Das Leben wird spürbar teurer. Russlands Krieg lässt die Energiepreise steigen und treibt die Inflationsrate in der Eurozone in ungeahnte Höhen. Ökonomen rechnen für das Gesamtjahr derzeit mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von mehr als sechs Prozent. In solchen Phasen erscheint guter Rat teuer, ist aber einfacher zu erhalten als man denkt. Gerade bei knappen Kassen ist es wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen. Schon die schwäbische Hausfrau verschaffte sich mit ihrem Haushaltsbuch Klarheit über Einnahmen und Ausgaben. In Unternehmen ist Buchführung eine Selbstverständlichkeit. In Krisenzeiten sollten auch Privathaushalte darauf zurückgreifen.

Die wenigsten Menschen haben ein klares Bild über ihre Vermögensverhältnisse. Das Vermögen setzt sich meist aus Fondsanteilen, vielleicht ein paar Einzelaktien, Immobilien, Lebensversicherungen und Tages- oder Festgeld zusammen. Die Zusammensetzung von Portfolios geschieht häufig eher situationsbedingt als strategisch geplant. Vor allem über ihre Ausgaben haben viele Haushalte nur ungefähre Vorstellungen. Die großen regelmäßigen Posten sind bekannt. Bei den allgemeinen Lebenshaltungskosten dagegen ist das Detailwissen dagegen nicht sehr ausgeprägt. In vielen Fällen ist glücklicherweise am Ende des Monats noch Geld da aber spätestens dann, wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist, sollte man handeln. Deshalb ist es wichtig sich zu Beginn einen Überblick über seine Ausgaben zu verschaffen. Wer zwei Monate einmal konsequent ein Haushaltsbuch mit allen Ausgaben geführt hat, bekommt einen guten Einblick in sein Konsumverhalten, Vorlieben, Stärken und Schwächen.

Finanzplanung ist Lebensplanung.

Sollte der monatliche Saldo aus Einnahmen und Ausgaben negativ sein hat man ein Problem. Viele Haushalte finanzieren ihren Lebensstandard über ihren Dispokredit. Sollte das der Fall sein, ist es wichtig unnötige Ausgaben zu identifizieren, Kredite abzubauen und die Liquidität in ein notwendiges Gleichgewicht zu bringen. In den meisten Fällen ergibt sich jedoch ein monetärer Überschuss. In diesem Fall kann man in eine strukturierte Finanzplanung einsteigen. Der systematische Prozess zur Erstellung eines Finanzplans beginnt immer mit der Aufnahme der persönlichen Ziele und einem ausführlichen Risikoprofil. Welche Ziele möchte ich noch erreichen und welche Risiken bin ich dabei bereit einzugehen. Nicht vergessen sollte man die Analyse der langfristigen Auswirkungen von biometrischen Risiken wie Langlebigkeit, Todesfall, Krankheit oder Berufsunfähigkeit. Hier ist es sinnvoll bereits abgeschlossene Verträge zu überprüfen und Deckungslücken zu identifizieren.

Das Herzstück ist die Vermögenstruktur.

Nach der Liquiditätsplanung wird es Zeit sich mit der Vermögenstruktur zu beschäftigen. Das ist das Herzstück einer langfristigen Finanzplanung. Die meisten Haushalte weisen in ihrer Vermögenstruktur ein immenses Klumpenrisiko auf. Gerade Immobilien als Sachwerte und niedrig verzinste Sichteinlagen bei Banken also Giro oder Tagesgeldkonten sind häufig übergewichtet. Dabei sind die Geldwerte der Inflation schutzlos ausgeliefert. Vor allem der „Notgroschen“, eine liquide Rücklage für Notfälle, ist häufig überdimensioniert. Experten empfehlen drei Nettomonatsgehälter als liquide Rücklage. Darüberhinausgehende Beträge können ertragreicher angelegt werden. Private Vorsorge ist wichtig und glücklicherweise sparen die Deutschen viel. Die Sparquote liegt im Schnitt bei 10 Prozent. Allerdings sparen die meisten Haushalte falsch.

Die gesetzliche Rente ist wie eine deutsche Staatsanleihe.

