Es wird Zeit. Eigentlich kann man sagen, es ist eins vor Zwölf. Noch mehr kann man sagen, dass derzeit ein sehr wichtiger Teil der Wirtschaft sichtbar leidet. Noch genauer kann man sagen, dass die Wirtschaft als Ganzes derzeit leidet. Und noch konkreter muss man sagen, dass der aktuelle volkswirtschaftliche Effekt gesamthaft als deutlich negativ zu beurteilen ist. Die Rede ist von der erstickenden Wirkung gehäufter Finanzregularien.

Bevor jetzt kommt, wie wichtig und wie sehr zum Schutz und wasnichtallespassierenhättekönnenwennnicht … nur der Versuch einer natürlich rein persönlichen Objektivierung. Objektivieren schadet ja nichts, oder?

Nun, der Besuch beim letzten Börsenpreis liefert den Tropfen der die Amphore zum Plätschern bringt. Tolles Fest, die Börse hat wirklich gut organisiert und der Wiener Börse kann man auch gratulieren. Hat innerhalb des ihr möglichen Rahmens wieder Bewegung und Engagement sichtbar gemacht. Indirekt motiviert. Nein, die Rede ist von den Festreden der geladenen Gäste. Und da natürlich die Politik an vorderster Front. Interessant waren hier weniger die Inhalte …, sondern wie sehr sich die Struktur dieser Reden in den letzten Jahren gleicht. Einem Fachpublikum, und ich bin so keck und unterstelle einmal diesen Terminus, wird mit atemloser Oberflächlichkeit eine Plattitüde nach der anderen an den Kopf gedonnert und das alles im Bemühen als „seinesgleichen“ Sympathien zu erhalten und andererseits als „Schutzbeauftragter“ die vielen Bedrohungen von allen möglichen Anlegern und -Innen zu beleuchten. Die Tatsache, dass seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt kein einziger (nicht eine oder einer!) Politiker sich öffentlich zum Besitz von Aktien bekannt hat (O-Ton auf direkte Anfrage: „man will sich ja nicht angreifbar machen“) entlarvt so manche Glaubwürdigkeit. Aber alle, wirklich alle, sind mittlerweile auf der Schiene gelandet, dass es inzwischen auch ein paar Regularien weniger sein dürfen. Perfekt, möge man ausrufen! Endlich erkannt! Aber dem treuen Besucher solcher Veranstaltungen mit ein wenig ertrotztem Kurzzeitgedächtnis mag der Ruf im Halse stecken bleiben in Erkenntnis so vieler ähnlicher Vorreden die … erraten nichts, aber wirklich gar nichts verbessert, zumeist sogar offen oder stillschweigend verschlimmert haben. Die Sehnsucht nach Preiseverleihung weil somit Buffet und Getränkenähe mag verziehen sein.

Was hier aber aufgezeigt werden mag, ist weniger die Enttäuschung durch Politik oder ähnliche Steuerungsbemüßigte, sondern der Hinweis darauf, dass der Zeitpunkt erreicht ist, wo sich die aktuell herrschenden Regularien sichtbar negativ in die Wirtschaftskreisläufe hineinarbeiten und bereits zu kaum zu reparierenden Effekten vertieft haben. Die Uhr tickt immer lauter, geläutet hat der Wecker bereits. Interessant, dass vor drei Jahren die EU einen Aufruf machte und erbat ihr via die jeweiligen lokalen Kontrollbanken oder Aufsichtsbehörden jene Regularien (damals waren es noch 63) zu melden von denen negative wirtschaftliche Effekte ausgehen. Man nahm sich damals drei Monate Zeit dies zu erheben. Als nach einem knappen Jahr noch kein Statement seitens EU kam fragte ich nach und bekam als Antwort, dass es kaum Hinweise oder Statements gab die gemeldet wurden, weil sich (wieder auf Nachfrage diesmal bei mehreren regulatorisch betroffenen Großbanken und Asset Managern) niemand getraut hat (!). Es hatte sich niemand am Regulator anstreifen getraut, aus Angst, danach selbst zum Ziel zu werden! Das allein enttarnt ja bereits das Grundproblem. Wir sind alle verschreckt, weil wir den Zweck des Ganzen nicht mehr mit der Vermeidung schlechter Tendenzen verbinden, sondern weil wir nicht im Fokus der Aufsichtsbehörden stehen wollen. Schlechtes Gewissen ist ja schon fast wie die Generalschuld .