Erst gerade hat Evotec wieder reichlich Geld eingeheimst. Zunächst 20 Millionen Dollar - umgerechnet knapp 17 Millionen Euro - fließen aus einer Neurologie-Allianz mit dem US-amerikanischen Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb <US1101221083> (BMS) nach Hamburg. Zudem haben sich die Hanseaten das Recht auf umfangreiche Meilensteinzahlungen und eine Umsatzbeteiligung gesichert, weil BMS nun per Lizenz eine von Evotec entdeckte Prüfsubstanz weiterentwickeln will.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen, die Evotecs tägliches Geschäft ausmachen und die das Unternehmen sehr erfolgreich seit Jahren antreiben. Kenner sehen Evotec als einen der Leuchttürme der Biotechbranche. Evotec gilt als gefragter Partner für Pharmaunternehmen, die ihre Forschung zunehmend auslagern. Neben der Auftragsforschung sucht der MDax-Konzern aber auch auf eigene Faust oder gemeinsam mit anderen nach Wirkstoffen. Evotecs Partner lesen sich dabei oft wie das "Who is Who" der Pharmabranche. Mit im Boot sind aber auch wissenschaftliche Einrichtungen, Universitäten, Kliniken oder beispielsweise Stiftungen.

Der langjährige Konzernlenker Werner Lanthaler setzt dabei gern auf vergleichsweise junge Forschungsansätze. Als wichtiges Herzstück von Evotecs Forschungsarbeit gilt die Screeningplattform mit sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC). Bei dieser Methode werden menschliche Zellen in Stammzellen zurückprogrammiert und können dann in jede beliebige andere Zellen verwandelt werden.

Zusammen mit Partnern haben die Hamburger diese Methode der Wirkstofforschung in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben zu einer der größten und komplexesten iPSC-Plattformen der Branche aufgebaut, die Industriestandards erfüllt. Das von BMS nun einlizensierte Prüfpäparat ist der erste große Erfolg für die Technologie, denn auch dieses wurde per iPSC-Plattform entdeckt.

Viel Geld steckt Evotec derzeit in den Aufbau einer Produktion von biotechnologisch hergestellten Wirkstoffen. Eine Anlage in den USA wurde soeben eröffnet, eine weitere im französischen Toulouse soll folgen. Auch dieses Vorhaben soll ein Paukenschlag werden: Die Fabrikation basiert auf einer mit dem Kauf des US-Unternehmens Just Biotherapeutics im Jahr 2019 übernommenen Technologie. Hiervon verspricht sich Evotec-Chef Lanthaler in der Produktion enorme Kostenvorteile. Er dürfte daher auch auf reichlich Aufträge aus der Branche hoffen.

Ohnehin hat sich der Kauf als guter Griff erwiesen. Die mittlerweile als Evotec-Just Biologics firmierende US-Tochter wurde Anfang dieses Jahres mit einem Millionenauftrag durch das US-Verteidigungsministerium bedacht. Das Unternehmen soll nach Antikörpern suchen, unter anderem für einen Covid-19-Wirkstoff. Im zweiten Quartal zeigte sich jedoch, dass die hohen Investitionen in die Biologika-Anlagen zunächst auf das Ergebnis drücken. Dennoch bestätigte Evotec seine Wachstumsziele.

Die Aktie:

Seit rund fünf Jahren gilt Evotec dank seiner anziehenden Erfolgsgeschichte als Anlegers Liebling. Doch der soeben zu Ende gegangene Börsenmonat bescherte dem Evotec-Papier einen besonders beeindruckenden Lauf: Ein Hoch jagte das nächste, mit 44,05 Euro kostete der Anteilsschein zeitweise wieder so viel wie im Jahr 2000. Binnen des Monats hat das Papier mehr als ein Fünftel an Wert hinzugewonnen.

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