Eine aktuelle Studie von McKinsey (09/2018) zeigt, dass jedes Jahr alleine in Deutschland mehrere Milliarden Euro eingespart werden könnten, wäre das Gesundheitswesen digitalisierter. Diese Zahl wird voraussichtlich noch weiter steigen, denn die zunehmende Alterung der Gesellschaft, die wachsende Bevölkerungszahl sowie die stets teurer werdenden Behandlungsmethoden treiben die Gesundheitskosten immer weiter voran. Außerdem wird die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen aufgrund der höheren Lebenserwartung immer weiter zunehmen und der medizinische Fortschritt treibt die Kosten weiter in die Höhe. In den nächsten Jahren wird folglich mit einem jährlichen Kostenanstieg von 4,5% gerechnet.

In den USA sieht das Bild nicht anders aus. Seit 1960 seien die Kosten im Gesundheitswesen um 818% gestiegen – das Wachstum des Bruttoinlandproduktes lag demgegenüber lediglich bei 186% (McKinsey). Um Ineffizienzen zu vermindern und Kosteneinsparungen erzielen zu können, sind «intelligente» Lösungsansätze daher stark gefragt. Investitionen in die Digitalisierung dürften dem Problem Abhilfe schaffen – und die Industrie könnte einen starken Wandel durchleben.

Verschiedene Ansatzpunkte von «Digital-Health»

Es gibt verschiedene Ansatzpunkte, wie das Gesundheitswesen digitalisiert und damit effizienter ausgestaltet werden kann. So halten Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen, Robotik und Big Data Einzug im Gesundheitswesen.

Man denke zum Beispiel an die Forschung und Entwicklung, Testergebnisse und die extrem hohe Anzahl an Daten, die daraus entstehen. Durch die Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung und die Automatisierung von Arbeitsabläufen könnten massive Kosteneinsparungen erreicht und die Abrufbarkeit der Daten sichergestellt werden.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz könnte die Effizienz in Forschung und Entwicklung weiter gesteigert und die klinischen Erfolgsdaten könnten unterstützt und verarbeitet werden. Außerdem wurde KI bereits eingesetzt, um in den Unmengen an Daten Muster zu erkennen und sich auf dieser Basis weiterzuentwickeln. Als Beispiel lässt sich hier die Analyse von Röntgenbildern aufführen. Informationen werden abgerufen, analysiert, bewertet und verständlich dargestellt. Das Potenzial von intelligenten Technologien ist aber damit noch lange nicht ausgeschöpft. KI könnte dazu beitragen, Krankheiten früher zu erkennen und verbesserte Therapieformen zu entwickeln. Die Wachstumsprognosen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen sind vielversprechend.

 

Quelle: Statista.com, 2019; Hinweis: Frühere Wertentwicklungen und Simulationen sind keine verlässlichen Indikatoren für die künftige Wertentwicklung.

 

 

Neben KI sind und bleiben Wearables das große Thema im Gesundheitswesen. Diese können wertvolle Hinweise über die Gesundheit der Träger geben; dazu passende Gesundheits-Apps könnten Patienten zudem bei der Selbstbehandlung unterstützen – oder die Geräte überliefern die medizinisch relevanten Daten direkt an den Arzt. Wearables ermöglichen somit neue Gesundheits-Monitoring-Systeme, welche Sensorik, eine intelligente Datenauswertung sowie neue, patientenfreundliche Interaktionen vereinen (IBM). Krankheiten könnten folglich frühzeitig erkannt und Maßnahmen ergriffen werden. Ebenso dürften KI-gestützte Diagnostik und Telemedizin die Effizienz zusätzlich steigern. Auf diese Weise können nicht nur Kosteneinsparungen erreicht, sondern auch Gesundheitsprobleme entschärft werden.

Verschiedenste Industrien beteiligt an der Weiterentwicklung von e-Health

EEs ist folglich wenig überraschend, dass Unternehmen aus den verschiedensten Branchen auf den Zug aufspringen und smarte Geräte entwickeln oder in Künstliche Intelligenz oder Big-Data-Lösungen investieren. Seien es Pharma-Giganten, Tech-Riesen oder auch Versicherungen; die Unternehmen versprechen sich viel von der zukunftsweisenden Technik.

