Es gibt etwas, von dem ich absolut überzeugt bin: Leute ziehen ständig um. Familien wachsen, wenn sie Kinder bekommen, und schrumpfen, wenn diese das Haus verlassen. Alte Jobs werden überflüssig und neue entstehen… manchmal an ganz anderen Orten. Und Zufallsbekanntschaften führen zu unerwarteter Liebe und Heirat. Daraus entstehen neue Haushalte.

Ja, das wirtschaftliche Klima beeinflusst die Geschwindigkeit, mit der diese Dinge passieren. Niemand will sich ein neues Haus kaufen, wenn die Zinsen über 10 % liegen. Aber das Leben verändert sich und Leute ziehen um. Meine Eltern erzählen mir häufig, dass sie für ihren ersten Immobilienkredit 11 % Zinsen gezahlt haben.

“Warum habt ihr das getan?“, habe ich sie gefragt. Ihre Antwort war, dass es wichtig für sie war, ihrer Familie ein Heim zu bieten, egal, wie viel es kostet.

Das wird sich nie ändern. Aber manche Börsianer sind kurzsichtig, wenn es um Immobilien geht. Dadurch bietet sich eine seltene Gelegenheit, Ellie Mae (WKN:A1JJLW) zu günstigen Preisen zu kaufen.

Der Überblick über das Geschäft

Ellie Maes Ziel ist eigentlich ziemlich einfach: Alles, was in der Hypothekenbranche für Wohneigentum automatisiert werden kann, zu automatisieren. Ich denke sogar, dass sie ein neues Wort dafür erfunden haben: „automatable“, also automatisierbar.

Der Schlüssel zu diesem Ziel liegt in Ellie Maes Encompass-Plattform. Kreditspezialisten, die sich dort anmelden, können die Zielgruppenansprache und Finanzierung vereinfachen. Das gesamte Geschäft beruht auf einem mächtigen Software-as-a-Service-Modell. Es hilft, Immobilienmakler mit Versicherern, Notaren und Finanzierern zu verbinden. Und das alles in Einklang mit den gesetzlichen Regeln.

Ellie Mae behauptet, dass ein Hypothekenanbieter pro Kredit 967 US-Dollar einsparen kann und damit die Zugangsgebühren für die Encompass-Plattform in weniger als zwei Monaten amortisiert hat. Das sind offensichtlich sehr überzeugende Zahlen, die erklären, warum Unternehmen scharenweise diese Plattform nutzen.

Kurzfristige Probleme

Die Zinsen waren nach der großen Rezession lange Zeit auf einem historischen Tief. Dadurch kauften viele Leute schnell neue Häuser (inklusive meiner Familie). Es bedeutete aber auch, dass die Kredite mit hohen Zinsen aus der Vorrezessionszeit durch Kredite mit niedrigeren Zinsen abgelöst wurden.

In beiden Fällen profitierte Ellie Mae davon. Grund dafür ist das Gebührenmodell. Für Nutzer fällt neben der monatlich konstanten Gebühr eine variable Gebühr an, die sich nach dem Kreditvolumen bemisst.

Wie du bestimmt schon mitbekommen hast, steigt die Inflation und die Zinsen steigen mit ihr. Dadurch wird der Anreiz, ein neues Haus zu kaufen, geringer. Dies wirkt sich auch auf Ellie Maes Geschäft aus, da auch die potenzielle Umfinanzierung wegfällt.

Dieser Trend ist bereits sichtbar. Während der letzten Telefonkonferenz sagte CEO Jonathan Corr, dass „eine Kombination aus steigenden Zinsen und wenigen verfügbaren Häusern den Kauf erschwert. Dadurch verlangsamt sich der Kaufmarkt stärker als wir erwartet hatten.“

Infolgedessen senkte das Unternehmen seinen Ausblick für das kommende Jahr. Zudem warnte es vor erhöhtem Druck in der ersten Jahreshälfte. Es dauerte nicht lange, bis sich dies im Aktienkurs bemerkbar machte. Am nächsten Handelstag fiel er um fast 20 %.

Die langfristigen Gelegenheiten

Aber zurück zum Anfang: Die Hauskäufe sind zwar verlangsamt, aber sie sind nicht komplett verschwunden. Familien suchen immer nach neuen Häusern. Wenn du ein kurzfristig orientierter Investor bist, dann hast du Grund zur Sorge. Wenn du aber ein langfristiger Investor bist, der mehrere Jahrzehnte Zeit hat, dann kannst du die Höhen und Tiefen des Zyklus mit Leichtigkeit ertragen.

Der wahre Schlüssel ist sicherzustellen, dass Ellie Mae seinen Marktanteil weiter steigert. Und basierend auf den Abonnentenzahlen der Encompass-Plattform tut es genau das.

Datenquelle: SEC-Einreichung. Die Zahl für 2018 ist eine Schätzung des Managements für die Anzahl der Abonnenten zum 25. Oktober

2011 hatten sich ungefähr 36.000 Nutzer bei Encompass angemeldet. Bis Ende dieses Jahres hat sich die Zahl fast verachtfacht und liegt nun bei 270.000. Zwar sind nicht alle dieser Nutzer aktiv, aber es zeigt den gewaltigen Marktanteil, den Ellie Mae erobert hat.

Und auch jetzt wächst die Zahl der abgeschlossenen Kredite und damit auch der Umsatz – allerdings deutlich langsamer.

Der Kern für die langfristige Dynamik für Investoren ist der: Das Unternehmen baut zwei breite Gräben um sich herum auf. Da Kreditspezialisten immer besser mit Encompass zurechtkommen und immer mehr der angebotenen Tools nutzen, wird das Unternehmen in die täglichen Abläufe eingebettet. Dies erhöht die Wechselkosten.

Und da Encompass eine Kommunikation zwischen den verschiedenen Parteien im Hypothekenprozess ermöglicht, profitiert es auch von dem Netzwerkeffekt. Immobilienmakler nutzen den Service, da sie wissen, dass es viele verfügbare Kredite auf Encompass gibt und daher mehr Kunden. Dies zieht wiederum mehr Kreditanbieter an. Dieser Kreislauf verstärkt sich schließlich selbst.

Ein guter Preis

Während der letzten zwölf Monate hat Ellie Mae einen freien Cashflow in Höhe von 101 Millionen US-Dollar generiert. Das heißt, dass die Aktie zum 23-Fachen des freien Cashflow gekauft werden kann. So billig sind Investoren seit Langem nicht mehr an die Aktie gekommen.

Kurzfristig bin ich bereit, die Volatilität, die durch die steigenden Zinsen verursacht wird, zu tragen. Aber langfristig denke ich, dass die Aktie ein Schnäppchen ist, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen Marktanteile gewinnt und überdurchschnittlich von einer Erholung des Wohnungsmarktes profitiert. Wenn es die Tradingregeln von The Motley Fool erlauben, werde ich die Aktie von Ellie Mae aufstocken, sodass sie ca. 3 % meines Portfolios ausmacht.

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Brian Stoffel hält Aktien von Ellie Mae. The Motley Fool hält und empfiehlt Aktien von Ellie Mae.

Dieser Artikel wurde von Brian Stoffel auf Englisch verfasst und am 10.11.2018 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.