Die führenden Banken im Euroraum haben nach Einschätzung der EZB-Bankenaufsicht in der Summe derzeit keine bedenklichen Kapitallücken. "Mit dem Gesamtniveau der Kapitalausstattung der bedeutenden Institute, die von uns beaufsichtigt werden, sind wir weitgehend zufrieden", bilanzierte der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria, am Dienstag in Frankfurt.

Die von den Behörden insgesamt geforderten Werte an hartem Kernkapital (CET1) erhöhten sich um 20 Basispunkte auf 11,7 Prozent. Hartes Kernkapital gilt als wichtiger Puffer für Krisenzeiten. Von den 109 Banken, die im Rahmen der jährlichen sogenannten SREP-Überprüfung von der Aufsicht in Augenschein genommen wurden, lagen 6 unter den empfohlenen Werten. Diese Institute müssen nun einen Plan vorlegen, wie sie die Lücken schließen wollen.

In dem "SREP"-Prozess ("Supervisory Review and Evaluation Process") bewerten die Aufseher unter anderem die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und die Angemessenheit des Risikomanagements. Im Ergebnis legen die Behörden individuelle Kapitalzuschläge für Banken fest und bestimmen unter anderem, wie viel Geld die Institute als Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen.

Mit dem Abbau von ausfallgefährdeten Darlehen ("Non-Performing Loans"/NPL) kommen die Institute den Angaben zufolge gut voran: Als die EZB vor gut fünf Jahren die Bankenaufsicht im Euroraum übernahm, belief sich das NPL-Volumen bedeutender Institute auf rund eine Billion Euro. Ende September 2019 waren es noch 543 Milliarden Euro.

Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die größten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt, derzeit sind es 117 Institute im gemeinsamen Währungsraum./ben/DP/jha

AXC0076 2020-01-28/08:50

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