Was ist heutzutage schon „sicher“? Klimawandel, Schuldenkrise, Bienensterben, nukleare Aufrüstung: Jedes Angstthema hat seine Fangemeinde.

Derzeit sprechen Deutsche Bank (WKN:514000) und Commerzbank (WKN:CBK100) scheinbar ernsthaft über eine Fusion. Ist das nicht ein Zeichen für den bevorstehenden Bankenkollaps?

Ja, das Leben auf diesem schönen Planeten kann durchaus riskant sein. Das wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Aber das muss noch lange nicht bedeuten, dass man nicht trotzdem erfolgreich investieren kann.

Volatilität akzeptieren lernen

Du planst dieses Jahr mit einer Rendite von 8 % für dein Aktiendepot? Ja, ich weiß. Dieser Wert entspricht in etwa der durchschnittlichen jährlichen DAX-Rendite seit 1988. Trotzdem muss ich dir wohl oder übel diesen Zahn ziehen. Vielleicht wird der DAX dieses Jahr um 8 % abstürzen, vielleicht aber auch um 30 % in die Höhe springen. Fakt ist: Niemand kann heute sicher wissen, welche Rendite am Ende des Jahres unterm Weihnachtsbaum liegen wird.

„Aber du sagst doch immer, dass es für den Vermögensaufbau nichts Besseres als Aktien gibt?“ Das stimmt! Langfristig sind Aktien aus meiner Sicht absolut konkurrenzlos. Kurz- bis mittelfristig verhalten sich Aktien aus meiner Erfahrung eher wie das Leben selbst: mal enttäuschend, mal überraschend, mal hoffnungsvoll, mal depressiv. Kurz: volatil (aus dem Lateinischen „volatilis“, was so viel bedeutet wie „fliegend“ oder „flüchtig“).

Eine nahezu „sichere“ langfristige Rendite von 8 % werden demnach nur diejenigen Investoren mit Aktien erzielen, die mit einer kurz- bis mittelfristigen Volatilität gut umgehen können. Denn wer kurz- bis mittelfristig das Handtuch wirft, der ist auch langfristig nicht dabei. Oder mit den Worten von Börsenguru André Kostolany: „Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“

„Also muss ich nur den Schmerz kurz- bis mittelfristiger Unsicherheiten ertragen können, wenn ich langfristig erfolgreich sein will?“ Ja, das wäre ein erster Schritt. Aber wieso gestattest du der Achterbahn Börse überhaupt so viel Macht über deine Gemütslage? Klar, ich versteh schon. Es ist dein hart erarbeitetes Geld, das da gerade „verbrennt“. Ich halte es da allerdings lieber wie die alten Stoiker: An der Börse geht es abwärts? Super! An der Börse geht es aufwärts? Auch gut! Ob Bullen- oder Bärenmarkt: Ich investiere langfristig. Was kurz- bis mittelfristig an der Börse passiert, ist mir total egal.

Vorbereitung auf das Schlimmste, Hoffnung auf das Beste

Es soll ja Investoren geben, die bei jeder kleinen Chart-Delle nervös die PUT-Optionen zücken. Zur Erinnerung: Der Kurs einer PUT-Option steigt (tendenziell), wenn der Kurs des Basiswertes (zum Beispiel der DAX) fällt.

Aber ist der Einsatz von Finanzinstrumenten, die gegen den Markt wetten, jetzt das Allheilmittel gegen die Unsicherheit? Nun, gottgleiches Timing vorausgesetzt, könnte man durchaus einen glättenden Effekt mit dieser Methodik bewirken.

Bleibt die Frage zu klären, was genau man eigentlich glätten möchte? Eine Korrektur von wenigen Prozenten, wie sie zum Beispiel seit Anfang 2018 im DAX zu beobachten ist (Stand: 18.03.2019)? Oder doch nur Ausnahmesituationen wie anno 2002, wo der DAX über 50 % an Wert verlor? Derartige Ausnahmesituationen haben sicher vielen Investoren wehgetan. Trotzdem ist der DAX heute über 400 % fetter im Vergleich zum Tiefpunkt 2003. Eine Glättung 2002/2003, mit welchen Methoden auch immer, hätte an diesem phänomenalen Erfolg auch nichts geändert.

Wer nichts glätten möchte, würde aber vielleicht trotzdem gerne den Worst Case (die größte anzunehmende Katastrophe) verhindern. Aber von welchem Szenario sprechen wir hier?

Bei einzelnen Aktien ist der Worst-Case schnell gefunden. Rutscht ein Unternehmen in die Pleite, divergiert der Wert der Aktie, die mit diesem Unternehmen assoziiert ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen null.

Aber bei einem DAX-ETF, mit dem man bekanntermaßen „den Markt“ kauft? Können nicht auch alle Unternehmen auf einmal untergehen? Wenn ich es mir recht überlege, ist genau das der Worst-Case. Das Gute an diesem Szenario ist, dass wir uns darauf wohl nicht vorbereiten müssen. Denn wenn es tatsächlich einmal so weit gekommen sein wird, dann werden wir ziemlich sicher andere Dinge zu tun haben, als unser perfekt abgesichertes Portfolio zu feiern.

Ich könnte mir den ganzen Tag Gründe ausdenken, die dafür sprechen, dass die Welt (und die Börse sowieso) zu unsicher sind, um jetzt zu investieren. Derlei Gedankenspiele lassen sich bis zur Zombie-Apokalypse oder zur weltweiten Pandemie weiterspinnen. Aber bei all der (teils durchaus berechtigten) Angst darf meiner Meinung nach eine wichtige Frage nicht unterschlagen werden: Was machst du, wenn die große Krise niemals kommt?

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Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019