursgewinnen drin. Rein theoretisch deshalb, weil es natürlich nicht ausgemacht ist, dass die Aktie wieder so hoch steigt, wenn Wirecard wirklich unschuldig ist.

Dass an den Vorwürfen der „Financial Times“ nichts dran ist, könnte in meinen Augen sogar durchaus sein: CEO Braun hat sich in den letzten Wochen mehrfach optimistisch in Bezug auf die Ergebnisse der Ermittlungen geäußert. Zudem haben zwei Vorstandsmitglieder im Februar selbst Aktien nachgekauft – ein klarer Vertrauensbeweis.

Klarer Fall: kaufen – oder?

Zwar sprechen einige Indizien dafür, dass die Vorwürfe ausgeräumt werden. Und selbst wenn Wirecard Berichtigungsbuchungen vornehmen müsste, wären die unmittelbaren Auswirkungen auf die Finanzen des Unternehmens wohl sehr gering.

Doch letztendlich haben wir keine klaren Anhaltspunkte, wie die ganze Sache ausgehen wird. Und die längerfristigen Konsequenzen, falls Wirecard tatsächlich Fehler gemacht haben sollte, sind überhaupt nicht abzusehen. Im schlimmsten Fall erleidet die beeindruckende Wachstumsstory des Zahlungsdienstleisters einen schweren Dämpfer und die Aktie erholt sich jahrelang nicht von ihren Verlusten.

Aktuell dürfte es – wie so oft beim Investieren – einfach das Beste sein, nichts zu tun. Jegliches Handeln, egal ob Kauf oder Verkauf, wäre eine Spekulation auf ein nicht absehbares Ereignis. Investoren sollten daher warten, bis der Abschlussbericht von Rajah&Tann vorliegt, um dann eine überlegte Entscheidung zu treffen, wie es für sie mit Wirecard weitergeht.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019