Österreichische Urlauber haben bereits vor vielen Jahren die schönen Strände in Jesolo („Tschesolo“), Lignano, Caorle oder Bibione für sich entdeckt. Die erschwinglichen Preise machten diese Reiseziele für viele Bevölkerungsschichten leistbar und verpassten der Adriaküste den liebevollen Beinamen „Hausmeisterstrand“. Und die Adriaküste stellt weiterhin ein beliebtes Reiseziel für österreichische, als auch andere, vorwiegend deutschsprachige, Urlauber dar. Doch mittlerweile haben sich auch andere Billigdestinationen etabliert und machen der Adriaküste den Platz an der Sonne streitig. Der deutsche Touristikkonzern TUI präsentierte vergangene Woche seine Zahlen zum ersten Quartal 2018/19 (Okt-Dez) und berichtete von einem unerwartet großen Aufschwung der preiswerten Reiseziele Türkei und Nordafrika. Dadurch blieben viele Betten auf den Kanarischen Inseln frei und das Unternehmen musste einen deutlichen Verlust verzeichnen. Grundsätzlich liegt es in der Natur der Sache, dass Reiseveranstalter im Winter tendenziell rote Zahlen schreiben und im Sommer den Großteil ihrer Gewinne einfahren. Jedoch musste TUI im ersten Quartal besonders schwache Ergebnisse vorweisen, weshalb man bereits in der Woche vor der Ergebnisveröffentlichung das Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr deutlich nach unten schrauben musste. Wie TUI-Chef Friedrich Joussen konstatieren musste, herrscht derzeit ein harter Preiskampf im Reisegeschäft, mit mehr Angebot als Nachfrage. Insbesondere der von Hitzewellen geprägte Sommer 2018 bremste die Reisebuchungen und zeigt somit seine Nachwirkungen.

In Zahlen dargestellt konnte TUI im Q1-18/19 den Umsatz zwar um 4% auf 3,7 Mrd. Euro steigern, jedoch vergrößerte sich auch der Quartalsverlust um 28% auf 139 Mio. Euro. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen nur noch ein operatives Ergebnis auf dem Level des Vorjahres (1,2 Mrd. Euro). Zuvor wurde noch eine 10%ige Erhöhung in Aussicht gestellt. Insgesamt hat Friedrich Joussen jedoch vieles richtig gemacht, seit seiner Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden der TUI Gruppe 2013. Er schaffte es das Unternehmen deutlich breiter aufzustellen (eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe!) und somit unabhängiger vom margenschwachen Reisevermittlungs- und Fluggeschäft zu machen. Bis Mitte Mai konnte die Aktie dadurch auf bis zu 20,66 Euro zulegen. Seitdem musste man jedoch einen Preissturz von 56% verzeichnen und liegt derzeit bei einem Preis von nur knapp über 9 Euro. Um das Geschäft in letzter Zeit wieder anzukurbeln mussten die Reisekonzerne deutliche Rabatte gewähren, was sich naturgemäß negativ auf die Margen auswirkte. Nun will man einerseits mehr Reisen direkt über den Onlinevertrieb verkaufen anstatt über Reisebüros und andererseits neue Märkte wie China oder Brasilien erschließen, um bei den konzerneigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffen eine höhere Auslastung zu realisieren. Durch diese Maßnahmen will man wieder zurück auf die Erfolgsspur finden und der Umsatz soll bis 2022 um 1 Mrd. Euro gesteigert werden. Im 5-Jahreszeitraum mussten Investoren, aufgrund des Preissturzes seit Mitte 2018 einen Verlust von 18% (inklusive Dividenden) akzeptieren.

