Elon Musk ist ein vielbeschäftigter Mann mit zahlreichen Hobbies. Und obwohl wir immer noch auf seinen nächsten Rap-Song oder den einst versprochenen elektrischen Laubbläser warten, der von vielen als Visionär betitelte Tesla-Chef dürfte momentan bester Laune sein – wo auch immer auf der Welt er sich gerade aufhält. Der Grund: Angesichts solider Auslieferungszahlen und der Eröffnung der ersten Gigafabrik in China konnte sich Teslas Aktienkurs im Verlauf der letzten drei Monate mehr als verdoppeln als er die magische Grenze von 500 US-Dollar durchbrach und so einen neuen Höchststand erzielte. Als angenehmer Nebeneffekt stellte sich zeitgleich die Erreichung einiger weiterer bedeutender Meilensteine ein. So konnte sich die Elektrofahrzeugschmiede mit einer Marktkapitalisierung von 103 Mrd. US-Dollar (Meilenstein 1) nicht nur zum wertvollsten Autofabrikanten der Vereinigten Staaten aufschwingen (Meilenstein 2), sondern nahm im internationalen Vergleich gleichzeitig den vormals von Volkswagen gehaltenen zweiten Platz hinter Toyota ein (Meilenstein 3). Der kometenhafte Aufstieg kam für einige Anleger angesichts der eher turbulenten Historie sicher überraschend. Während die Aktie vor allem in der jüngeren Vergangenheit immer öfter wegen operationell-organisatorischen Unzulänglichkeiten in der Kritik stand (Produktionsstörungen und die schiere Geschwindigkeit mit der die finanziellen Mittel verbraucht wurden), war auch Musks öffentliches Auftreten immer wieder für Kursbewegungen (meist nach unten) verantwortlich. 2018 fiel der Kurs beispielsweise um 6 Prozent, nachdem Musk vor laufenden Kameras im Interview mit Joe Rogan einen Joint rauchte. Unvergessen bleibt sicherlich auch die wenig erfolgreiche Live-Demonstration der „bruchsicheren“ Scheiben des neu enthüllten Cybertrucks vor tausenden Zuschauern weltweit, welche den Kurs ebenfalls unmittelbar um 4,1% drückte. Zweifelsfrei erklärbar bleibt der rasche Erfolg der Aktie jedenfalls nicht, weshalb manch einer die Entwicklung bereits eher als Wette der Investoren auf Musks Genie sowie die strahlende Zukunft der Elektromobilität bewertet.

Grundsätzlich stellt sich nun natürlich die Frage wie es mit der Aktie weitergeht und auch hier könnte ein Blick in die Historie aufschlussreich sein. Betrachtet man beispielsweise Aktien mit einem Marktwert von über 20 Mrd. US-Dollar über die letzten 40 Jahre (Extremwachstumsphasen wie Dot-Com-Blase oder Erholung nach starker Rezession exklusive), so stellte sich bei vergleichbaren Fällen in den folgenden 6 Monaten eine durchschnittliche absolute Rendite von lediglich 2,6% ein.

Dennoch stellt Tesla eine Ausnahme dar: Dem einzigen anderen Automobilunternehmen, dem eine Verdoppelung der Marktkapitalisierung innerhalb der letzten 40 Jahre unter normalen wirtschaftlichen Umständen gelungen ist war Fiat Chrysler in 2017, als die Kombination aus starker Performance sowie Fusionsspekulationen den Preis in ungeahnte Höhen schnellen ließ. Tesla vollzog dieses Kunststück dagegen seit Firmengründung nun bereits zum zweiten Mal (nach 2013). Ein Grund dafür könnte die Positionierung Teslas sein. Gerade im Vergleich mit den traditionellen OEMs lässt sich Tesla durchaus auch dem Tech-Sektor zuordnen, in dem derartige Aufwertungen und Erfolgsstorys deutlich häufiger auftreten als im klassischen Automobilsektor. Entscheidend wird wohl letztendlich die Fähigkeit Musks sein, den vollmundigen Versprechungen der Vergangenheit tatsächliche Taten folgen zu lassen. Erfüllt sich dann auch noch die Prophezeiung der vollumfänglichen E-Mobilität, stehen Tesla langfristig sicherlich rosige Zeiten bevor.