Tech-Riesen rücken in den Pharma-Bereich vor

So hat zum Beispiel Apple in ihrer Smartwatch Funktionen eingebaut, welche unter anderem die Herzfrequenz der Träger messen und die Nutzer vor Unregelmäßigkeiten warnen – ähnlich, wie dies auch Fitnesstracker tun. Die Apple Watch hat somit einen Wandel durchlebt und sich von einem reinen Sport-Messgerät zum «Medtech-Gadget» entwickelt. «Schlaue Uhren, Smartphones und Fitnesstracker verheißen, per Datentracking Volksleiden besser zu protokollieren oder sie sogar zu diagnostizieren», sagt der Apple-Konzernchef Tim Cook in einem Interview. Er erwarte, dass «Apples größter Beitrag zur Menschheitsgeschichte im medizinischen Bereich liegen» würde.

Aber nicht nur Apple investiert in den Bereich «Digital Healthcare». Auch das chinesische Technologieunternehmen Tencent sieht in deren Anwendung großes Potenzial und hat im Januar 2019 eine Absichtserklärung mit dem deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen Merck unterzeichnet. Das Ziel? Gemeinsam Lösungen zu entwickeln, um die Gesundheitsversorgung einfacher und effizienter zu gestalten. Und dies ist nicht das erste Bündnis, welches das deutsche Pharmaunternehmen eingegangen ist. Bereits im letzten Jahr vereinbarte es eine Kooperation mit Alibaba.

Neben den Smartphone-Herstellern sind auch Tech-Riesen wie IBM und Microsoft bei der Forschung und Entwicklung im Bereich der «Digital Healthcare» ganz vorne mit dabei. Insbesondere die Weiterentwicklung und Einbindung von Künstlicher Intelligenz in diversen Bereichen des Gesundheitswesens stehen bei den beiden Großunternehmen im Vordergrund. IBM berücksichtigt folglich in ihrer Forschung nicht nur einen Aspekt, sondern bringt das ganze Spektrum der Möglichkeiten zusammen: Wearables, Sensorik sowie maschinelles Lernen und kognitive Funktionalitäten. Durch die Symbiose sämtlicher Bereiche eröffnen sich neue Chancen für die Zukunft des Gesundheitswesens.

Pharma-Giganten

Auch Novartis hat die Entwicklung von «Gadgets» und «Big Data»-Anwendungen auf dem Plan. Der Schweizer Pharma-Riese betreibt folglich in San Francisco ein «Digital Innovation Lab» namens Biome, wo die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangetrieben werden soll. Gemäß Aussagen von Novartis könnten «viele dieser Technologien die Art und Weise verändern, wie Pharmaunternehmen Medikamente entdecken, entwickeln und vertreiben, wodurch es möglich wird, den Menschen Therapien schneller und kostengünstiger anzubieten». Bei Roche sieht das Bild ähnlich aus. Dort wird insbesondere in Apps oder sonstige Technologielösungen investiert, die medizinische Daten direkt ans Fachpersonal weiterleiten, sowie in Lösungen für die Verarbeitung und Speicherung dieser Informationen. Neben Novartis betreibt auch Bayer verschiedene Start-ups, welche «digitale Gesundheitslösungen» erarbeiten und zur Verbesserung der Selbstversorgung sowie der Prozesse entlang der Wertschöpfungskette beitragen sollen.

Versicherungen

Datenanalyse, Telemedizin und das Tracking von Gesundheitsdaten ist ein Bereich, von dem sich auch Versicherungen Potenzial versprechen und welcher unter dem Namen «Insur-Tech» bekannt ist. Die digitalisierte Aufzeichnung von Daten und die elektronische Abwicklung von Versicherungsleistungen sind nur kleine Bestandteile von «Insur-Tech». Sowohl AXA als auch SwissLife beteiligen sich in Anbetracht des vielversprechenden Trends an einem Start-up in ebendiesen Bereichen, um die Entwicklungen voranzutreiben. Ein Beispiel von «Digital Health» im Versicherungswesen ist die Aufzeichnung von sportlichen Aktivitäten und deren Übertragung an die Versicherung, wodurch teilweise eine Prämienverbilligung erreicht werden kann.

Günstiger Einstiegszeitpunkt?

Obwohl die Digitalisierung im Gesundheitswesen klare Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft bringen dürfte, steckt die Entwicklung erst in den Kinderschuhen. Konzepte müssen verfeinert, Synergien weiter ausgebaut und das notwendige Know-how erweitert werden. Die Grundsteine sind aber gelegt. Durch die zunehmende Bedeutung des Internet der Dinge (IoT), Künstlicher Intelligenz, Big Data und den Wearables ergibt sich eine spannende Investitionsmöglichkeit. Anleger könnten von diesem Trend partizipieren.