Alljährlich wiederholt sich das vertraute Ritual: Prognosen über die zukünftige Entwicklung der globalen Märkte, Asset-Klassen oder Branchen gehören mittlerweile längst genauso zum Jahreswechsel wie das Feuerwerk am Silvesterabend. Ob Bären oder Bullen in den nächsten 365 Tagen die Oberhand behalten werden, steht allerdings noch in den Sternen. Fünf Grundregeln sollten dabei auf jeden Fall beachtet werden, um sich 2020 sicher auf dem Finanzparkett zu bewegen:

Alter und Schwankungen müssen sich vertragen.

Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit „all in!“ beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber kurzfristig auch sehr viel verlieren kann. Bevor ein potenzieller Anleger zum ersten Mal Wertpapiere kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt. Wenn später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurz- und mittelfristige Ziele geht. Die individuellen finanziellen Möglichkeiten spielen die größte Rolle. Ein anderer Aspekt ist das Lebensalter. Generell lässt sich sagen, dass junge Erwachsene im Vergleich zu Menschen im fortgeschrittenen Alter aber etwas höhere Schwankungen vertragen, da die Zeitspanne bis zu ihrem Ruhestand länger ist.

Gier ist nicht immer gut.

Auf der Jagd nach möglichst hohen Renditen neigen insbesondere unerfahrene Privatinvestoren oftmals dazu, herbe Verluste einzufahren, indem sie nur das tun, was andere, vor allem professionelle Marktteilnehmer, bereits lange vor ihnen getan haben. Der Herde folgend tendieren sie dazu einzusteigen, wenn die „Börsenparty“ bereits vor ihrem Ende steht. Der Run auf Immobilien-Investments kurz vor Beginn der Finanzkrise ist hierbei nur eines von vielen Beispielen. Nach dem Motto „Gier ist gut“ sollten Börsen-Neulinge jedenfalls nicht handeln. Anleger sollten zusammen mit ihrem Berater eine Strategie finden, die zu den jeweiligen finanziellen Zielen sowie Verhältnissen passt, und diese beibehalten, auch wenn Kursschwankungen auftreten. Wer sich daran hält, hat schon halb gewonnen.

Im Leben gibt es nichts geschenkt.

Stellten Investoren früher stärker den Renditeaspekt in den Vordergrund, so ist es seit 2008 vor allem ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis, das die Anleger führt. Obwohl das vergangene Jahr ein historisch niedriges Zinsniveau mit sich gebracht hat und das Geld auf dem geliebten klassischen Sparbuch mehr denn je verkümmert, scheut sich der österreichische Anleger nach wie vor sein Erspartes in Aktien anzulegen. Nur sechs Prozent der Österreicher besitzen Aktien, das ist im internationalen Vergleich sehr wenig. Wer sein Vermögen wachsen sehen möchte muss aber zwangsläufig etwas Risiko – das aber gut kalkuliert ist – in Kauf nehmen. Die Aussicht auf eine höhere Rendite geht immer mit Kursschwankungen einher.

Weg mit den Scheuklappen.

Wer frei nach dem Prinzip „Mir wird schon nichts passieren“ in den Tag hineinlebt, wird mit ziemlicher Sicherheit im Laufe des Lebens böse Überraschungen erleben. Themen wie langfristige Liquiditätsengpässe, Krankheiten oder Todesfälle sind unangenehm, aber omnipräsent. Angesichts der staatlichen Defizite, des demografischen Wandels und der niedrigen Zinsen ist beispielsweise Altersarmut ein großes unangenehmes Thema. In den meisten Umfragen zum Thema Geld betonen die Konsumenten, im Alter keine allzu großen finanziellen Abstriche machen zu wollen. Um allerdings monatlich 1000 Euro zusätzlich zur staatlichen Pension zur Verfügung zu haben, gilt es, zuvor ein Vermögen von rund einer halben Million Euro aufzubauen, besagt eine Faustregel. Wer erst mit Mitte 30 mit der Vorsorge für den Lebensabend beginnt, muss sehr hohe monatliche Beträge zur Seite legen, um das zu schaffen. Junge Menschen – und vor allem jene, die vorhaben eine Familie zu gründen – müssen sich früh genug auch mit unangenehmen Szenarien auseinandersetzen.

Wissen ist Macht.

In Zeiten, in denen man online binnen weniger Minuten einen bankfähigen Haushaltsplan erstellen kann oder einen Robo Advisor befragen kann, ist gute Beratung rar und für schlechte Beratung wird im Nachhinein teuer bezahlt. Je komplexer die eigenen Vermögensfragen, desto wichtiger ist es, einen Experten zu konsultieren. Bei der Auswahl des richtigen Betreuers sind neben Fachwissen, Objektivität und Integrität auch Zusatzausbildungen sowie Zertifizierungen – wie beispielsweise jene zum CFP – ausschlaggebend. Finanzbildung ist dabei der beste Konsumentenschutz. Obwohl niemand im Leben vor Enttäuschungen gefeit ist, lassen sich bestimmte Fehlschläge vermeiden, indem man sich ein Grundlagenwissen in Finanzfragen aufbaut. Da das heimische Bildungssystem dem Thema Finanzbildung wenig Aufmerksamkeit schenkt, ist jeder Einzelne gefordert, die Initiative zu ergreifen. Wir als Österreichischer Verband Financial Planners arbeiten kontinuierlich daran, Finanzbildung in Österreich voranzutreiben.