Börse Express: Die Franklin Templeton Investment Gruppe ist 2021 der Net Zero Asset Management Initiative – ein internationaler Zusammenschluss von Vermögensverwaltern, die sich verpflichtet haben, das Ziel von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 oder früher zu unterstützen – beigetreten. Hat sich dadurch etwas in Ihren täglichen Portfoliomanagement-Aktivitäten verändert?

Craig Cameron: Nein. Denn bereits seit 5. März 2018 konzentriert sich der Templeton Global Climate Change Fund – vormals Templeton Global (Euro) Fund – vor allem auf globale Unternehmen, die die langfristigen finanziellen Chancen und Risiken, die durch den Klimawandel und die Erschöpfung von Ressourcen entstehen, erkennen und sich daran anpassen. Mit dieser Dekarbonisierungsstrategie werden wir den Anforderungen, die sich mit dem wichtigen Schritt des Beitritts ergeben haben, sowieso gerecht.

 

Auf welche Unternehmen bzw. Kategorien zielt Ihre Anlagestrategie konkret ab?

Wir investieren erstens in lösungsorientierte Unternehmen, die ein Produkt oder eine Dienstleistung anbieten, das/die Emissionen reduziert und mindestens die Hälfte der Einnahmen des Unternehmens ausmacht. Zweitens suchen wir nach resilienten Unternehmen, also solchen, die sich vor dem Problem des Klimawandels geschützt haben und einen gewissen Nutzen daraus ziehen könnten, weil sie bereits neue Vorschriften einhalten oder die Kohlenstoffsteuer vermeiden werden. Und drittens sind für unser Portfolio Unternehmen interessant, die im Wandel begriffen sind, also ihr Geschäft umstellen um widerstandsfähiger gegen Klimawandelfolgen zu werden oder um mehr Lösungen anzubieten.

 

Wie sieht diesbezüglich die thematische Aufgliederung des Portfolios aus?

Rund 61 Prozent des Aktienanteils im Portfolio sind in lösungsorientierten Unternehmen investiert, mehrheitlich in den Themen Energieeffizienz und Erneuerbare Energien, aber auch in den Bereichen Abfall- und Wasserwirtschaft, nachhaltige Verkehrsmittel sowie nachhaltige Land- und Forstwirtschaft. Über 34 Prozent wurden in resiliente bzw. Unternehmen im Wandel investiert.

 

Im Templeton Global Climate Change orientieren sie sich auch nach den Scope 1,2,3 und 4 Emissionen der Unternehmen im Fonds. Mit dem für Ihren Fonds relativ einzigartigen Konzept der Scope 4 Emissionen oder vermiedenen Emissionen schätzen Sie die Wirkung der sauberen Technologien auf die CO2-Reduzierung ab. Wie schaut Ihre Einschätzung bezüglich der Scope 1,2 und 3 Emissionen des Fonds im Vergleich zum Markt anhand Ihrer Benchmark aus und gibt es auch eine Einschätzung bezüglich der Scope 4 Emissionen?

Wenn wir uns die Scope 1 & 2 bzw. Scope 3 Emissionen anschauen, dann liegt der Fonds mit geschätzten 99 (Scope 1 & 2) und 480 (Scope 3) Tonnen CO2 pro investierter Million US-Dollar unter dem Marktdurchschnitt mit geschätzten 140 bzw. 546 Tonnen CO2 pro investierter Million US-Dollar. Die potenziell vermiedenen Emissionen unseres Fonds übersteigen die Fondsemissionen Scope 1,2 und 3 dagegen um ein Vielfaches, sie belaufen sich nämlich auf geschätzte rund 7.400 Tonnen CO2 pro investierter Million US-Dollar. Hier gibt es allerdings keinen Vergleich mit dem Markt, weil die Datenlage dies nicht zulässt.

 

Wie sieht die Fondsbilanz in Bezug auf sein ESG-Rating aus?

