Volkswagen lässt sich mit seiner Entscheidung über das umstrittene neue Werk in der Türkei noch mehr Zeit. Man werde frühestens ab der Mitte des ersten Quartals 2020 zu einer abschließenden Bewertung kommen, hieß es am Freitag aus Konzernkreisen in Wolfsburg. Zuvor hatte die "Automobilwoche" berichtet, dass dies "nicht vor Februar" anstehe. Der Konzern hatte den Beschluss eigentlich schon für den Herbst 2019 geplant, wegen der Militäraktionen der Türkei in Nordsyrien dann aber auf Eis gelegt. Es gab Kritik an dem Vorhaben, ausgerechnet in einem Land mit heikler Menschenrechtslage eine neue Mehrmarken-Fabrik zu eröffnen.

Sollte es am Ende doch nicht auf den in Manisa nahe Izmir gelegenen Standort hinauslaufen, will VW ein schon bestehendes Werk entsprechend erweitern, aber keine komplett neue Standortsuche starten. In diesem Fall sollen Niederlassungen in Osteuropa gute Chancen haben - im Gespräch war unter Branchenbeobachtern zuletzt etwa Bratislava. Der Konzern will unter anderem die Produktion des bisher in Emden hergestellten Passat und des Skoda Superb an einen anderen Ort verlagern. Zunächst hatten sich auch Rumänien und Bulgarien Hoffnung auf ein mögliches neues Volkswagen-Werk gemacht.

Eine Entscheidung über den Zuschlag wollte VW nach der ersten Verschiebung ursprünglich bis zum Jahreswechsel treffen. Mehrfach hatte es geheißen, man sei in "finalen" Gesprächen. Anfang Oktober gründete der Konzern eine türkische Tochtergesellschaft. Die Firma wurde ins Handelsregister eingetragen und mit einem Kapital von umgerechnet rund 164 Millionen US-Dollar ausgestattet.

Nötig wird das Werk unter anderem, weil VW den Umstieg in die E-Mobilität an deutschen Standorten beschlossen hat. Zwickau wird bereits umgebaut, die Werke in Emden und Hannover sollen folgen./jap/DP/eas

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AXC0176 2019-12-13/11:33

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