Das Stimmungsbild der europäischen Autoindustrie ist im Vergleich zur amerikanischen rund um Tesla, wohl derzeit „eher“ als ernüchternd zu bezeichnen. Insbesondere das Herzstück, die einst so großen und mächtigen deutschen Automobilhersteller, musste zuletzt bereits im neuen Jahr von abermaligen Problemen und Herausforderungen berichten. Den Anfang machte Daimler am Mittwoch, als man Anleger nach katastrophalen Vorabzahlen für das Geschäftsjahr 2019 verschreckte. CEO Ola Källenius musste nach zwei Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr somit zum wiederholten Male negative Entwicklungen präsentieren. Laut den vorläufigen Geschäftszahlen hat sich der Betriebsgewinn im Geschäftsjahr 2019 auf 5,6 Mrd. Euro halbiert! Während die operative Marge in der Hauptsparte Mercedes-Benz Cars von knapp 8% auf 4% fiel musste man im Van-Geschäft sogar einen Verlust von 2,4 Mrd. Euro hinnehmen, insbesondere aufgrund der Umrüstung von Dieselfahrzeugen im Zuge des Dieselskandals.

Dieselskandal? Dieselskandal? Da war doch noch was! Vergangene Woche wurde mit VW ein weiterer großer Autobauer vom Dieselgate eingeholt und lieferte wieder Schlagzeilen. Der deutsche Konzern wurde in Kanada zu einer Strafe von umgerechnet 135 Mio. Euro verurteilt, nachdem man sich schuldig bekannt hatte, Autos importiert zu haben, deren Abgaswerte die zulässigen Grenzen überschritten haben. Insgesamt kam der Prozess nun nach 4 Jahren zu einem Abschluss und erhöhte die Rechtskosten, die für VW im Zusammenhang mit dem Dieselskandal entstanden sind, bereits auf stattliche 30 Mrd. Euro, wobei sich diese Summe sicherlich noch weiter erhöhen wird.

Diese herausfordernde Situation, in der sich die europäische Autoindustrie weiterhin befindet, färbt insbesondere auch auf die österreichische Zulieferindustrie ab. Unternehmen wie das Kunststoffverarbeitungsunternehmen Polytec (-3,2% YTD), der Stahlriese voestalpine (-5,8% YTD), oder der Aluminiumproduzent AMAG (-5,9% YTD) mussten bisher einen schwachen Start in das noch junge Jahr 2020 verzeichnen. In den Conference Calls der österreichischen Zulieferer im vergangen Jahr gab es zusammenfassend einen wichtigen Punkt der laufend thematisiert wurde: Die geringe Visibilität in der Industrie, sowie die damit verbundene wachsende Zukunftsunsicherheit. Neben den umweltbedingten Herausforderungen und Strafen kämpft die Industrie derzeit mit einer global rückläufigen Konjunktur, vor allem in jüngst immer mehr an Bedeutung gewinnenden Absatzmärkten wie China.

Vom Auto machen wir nun noch einen Ausflug zu einem schnelleren Fortbewegungsmittel, dem Flugzeug. Der Flughafen Wien präsentierte zu Beginn der Vorwoche seine Verkehrszahlen 2019 und den Ausblick für 2020. Die Passagierzahlen waren erwartungsgemäß sehr stark und lagen mit 31,7 Mio. Reisenden am Standort Wien, Dank eines starken Dezembers, am oberen Ende der Erwartungen. Insgesamt konnte man in der gesamten Gruppe (inklusive Flughafen Malta & Kosice) um 15% wachsen, am Flughafen Wien um 17,1%. Aufgrund fehlender Slots in den Spitzenzeiten sollten die von Billigairlines getriebenen Wachstumsraten im laufenden Geschäftsjahr zwar etwas zurückgehen, jedoch immer noch bei stabilen 3-5% liegen. Ab 2020 startet das Unternehmen ein großangelegtes Photovoltaik-Programm, wodurch 2020 bereits über 3 Mio. Kilowattstunden Strom aus Photovoltaik erzeugt werden sollen, mit dem langfristigen Ziel bis 2030 CO²-neutral zu sein. Ganz nach dem Motto: Gigawatt oder Schachmatt.