Denn auch die Anwartschaften der gesetzlichen Rentenversicherung sind Geldwerte. Diese klammern allerdings die meisten Anleger aus. Die Standardrente im Westen betrug im letzten Jahr 1538,55 Euro. Durch die steigende Lebenserwartung beträgt die derzeitige durchschnittliche Rentenbezugszeit fast 20 Jahre. Im Jahr 1960 erhielten die Menschen nur durchschnittlich 9,9 Jahre lange ihre gesetzlichen Altersbezüge. Betrachtet man den Barwert der zukünftigen Rentenzahlungen eines Durchschnittsrentners, so kommt man bei einer Zinseinnahme von einem Prozent pro Jahr auf einen Wert in Höhe von 333.168 Euro. Der Barwert ist der Wert, den zukünftige Zahlungen in der Gegenwart besitzen. Er wird durch Abzinsung der zukünftigen Zahlungen und anschließendes Summieren ermittelt. Die gesetzliche Rente ist allerdings nichts Weiteres als eine Verbindlichkeit des Staates und damit vergleichbar mit einer unverkäuflichen deutschen Staatsanleihe. Schätzungen unter Einbeziehung der gesetzlichen Rente gehen davon aus, dass das liquide Vermögen der Deutschen zu 80 Prozent in Geldwerten und nur zu 20 Prozent in Sachwerten investiert ist. Denn auch Versicherungen und Pensionskassen investieren in der Regel zu 90 Prozent in Anleihen.

Es besteht ein dramatisches Ungleichgewicht in der Vermögensbilanz.

In der Folge sind Sachwerte, dazu zählen Aktien, Immobilien, Rohstoffe Gold und Silber, in der Vermögensbilanz dramatisch unterrepräsentiert. Anzustreben wäre ein ausgewogenes Verhältnis von Geld- und Sachwerten. Vor allem im derzeitigen Umfeld in dem Geldwerte kaum noch Ertrag abwerfen. Grundsätzlich sollten Investitionen nach Abzug der Inflationsrate eine positive Rendite erzielen, um das Vermögen zu erhalten. Diesen Anspruch erfüllen derzeit weder Tagesgeld noch deutsche Staatsanleihen. In den letzten Jahren herrschte außerdem eine extrem niedrige Inflationsrate. Von daher fiel der Wertverlust kaum ins Gewicht. Aber seit diesem Jahr zieht die Inflationsrate in Deutschland wieder merklich an. Rentenleistungen sind der Inflation nahezu schutzlos ausgeliefert. Sachwerte wie Aktien dagegen sind wesentlich besser gegen das Inflationsrisiko geschützt.

100 Prozent Aktienquote – warum nicht? Bezieht man die Barwerte von gesetzlichen und privaten Rentenleistungen in die Vermögensbilanz mit ein wird sehr schnell ersichtlich, dass ein höherer Anteil an Aktien und anderen Sachwerten in der privaten Vermögensbilanz möglich ist. Viele Wertpapierdepots könnten eine Aktienquote von 100 Prozent durchaus vertragen. Bei einem ausreichend langen Anlagezeitraum würde die Durchschnittsrendite der Vermögen signifikant steigen. Ein Blick in andere Länder mit höherer Aktienquote bestätigt dies eindrucksvoll. Um ein Gefühl für seine private Vermögensbilanz zu erhalten ist ein individueller Finanzplan ideal. Spätestens dabei ist professionelle Hilfe sinnvoll. Denn die schwäbische Hausfrau und ihr Haushaltsbuch stoßen dort an ihre Grenzen. Ein qualifizierter und gut ausgebildeter Finanzplaner ist dafür der richtige Ansprechpartner. Ziel muss es sein in der privaten Vermögensbilanz auf die individuell richtige Balance zwischen Sach- und Geldwerten zu kommen. Das Leben wird teurer und die Inflation gewinnt an Fahrt. Ein professioneller Finanzplan sorgt dafür, dass man sich den gewohnten Lebensstandard auch in Zukunft noch leisten kann.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

Aus dem Börse Express PDF von 03. Mai hier zum Download

 

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