Von den vorhandenen Nachhaltigkeitsansätzen Ausschlusskriterien, „Best-in-Class“ (Einschlusskriterien), Themenfonds, ESG-Integration, Engagement, Stimmrechtsausübung, Impact-Investing und normbasiertem Screening werden hier oft nur die beiden erstgenannten Selektionskriterien eingesetzt.

Meist wird ein vorhandener Index, um Unternehmen reduziert, die beispielsweise mit den Bereichen Waffenproduktion, Alkohol- und Tabakherstellung oder Glückspiel in Verbindung gebracht werden. Echte Nachhaltigkeit bieten die meisten ETFs daher noch nicht.

Greenwashing oder Nachhaltigkeit.

Anleger sollten sich das Datenblatt/ Factsheet ansehen. Hier sind zumindest schon mal die größten zehn Positionen erkennbar außerdem muss der grundsätzliche Investitionsansatz erläutert werden. Weiterhin sollte es sich um ETFs mit physischer Replikation handeln, da bei synthetischen ETFs nur eine Nachbildung eines Indices erfolgt, bei dem die entsprechenden Wertpapiere gar nicht erworben werden. Sofern es sich um schwer investierbare Märkte handelt, können synthetische ETFs ein sinnvolles Vehikel sein, wenn man aber sicherstellen will, dass die Gelder Sinnvolles bewirken sollen, ist die direkte Investition vorzuziehen.

Große ETF-Anbieter kritisch betrachten.

Auffällig ist es, wenn große ETF-Emittenten „plötzlich“ die gesamte Produktpalette mit Begriffen wie „nachhaltig“, „responsible“ oder „sustainabel“ beschreiben. Nach meiner Auffassung muss man hier etwas kritischer herangehen, da in der Regel mit „Best-in-Class“ – Ansätzen oder einfachen Ausschlüssen gearbeitet wird. Bei dem, iShares ETF Dow Jones Global Sutainability Screened sollen Unternehmen enthalten sein, die im Bereich Nachhaltigkeit weltweit führend sind. In dem Index finden sich aber mehrere Mineralölkonzerne, Atomkonzerne, Automobilkonzerne oder Goldminenbetreiber. Es genügt dann eben, dass diese Firmen beispielsweise weniger CO2 verursachen als andere Firmen aus der jeweiligen Branche.

Ein weiteres Beispiel ist der iShares Refinitiv Inclusion and Diversity, der auch in den australischen Bergbaukonzern BHP, den italienischen Energiekonzern Enel und den Luxusgüterkonzern LVMH, der auch Alkohol und Pelzwaren herstellt, investiert.

SRI – ETFs als Option.

Passive Fonds mit dem Zusatz Sustainable Responsible Investing haben grundsätzlich strengere Auswahlkriterien. Dort werden einige Segmente komplett ausgeschlossen, ESG-Kriterien inkludiert und auch kontroverse Themen berücksichtigt. Hierbei wird zumindest eine größere Zahl besonderes schlechter Unternehmen ausgeschlossen.

Aktive Fonds noch die bessere Wahl.

Noch ziehe ich aktive Investments vor, weil mir insbesondere die Selektionskriterien Engagement, Impact-Investing und Stimmrechtsausübung wichtig sind. Außerdem kann ich hier direkten Kontakt zum Fondsmanagement erhalten und mich über den Investitionsansatz oder Portfolioveränderungen informieren. Außerdem ziehe ich Fondsgesellschaften vor, die auch über einen Nachhaltigkeitsbeirat verfügen, der noch eine zusätzliche Überprüfung des Anlageuniversums vornimmt bzw. das vorhandene Portfolio überprüft.

Mir ist es auch wichtig, dass Unternehmen jederzeit aus dem Portfolio entfernt werden können, die gegen Nachhaltigkeitskriterien verstoßen und nicht erst zu einem festgelegten Anpassungszeitraum ausdifferenziert werden. Bei ETF-Lösungen hätte ich grundsätzlich viel zu viele Werte im Depot in die ich, auch ohne Nachhaltigkeitskriterien, gar nicht investieren möchte. Die klare Ausdifferenzierung nicht nachhaltiger Unternehmen stellt für mich auch eine Risikominimierung dar, da hier Firmen die hohe Umweltbelastungen oder Reputationsrisiken bergen, gar nicht erst im Depot auftauchen. Themen wie Dieselgate, Wirecard oder Bayer-Monsanto sind Anlegern von aktiven Nachhaltigkeitsfonds so erspart geblieben. 

Aus dem Börse Express-PDF vom 08. September - hier zum kostenlosen Download

Sie möchten ein kostenloses, unverbindliches Probeabo? Einfach hier mailen.

Screen 08092021