Lernen Menschen an den Finanzmärkten nicht hinzu? Fast scheint es so, wenn man sich Gold näher betrachtet. Einmal mehr folgte die Aufmerksamkeit von Finanzpresse und vielen Anlegern dem gewohnten Muster: Von 2019 bis Mitte 2020 schraubte sich der Preis des Edelmetalls von 1200 auf 2080 Dollar hoch und gewann so 70 Prozent hinzu! Gold stand im Fokus. Schnell kursierten in den Medien deutlich höhere Ziele: 3000 Dollar rief die Bank of America als nächstes Kursziel aus, die Gold Bugs freuten sich sogar auf 5000 Dollar.

Nach der Ungeduld kommt Desinteresse.

Doch wie so oft kam es anders. Nach dem 2000er-Hoch bröckelte der Preis über Monate hinweg ab – nicht gravierend, aber langwierig und nervenzehrend. Die übliche Reaktion ist da erst Ungeduld, dann leichtes Genervt-Sein inklusive Gerüchte über Marktmanipulation und am Ende blankes Desinteresse.

Das letzte Stadium war erreicht, als der Goldpreis bei 1670 Dollar ankam. Seither geht es stramm nach oben, das Edelmetall notierte zwei Monate später bei 1900 Dollar. Wohl die wenigsten hatten das schnelle Plus erwartet.

Rückschläge bei Gold sind Chancen.

Worauf will ich hinaus? Zum einen werden Sie als Anleger kaum erfolgreich sein, wenn Sie sich vorrangig an den Modethemen der Finanzpresse orientieren. Zumindest dann nicht, wenn Sie mit einem großen Teil der Investments solchen Hot Stories nachlaufen. Zum anderen stellen Rückgänge wie von August 20 bis April 21 eine gute Gelegenheit dar, den eigenen Goldbestand aufzustocken oder als Nachzügler beherzt zuzugreifen.

Warum? Das Edelmetall dürfte aus unserer Sicht in den nächsten Jahren durchaus neue Höchststände erreichen – und dafür gibt es drei gute Gründe:

Ein neuer Inflationszyklus beginnt.

Vor Kurzem sind die Verbraucherpreise in den USA um über vier Prozent zum Vorjahr gestiegen. Die Aktienmärkte nahmen es locker und verbuchten das unter Basiseffekt: Schließlich waren die Preise im ersten Corona-Lockdown ein Jahr zuvor eingebrochen. Kein Wunder also, oder? Wir sehen das anders. Schon seit Jahren sorgt die Berechnung der Konsumentenpreise im Verhältnis zur Realität für zu niedrige offizielle Raten.

Daher handelt es sich wohl eher um einen Anstieg von sechs bis acht Prozent. Zudem dürfte er alles andere als kurzfristig sein, denn die Lieferketten laufen nicht mehr reibungslos, US-Unternehmen holen die Produktion ins Land zurück, und die Löhne steigen auf breiter Front. Das alles ist dauerhaft inflationär, nicht vorübergehend! Wir rechnen daher mit einem Inflationszyklus, der einige Jahre andauern kann. Für Gold ist das ein mächtiger Rückenwind.

Geldpolitik bleibt trotz höherer Inflation locker.

Sieben Billionen US-Dollar haben die großen Notenbanken allein 2020 in die Wirtschaft und Finanzmärkte gepumpt. Trotz dieser Steigerung gehen die Investoren davon aus, dass vor allem die Federal Reserve geldpolitisch weiter Gas geben wird. So werden schlechte Nachrichten zur Wirtschaft derzeit positiv gedeutet, da man erwartet, dass sich die FED deshalb in Zukunft spendabel zeigt. Wenn den Investoren dämmert, dass die Inflationsrate eher dauerhaft als temporär hoch sein wird, werden sie verstärkt Sachwerte nachfragen – und dazu zählt neben bestimmten Aktien und Immobilien auch Gold.

Bloß kein starker Dollar mehr!

Da Gold weltweit in US-Dollar gehandelt wird, ist ein eher schwacher Dollar gut für den Goldpreis. Wie es aussieht, möchte die US-Notenbank den Dollar aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen eher niedrig halten.

Denn die bisherigen drei monetären Straffungen seit 2013 haben nicht nur den Dollar gestärkt, sondern auch die Weltwirtschaft gebremst und für mehr ökonomische Ungleichheit in den USA gesorgt. Dies möchte die FED diesmal und erst recht unter einem demokratischen Präsidenten vermeiden. Daher wird sie möglichst lange an einer lockeren Geldpolitik festhalten – auch das unterstützt den Goldpreis längerfristig. 

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Aus dem Börse Express-PDF vom 21. Juni - hier zum kostenlosen Download

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