Ich habe schon wiederholt über denkbare „black swans“ berichtet. Vom Rentenmarkt über Währungen bis hin zu den Staatsschulden. Ein chinesischer Virus war noch nie Thema. Er wäre eben ein black swan, den keiner auf dem Radar hatte. Umso wirksamer wird er sein, wenn die Welt ihn nicht in den Griff bekommt. Dann waren die letzten beiden Wochen nur der Anfang der Korrektur. Denn die gesamte Aktien-Welt ist ja „long“. Wehe den Aktienmärkten, wenn bei den Anlegern die Corona-Angst ausbricht. Im September 2019 schreib ich: „Keiner glaubt an einen DAX unter 8.000“.

Wie man hört, stehen den Firmen mit großem China-Anteil die Schweißperlen auf der Stirn. Nicht nur, dass die dortigen Absatzmärkte einbrechen, auch die Zulieferungen für unsere Industrie stocken. Wie sollen Schuhe produziert werden, wenn kein Leder mehr geliefert wird? In einer globalen Welt sind unterbrochene Lieferketten ein Horror. Zumal Lagerhaltungen aus Kostengründen weitest gehend abgeschafft wurden. Die aktuellen Meldungen wie „Corona erreicht Europa“ oder „Corona wirkt auf US-Wirtschaft“ schüren genauso die Nervosität der Anleger wie die Hinweise „japanische Wirtschaft schrumpft“, „IWF senkt Prognose“ oder „OECD warnt vor Risiken der Staatsschulden“. In der BRD war der ZEW-Index bei 8,7 statt erwarteter 20,0. In USA lag der Einkaufsmanager-Index bei 49,4 (Dienstleistung) bzw. 50,8 (verarbeitendes Gewerbe) statt erhofften 53,5 bzw. 51,5. Die nächsten Zahlen dürften wahrscheinlich schlechter ausfallen.

Sollte sich das Virus länger halten oder sogar schneller verbreiten als derzeit geglaubt wird (die Hektik des Handelns und die Beschwichtigungen der Politik lassen es befürchten), werden die Probleme, die wir uns selbst geschaffen haben, deutlich zu Tage treten. Die weltweite Verschuldung könnte zum Bumerang werden. Besonders dann, wenn die Rentenmärkte in einem negativen Umfeld keine Null-Zinsen mehr akzeptieren. Steigende Zinsen würden dazu führen, dass die Staatsschulden noch stärker ansteigen und überschuldete Zombie-Unternehmen die Pleite nicht mehr verhindern können. Große Verluste am Rentenmarkt, dem Aktienmarkt, aber auch bei den Immobilien wären die Folge. Spekulationen über Bankenkrise kämen wieder in den Fokus.

Diese könnten sogar durch deutlich und rasch steigende Notierungen der Edelmetallpreise forciert werden, denn die Banken sind „short“ aufgestellt. Erfahrungsgemäß suchen  ängstliche Anleger einen „sicheren Hafen“ und würden dann die Preise weiter nach oben schieben. So können auch in diesem Segment neue Höchstkurse die Folge sein. Viele Anleger sind noch nicht in Gold oder Silber investiert. Sie haben zwar registriert, dass die Preise in 2019 um ca. 20 Prozent gestiegen sind, aber sie waren ja beim DAX investiert und der hat auch 20 Prozent zugelegt. Den Edelmetall-„Shorty´s“ drohen schlaflose Nächte. Verluste begrenzen oder „cool“ bleiben? Eindeckungen treiben den Preis weiter hoch.

 

Seit Mitte Februar hat sich die Parallelität der Kursentwicklungen von Aktienmärkten und Edelmetallpreisen aufgelöst. Der DAX liegt aktuell 2020 ca. 15 Prozent im Verlust, während die Edelmetalle etwa acht Prozent weiter gestiegen sind. Inwieweit ein Anleger Gold über 1.700 Dollar kauft, obwohl er bei 1.350 Dollar sich nicht zum Erwerb entscheiden konnte, ist eher zu bezweifeln. Erst wenn Angst seine Entscheidung beeinflusst, ist der Preis nachrangig. Dieser dürfte dann deutlich über der 2.000 Dollar liegen. Es kommt wohl so, wie ich immer wieder betont habe: Die meisten Anleger werden den ersten Teil des Anstiegs der Edelmetallpreise verpassen. Im größten Goldtrust liegen genauso viele Unzen, wie bei einem Kurs von 1.350 Dollar in 2016. Dabei erzielten die Goldpreise in allen Währungen All-Time-Highs, außer im Dollar (bis jetzt).

Wer derzeit in hohem Maße in den Aktienmärkten investiert ist, sollte durch erste Verkäufe bei Erholungen seine Liquidität erhöhen. Auf keinen Fall würde ich jetzt ins fallende Messer greifen und kaufen. Den Mutigen gehört zwar die Welt, wenn die Entscheidung sich allerdings als falsch herausstellt, war es im Nachhinein eher Übermut. Kapitalerhaltung geht jetzt vor. Es war halt schon vor Corona nicht mehr alles Gold, was glänzt. Durch den Virus kochen jetzt eventuell alle Probleme nach oben, die -unter anderem durch die fatale Notenbankpolitik- seit geraumer Zeit vor sich hin schwellen.

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