Eines muss man Slabke lassen: Wenn der Manager prozentual zweistellige Wachstumsraten in Aussicht stellt, wirkt das wie eine Art Mantra. Dass die absoluten bilanziellen Kennziffern beim Finanzdienstleister auch mal hinter den Erwartungen von Analysten und Anlegern zurückbleiben, rückt dabei nicht selten etwas in den Hintergrund.

So war es bei der Vorlage der Zahlen zum vierten Quartal des vergangenen Jahres. Erlöse und operatives Ergebnis blieben hinter den Erwartungen zurück, die Wachstumsrate aber erfüllte die Ansprüche. Und so war es auch, als Hypoport die Ziele für 2021 feststeckte. Die angestrebten Zahlen für Umsatz und operativen Gewinn konnten nicht überzeugen, aber Slabke stellte für "viele weitere Jahre" ein "dynamisches Wachstum" in Aussicht.

In beiden Fällen fiel der Aktienkurs. Doch als es im April erste Indikationen zur Geschäftsentwicklung gab, sprangen die Anleger darauf an. Auch Mitte Juli, als sich das Wachstum bei der hauseigenen Finanzierungsplattform Europace abschwächte, konnte Slabke den Blick auf die positiven Dinge lenken: "Wir konnten in nur leicht wachsenden oder sogar leicht rückläufigen Gesamtmärkten die Volumen unserer B2B-Plattformen deutlich steigern", sagte er mit Blick auf die Zahlen des zweiten Quartals.

Im Firmennetz von Hypoport tummeln sich Unternehmen, die digitale Lösungen für die Kreditwirtschaft, den Wohnungsmarkt und für Versicherungen anbieten. Größtes Segment ist Europace, eine Plattform für Finanzierungen von Immobilien, Bausparprodukte und Ratenkredite. Hypoport war aus der Fusion der 1954 gegründeten Dr. Klein & Co. AG und der Europace AG hervorgegangen. Slabke selbst hatte als Geschäftsführer bei Dr. Klein angefangen und Hypoport 1999 in einem von ihm organisierten sogenannten Management-Buyout übernommen. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben mittlerweile rund 2200 Angestellte.

Das Geschäftsmodell gruppiert sich in vier Segmente. Über den B2B-Kreditmarktplatz Europace werden Kredite für die Immobilien- und Bauwirtschaft vertrieben. Außerdem bietet Hypoport Unterstützung bei der digitalen Vermarktung, Bewertung und Verwaltung von Immobilien. In dem Segment Privatkunden unterhält Hypoport einen Finanzvertrieb für Verbraucher und betreibt unter anderem die Webseiten Dr. Klein und Vergleich.de. Im vierten Segment bietet Hypoport Unternehmenskunden unter anderem eine Plattform zur Verwaltung von Versicherungspolicen.

Der boomende Immobilien-Markt und die Notwendigkeit der Digitalisierung treiben Hypoport seit vielen Jahren an. Im ersten Quartal musste Hypoport bei der Geschäftsentwicklung jedoch eine Wachstumsdelle einstecken. Im zweiten Jahresviertel ging es aber wieder kräftiger aufwärts.

Dieser Schub kam vor allem aus der Vermittlung von Krediten: Die größte Hypoport-Sparte mit ihrem Kreditmarktplatz Europace steigerte ihren Erlös im zweiten Jahresviertel um 22 Prozent. Und auch das Privatkundengeschäft von Dr. Klein, der Immobilienplattform und die Versicherungsplattform legten von April bis Juni prozentual zuletzt zweistellig zu.

Slabke zeigte sich sicher: "Langfristig schreitet die Digitalisierung von Kredit-, Versicherungs- und Wohnungswirtschaft weiter voran." So stellte er auch für die Jahre nach 2021 bei Umsatz und Ertrag prozentual zweistellige Zuwächse in Aussicht.

Die Aktie:

Viele Jahre kannten die Papiere von Hypoport eigentlich nur eine Richtung - und zwar steil nach oben. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Aktienkurs des Finanzdienstleisters mehr als versiebenfacht. Doch seit rund einem Jahr ist die Aktie in eine steile Berg-, aber auch Talfahrt übergegangen. Innerhalb der vergangenen 52 Wochen schwankte der Kurs zwischen 400 und 618 Euro ...

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