Dass das Geschäft für Reiseanbieter zurzeit allgemein kein leichtes ist, kann man sehr gut an TUIs größtem börsengelisteten Wettbewerber, der Thomas Cook Group aus Großbritannien, beobachten. Für das in London ansässige Unternehmen gab es im Vergleich zu TUI in den letzten Jahren noch viel deutlichere Rückschläge und Verluste zu verkraften. Innerhalb der letzten 5 Jahre brach der Aktienkurs um satte 84% ein und sorgte wohl kaum für Jubelstürme bei Investoren. Diese deutlichen Verluste sind vor allem auf die zweite Jahreshälfte des Horrorjahrs 2018 zurückzuführen. Während der Kurs im Mai 2018 noch bei 146 GBp stand, fiel er im Dezember um 85% bis auf 23 GBp. Verantwortlich für diesen freien Fall waren zwei Gewinnwarnungen im vergangenen Geschäftsjahr, als Resultat der Hitzewellen im Sommer. Auch für den kommenden Sommer ist derzeit noch keine Besserung in Sicht, da die Buchungszahlen aktuell 12% unter dem Vorjahr liegen. Ein weiterer Grund weshalb Investoren beunruhigt sind, ist der hohe Verschuldungsgrad des Unternehmens mit einem Schuldenberg von 1,6 Mrd. britischer Pfund. Zuletzt gab Thomas Cook bekannt, dass man den Verkauf der eigenen Fluglinien in Betracht zieht. Die Flotte umfasst insgesamt 103 Flugzeuge, unter anderem die deutsche Airline Condor. Ein weiteres Damoklesschwert, das sowohl über Thomas Cook, als auch über TUI schwebt, ist ein ungeregelter Brexit. Beide Konzerne befinden sich nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU nicht mehr in mehrheitlicher Hand von Aktionären aus dem europäischen Wirtschaftsraum, was negative Auswirkungen auf die Verkehrsrechte der Fluglinien TUI Fly und Condor haben könnte. Zuletzt gab Thomas Cook bekannt, dass man den Verkauf der eigenen Fluglinien in Betracht zieht. Als mögliche Käufer stehen derzeit, bei einem kolportierten Kaufpreis von 690 Mio. Euro, Lufthansa, Ryanair und Easyjet im Raum.

Zu den österreichischen Unternehmen, die indirekt von starken Ferienbuchungen und somit einem regen Flugverkehr profitieren, zählen der Flughafen Wien, Do&Co und FACC. Die Fluggastzahlen der Flughafen Wien-Gruppe steigen weiterhin kontinuierlich stark an. Im Jahr 2018 konnte man die Passagierzahlen um 11,3% steigern. Dieser Trend setzt sich auch bereits 2019 fort. Im Jänner konnte man um 20% YoY wachsen.

FACC meldete sich hingegen in der vergangenen Woche mit einer Gewinnwarnung zu Wort. Die EBIT-Guidance für das Geschäftsjahr 2018/19 musste man von 52-55 Mio. Euro auf 40 Mio. drastisch kürzen. Dies war das Resultat der Produktionseinstellung von Airbus für seinen Riesenvogel A380, der mangels Nachfrage nicht mehr hergestellt werden soll.

Des Weiteren berichtete Do&Co am 21.02. seine Zahlen zum Q3/18. Die Investoren waren etwas enttäuscht von dem leichten Umsatzrückgang aufgrund von FX-Effekten und des Verlusts des Cateringgeschäfts der ÖBB, weshalb die Aktie rund 3% einbüßte. Der Ausblick bleibt jedoch weiterhin sehr positiv, mit der Vielzahl von neuen Projekten, vor allem beim Airline Catering (Iberia, British Airways, JetBlue). Des Weiteren sollen bald die Vertragsverlängerungen mit Turkish Airlines und mit der Formel 1 folgen. Aufgrund dieser neuen Großaufträge prognostiziert das Management ein Wachstum des Geschäfts um 40% in den nächsten 3-4 Jahren. Ob man dafür auch das Catering für die Flüge zu den Hausmeisterstränden übernimmt, ist jedoch eher zu bezweifeln!

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