Sowohl die ESG-Ratings von MSCI als auch von Sustainalytics bewerten unseren Fonds überdurchschnittlich gut. So sind zum Beispiel mehr als die Hälfte unserer Portfoliogesellschaften von MSCI als Marktführer (AAA oder AA) innerhalb eines Industriezweigs eingestuft worden. Und von Sustainalytics wurde unser ESG-Risiko – gemessen an der Anfälligkeit eines Unternehmens für branchenspezifische wesentliche ESG-Risiken und den Umgang des Unternehmens mit diesen Risiken – als niedrig bewertet, was trotz einer signifikanten Allokation in Bereichen mit naturgemäß höherem Risiko wie Bergbau und Small Cap auf ein unterdurchschnittliches ESG-Risiko im Portfolio hinweist.

 

Apropos Allokation. Womit hebt sich der Templeton Global Climate Change Fonds von der Konkurrenz ab?

Unser Fonds hebt sich u.a. mit der Gewichtung nach Sektoren und Regionen von der Konkurrenz ab. Zur Sektorgewichtung: Unser Fonds ist breiter aufgestellt, mit starker Gewichtung von Materialien – aufgeteilt auf nachhaltige Verpackungen, Batteriematerialien und Ressourcengewinnung macht der Grund- und Rohstoffanteil rund 24 Prozent des Fonds aus – und schwächerer Gewichtung von Technologie. Der Bereich Ressourcengewinnung, etwa acht Prozent des Fonds, ist ein einzigartiges Engagement in der Vergleichsgruppe. Was die regionale Gewichtung betrifft, sind wir auch hier breiter aufgestellt und gewichten Asien und Europa über. Wegen des erweiterten Chancenspektrums gewichten wir Asien mit rund 25 Prozent gegenüber ca. 10 Prozent im Peer Durchschnitt. Die Übergewichtung Europas halten wir für sinnvoll, weil die Region im Bereich Klimaschutz weltweit führend ist und viele Branchenführer dort ihren Sitz haben.

 

Konkreter zu den Grund- und Rohstoffen: Warum investieren Sie gerade in Unternehmen, die Metalle wie Lithium, Aluminium, Kupfer und Nickel gewinnen wie Albemarle (weltweit größter Produzent von Lithium und Lithiumverbindungen mit Sitz in den USA), Sumitomo Metall Mining (gehört zur japanischen Sumitomo Group, auf die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Nichteisenmetallen wie etwa Kupfer und Nickel spezialisiert), Norsk Hydro (internationaler Aluminiumproduzent mit Sitz in Norwegen) und Antofogasta (chilenischer Bergbaukonzern mit Sitz in Großbritannien, fördert überwiegend Kupfer)?

Nun, wir fragen uns zuerst, welche sind die wichtigsten Metalle für die Energiewende bzw. welche werden für die Erreichung des Netto-Null-Ziels am meisten benötigt. Das ist sozusagen eine Top-Down-Entscheidung. Wir brauchen z. B. viel mehr Kupfer, weil in Elektroautos viel mehr Kupfer verbaut ist, als in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Der rasante Nachfrageanstieg und das knappe Angebot sorgen dabei für eine attraktive Wirtschaftlichkeit. Bottom-Up schauen wir dann darauf, welche Mining-Unternehmen können ihre Produktion steigern, welche haben in Ihrer Branche die besten ESG-Ratings und sind bei der Metallgewinnung und -verarbeitung weniger kohlenstoffintensiv als andere, haben also einen gewissen Wettbewerbsvorteil. Bei Norsk Hydro z.B. besteht die Kernstrategie darin, die Aktivitäten in Regionen der Welt auszubauen, in denen emissionsfreier Strom wie Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und mehr genutzt werden kann und in Norwegen gewinnt das Unternehmen Aluminium zu 100 Prozent mit Energie aus Wasserkraft.

 

Sehr geehrter Herr Cameron, vielen Dank für das Gespräch.