Im Rennen um die Ausrichtung der nächsten Internationalen Automobilausstellung Pkw setzt die Stadt Frankfurt auf Urbanität. "Wir gehen mit der IAA dorthin, wo die Menschen bereits sind", sagt der städtische Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU). Gleichzeitig will er die Region einbinden. Das neue Ausstellungskonzept des bisherigen IAA-Standorts soll in den kommenden Tagen in einer Ausschreibung dem Verband der Automobilindustrie (VDA) als Veranstalter vorgelegt werden.

Der Verband hatte den langjährigen Vertrag mit der Frankfurter Messe nicht verlängert, nachdem im vergangenen Jahr die 68. Ausgabe der Autoschau sowohl bei Ausstellern als auch beim Publikum durchgefallen war. 560 000 Besucher und 838 Aussteller markierten im September langjährige Tiefstände. Zu allem Überfluss verstrickte sich Frankfurts OB Peter Feldmann (SPD) in eine unglückliche Debatte, warum er zur Eröffnung nicht sprechen durfte.

Die IAA müsse sich von einer Automesse in eine umfassende Mobilitätsplattform wandeln, schrieb der VDA Bewerbern für die nächste Ausgabe im Herbst 2021 auf die Anforderungsliste. Neben Frankfurt bewerben sich darum Berlin, München, Köln, Hamburg, Stuttgart und Hannover. Der Zuschlag soll noch im ersten Quartal vergeben werden.

Mit Flughafen, Hauptbahnhof, Internetknoten und Autobahnkreuz stellten Frankfurt und Rhein-Main das europäische Mobilitätsdrehkreuz dar, wirbt die Unterstützer-Initiative "JAA zur IAA". Stadtrat Frank hat eine Steuerungsgruppe von rund 25 Leuten gebildet, um innerhalb weniger Wochen ein Konzept aus dem Boden zu stampfen. Details darf er noch nicht preisgeben, nennt aber mögliche "Hotspots", an denen Besucher "Mobilität vom Flugzeug bis zum E-Scooter" erleben könnten.

"Die Hauptwache ist ein authentischer Knoten für die verschiedensten Arten der Mobilität", wirbt Frank beispielsweise für den zentralen Platz in der City, an dem U-Bahn, S-Bahn, Individualverkehr, Fahrradfahrer, E-Scooter und tausende Fußgänger zu finden sind. Auf der neuen IAA werde der ÖPNV selbstverständlicher Teil des Konzepts und der Debatte, die gerne auch in der Paulskirche geführt werden könne. Testfahrten könnten möglicherweise auf dem gerade sanierten Opel-Testgelände in Rodgau-Dudenhofen (Kreis Offenbach) stattfinden.

Der VDA verlangt von den Städten und Messegesellschaften umfassende Organisationskonzepte und Investitionen. Neben der klassischen Messe mit Autoschau und Kongressangeboten stellt sich die Industrie eine großzügige Freifläche mit Teststrecken und Parcours vor. Besucher sollen dort beispielsweise automatisiert fahrende Autos mit alternativen Antrieben oder neue Mobilitätsangebote in Praxistests erleben können. Auch bislang bei der IAA verpönte Verkaufsausstellungen mit Show-Elementen will der VDA auf Druck der Hersteller gestatten. Zwischen Messe und Veranstaltungsfläche soll als drittes Element eine "Erlebnisachse" entstehen, auf der diverse Fahrzeuge der Aussteller, autonome Mobile und öffentlicher Nahverkehr unterwegs sein könnten.

Konkrete Orte für die neuen Anforderungen nennt Stadtrat Frank nicht, weist aber auf Frankfurts Rolle als Pendlerhauptstadt Deutschlands hin. An jedem Werktag wird das "Metropölchen" am Main mit rund 750 000 Einwohner wegen der vielen Einpendler zur Millionenstadt. Es sei daher ganz selbstverständlich, die Region einzubinden, sagt Frank.

Offene Türen rennt er damit beim grünen OB der südlichen Nachbarstadt Darmstadt ein. "So rückwärtsgewandt das Konzept einer reinen Automobilausstellung sein mag, so aktuell und zukunftsgewandt ist die Idee einer Messe, die Mobilität ganzheitlich, ökologisch und intermodal vernetzt neu denkt", betonte Jochen Partsch. Gerne bringe man auch als Veranstaltungsort Stärken im Bereich der Elektro- und Radmobilität, der Forschung und Entwicklung ebenso wie im Sektor der Batterieproduktion und der Zulieferbranche ein.

Und auch vom Landesverkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) kommt Rückendeckung für die Bewerbung: "Ich sehe die künftige IAA als internationale Leitmesse für klimagerechte Mobilität - natürlich in FrankfurtRheinMain."/ceb/DP/zb

--- Von Christian Ebner, dpa ---

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