Dabei wird jedoch leicht übersehen, dass neue Therapien in aufwendigen klinischen Studien erst auf ihre tatsächliche Wirksamkeit und Sicherheit getestet werden müssen, bevor sie von den Arzneimittelbehörden zum großflächigen Einsatz zugelassen sind. Das heißt: Wer die Gewinner von neuen und wirkungsvollen Therapeutika sind, wird sich erst im Rückblick herausstellen. Wenn vom aktuellen Schock wieder in den Normalmodus geschaltet werden kann, wird evident, dass SARS-Cov-2 für die BioPharma-Branche nur ein Teilgebiet aus einer ganzen Palette schwerer und oft letaler Krankheiten ist. Aus Anlegersicht macht es deshalb Sinn, nicht ziellos auf vermeintlich erfolgreiche Einzeltitel zu setzen, sondern auf ein breit diversifiziertes Portfolio, in dem es bestenfalls eine kleine Beimischung sein sollte.

Die durch das Coronavirus ausgelösten globalen Kurseinbrüche auf dem Kapitalmarkt haben auch die Aktienkurse von Healthcare Companies mitgerissen, nicht zuletzt wegen der passiven Instrumente wie Indexfonds oder ETFs, die durch unselektive Verkäufe den Abwärtstrend beschleunigten. Zumindest fielen die Verluste per saldo geringer aus als im breiten Markt. Denn Investoren haben sich fallweise erinnert, dass die Nachfrage nach Medikamenten und Gesundheitsdienstleistungen weitgehend unabhängig von konjunkturellen Zyklen erfolgt.

Die Gewinnentwicklung der Unternehmen hängt weniger von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung, sondern vielmehr von deren Marktposition, Patentschutz und Innovationserfolg ab. Die Aktienkurse von Unternehmen mit Corona-Bezug haben sich anlassbedingt besser entwickelt als solche ohne. Um einzelne Titel brach gar ein regelrechter Hype aus. Anleger, die auf die möglichen Gewinner der Viruskrise fokussieren, gehen jedoch erhebliche Risiken ein. Denn ob die Therapie erfolgreich ist und mit welcher Bedeutung sich das im Geschäftsverlauf des Unternehmens bemerkbar macht, kann noch nicht prognostiziert werden. Auch wenn der unvermutet aufgepoppte Virus die Welt aktuell im Bann hält, sollte nicht übersehen werden, dass BioPharma-Unternehmen an einer ganzen Reihe von innovativen Therapien forschen, wie etwa im Bereich der Onkologie, Seltenen Krankheiten oder solchen des Zentralnervensystems sowie den Folgen von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen. Viele Healthcare Aktien sind aktuell mit einem Abschlag bewertet, obwohl sie aufgrund ihrer Defensiv-Qualitäten sehr attraktiv sind. Sie sollten daher nach Bewältigung der Krise wieder verstärkt in den Blickwinkel der Anleger rücken. Gut möglich, dass die Lösungsmöglichkeiten, die der Sektor bietet, dann grundsätzlich mehr geschätzt werden.

Die aktuelle Situation führt zu einer hohen psychischer Belastung durch steigende Ansteckungszahlen, der starken Reduzierung der sozialen Kontakte und der Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlicher Auswirkungen in der Gesamtheit, aber auch für den Einzelnen. Umso wichtiger ist es völlig emotionslos, nur die reinen Fakten bei der Auswahl von Unternehmen, zu beurteilen. Der wichtigste Ratschlag wäre demnach den Tunnelblick auf tägliche Infektionszahlen und Marktschwankungen verlassen, auf die Lösungen der BioPharmaindustrie zu vertrauen, breit gestreut zu investieren und nicht zu spekulieren.<<