ISPA lud zu spannender Podiumsdiskussion „Disconnected? Zugang und Beteiligung im digitalen Raum für Menschen mit Behinderung“.

Wien (OTS) - Ob Home Office, Home Schooling oder soziale Kontakte, die aktuelle Situation hat das private und berufliche Leben weitgehend mit digitalen Räumen durchzogen. Die vergangenen Monate haben uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig digitale Teilhabe in allen Lebensbereichen ist. Dabei ist schnell sichtbar geworden, dass Online-Partizipation nicht für alle ‚auf Knopfdruck‘ und gleichberechtigt möglich ist.

„Die mitunter fehlenden Rahmenbedingungen und die oft unzureichende technische Ausstattung – gerade im Bildungswesen – waren für die ISPA ausschlaggebend, beim diesjährigen Summit die digitale Barrierefreiheit in den Mittelpunkt zu stellen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten“, so ISPA Präsident Harald Kapper in seinen Begrüßungsworten zum Internet Summit Austria 2021 im Van Swieten Saal der Med Uni Wien. Als erste Präsenzveranstaltung der ISPA seit geraumer Zeit war das persönliche Zusammentreffen eine besondere Freude für alle Teilnehmenden. Durch eine simultane Übersetzung in Gebärdensprache wurde auch die Zugänglichkeit zum Livestream erhöht.

Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Forschung und Praxis

Um das Thema aus möglichst vielen Perspektiven betrachten zu können, wurde das Podium breit besetzt. In seiner einleitenden Keynote veranschaulichte Shadi Abou-Zahra die unterschiedlichen Dimensionen digitaler Teilhabe. Selbstverständlich ist Barrierefreiheit erst, wenn sie auf allen Ebenen und bei allen Technologien mitgedacht wird. Abou-Zahra ist seit vielen Jahren bei der Web Accessibility Initiative (WAI) des World Wide Web Consortiums (W3C) tätig, die sowohl Strategien, Standards als auch Materialien zur Förderung von Zugänglichkeit kostenfrei zu Verfügung stellt. Aufbauend darauf ist begleitend zum Event auch ein ISPA-Flyer in deutscher Sprache entstanden.
Victoria Purns, Leiterin des ‚Team Digitale Barrierefreiheit‘ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft betonte ihrerseits die Bedeutung klarer, gesetzlicher Regelungen und Standards, um die barrierefreie Gestaltung von digitalen Informationsangeboten in Österreich voranzutreiben und sicherzustellen. Das Team setzt daher neben dem Monitoring und dem Betreiben einer Beschwerdestelle auf Information und Sensibilisierung.
Auch auf unternehmerischer Seite bedarf es vor allem Aufklärung: „Aus meiner Beratungspraxis weiß ich, dass viele Unternehmen beim Thema digitale Barrierefreiheit als erstes an Zusatzkosten denken. Den wenigsten ist bewusst, dass sich eine erhöhte Zugänglichkeit positiv auf die Umsatzzahlen, die Kundenzufriedenheit und das Unternehmensimage auswirkt“, hebt Wolfram Huber, Geschäftsführer der doloop GmbH, die positiven Aspekte hervor. So stimmen alle Podiumsgäste zu, dass mehr Barrierefreiheit im Web für alle Menschen – mit oder ohne Behinderung – die digitale Teilhabe erleichtert und so zu einer gerechteren Gesellschaft beiträgt. Das kann Abou-Zahra seiner langjährigen Erfahrung nach nur bekräftigen: „Barrierefreie Produkte und Dienstleistungen ermöglichen nicht nur mehr Menschen eine Teilhabe an der digitalen Transformation, sondern waren stets ein Treiber von Innovation.“
Wolfgang Zagler, ehemaliger Leiter des Zentrums für Angewandte Assistierende Technologien der TU Wien, kennt Abou-Zahra noch von dessen Studienzeit. Beiden ist ihre Leidenschaft für die Schnittstelle von Technik und Inklusion gemein. „Die Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in einer digitalen Welt ist mir seit 40 Jahren ein großes Anliegen und damit auch die Entwicklung von technischen Lösungen, die dazu beitragen. Mit der Gründung der TETRAGON Braille Systems GmbH und den Projekten "BrailleRing" und "BrailleScreen" wollen wir in den kommenden Jahren einen wesentlichen Beitrag zu Inklusion von blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen leisten“, so Zagler.

Digitale Inklusionsförderung bei Kindern als Schlüssel

Gerade die Umstellung auf Fernunterricht hat gezeigt, wie wichtig ein Zugang zu den dafür notwendigen technischen und digitalen Voraussetzungen ist. Sind diese nicht gegeben, dann ist Exklusion vorprogrammiert. Natürlich braucht es neben der Grundausstattung wie Computer, Internetanschluss und dazugehöriger Software auch Medienkompetenz, um diese nutzen zu können. Und gerade bei den Jüngsten in unserer Gesellschaft stellen sich hier schon die Weichen für weitere Bildungskarrieren. Genau in diesem Feld setzt Edvina Bešić mit ihrer Forschung an der Pädagogischen Hochschule Steiermark an. In der Diskussion hebt sie hervor, dass „es Rahmenbedingungen im Bildungswesen braucht, die eine inklusive Pädagogik fördern und so allen Kindern – unabhängig von verschiedenen Merkmalen und Beeinträchtigungen – eine Teilhabe an digitalem Unterricht ermöglichen.“ Hier sind Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dazu angehalten, dem entsprechend Maßnahmen zu setzen.

ISPA Video-Reihe zur Förderung von Medienkompetenz

Die Förderung von Medienkompetenz und dem sicheren Umgang mit dem Internet ist der ISPA seit jeher ein wichtiges Anliegen. So veröffentlicht sie im Rahmen der Saferinternet.at-Initiative regelmäßig Materialien zum Thema, die unter www.ispa.at/broschueren kostenfrei heruntergeladen und bestellt werden können. Der diesjährige Internet Summit Austria wurde daher auch genutzt, um eine kleine Vorschau auf die geplante Veröffentlichung einer Video-Reihe zum international erfolgreichen Kinderbuch ‚Online-Zoo‘ zu geben. Diese wird im Rahmen der Media Literacy Week von 24. bis 30. Oktober gelauncht.
Den Internet Summit Austria 2021 in der Nachschau finden Sie unter www.ispa.at/isa21. Der Event-Flyer und weitere Informationen zum Thema sind unter www.ispa.at/barrierefrei abrufbar.