Rekordinflation und Energiekrise in Deutschland

Die Verbraucherpreise sind in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat um weitere 0,4 Prozentpunkte angestiegen. Laut Statistischem Bundesamt liegt der aktuelle Wert bei 10,4 %, was einem neuen Rekordwert seit über 70 Jahren entspricht. Für die Deutschen, die seit Jahrzehnten eine relative Preisstabilität genossen haben, hat dies wirtschaftliche und psychologische Auswirkungen.

Denn während bereits vor der Inflation viele Menschen am Existenzminimum gelebt haben, erreicht die neue Inflation Werte, die nicht nur Geringverdiener, sondern den gesamten Mittelstand gefährden. Dies fängt bei den Verbraucherpreisen an. Lebensmittel sind innerhalb der letzten Monate um mehr als 20 % angestiegen.

Hinzu kommen erhöhte Energiepreise von über 43 %, sodass sich viele Menschen zwischen Heiz- und Lebensmittelkosten entscheiden müssen. Die Ursache liegt im anhaltenden Ukrainekrieg, der im Vergleich zum Vorjahr die Preise für Mineralölprodukte und andere energieerzeugende Rohstoffe noch einmal beschleunigt hat. Aber nicht nur Verbraucher, sondern auch Unternehmen stehen an der Grenze ihrer Belastbarkeit.

Die Energiewende im Eiltempo

Als Antwort auf den Ukrainekrieg hat die Bundesrepublik Deutschland die Energielieferungen aus Russland eingestellt. Infolgedessen wird nach Lösungen gesucht, um die fehlenden Ressourcen schnellstmöglich auszugleichen. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei die Gasspeicher. 

Die gute Nachricht: Wenn es nicht zu extrem niedrigen Temperaturen kommt, werden die Gasspeicher ausreichen. Für den kommenden Winter sei auch bereits vorgesorgt, abhängig von den LNG-Importen, die nach Europa kommen. 

(Abbildung: Tagesschau)

Daneben hat die Bundesregierung eine Reihe weiterer Maßnahmen eingeleitet, um Verbraucher und Unternehmen kurzfristig zu entlasten und gleichzeitig die Ressourcen zu schonen. Hierzu zählen unter anderem die Energiepauschalen und -sparmaßnahmen, die kurz- und mittelfristig zur Sicherung der Energieversorgung beitragen.

Dementsprechend ist nicht davon auszugehen, dass Deutschland diesen Winter Stromausfälle erlebt oder dass Verbraucher frieren müssen. Daneben versucht die Bundesregierung, den Ausbau erneuerbarer Energiequellen weiter voranzutreiben.

Shanna Strauss-Frank, stellvertretende Vertriebsleiterin bei Freedom Finance Deutschland, sagt hierzu Folgendes: „Für Europa besteht die Hauptfrage in Bezug auf Rohstoffe darin, wie eine kontinuierliche Versorgung mit Öl und Gas aufrechterhalten werden kann, um den Energiebedarf zu decken. Unterbrechungen der Energieversorgung und Preiserhöhungen können kurzfristig das Verbrauchervertrauen und die potenzielle wirtschaftliche Produktivität destabilisieren. Wir sehen jedoch eine beschleunigte Hinwendung zur Energieunabhängigkeit in Europa. Kapital dürfte in erneuerbare Energien fließen, da die europäischen Länder nach Energiequellen an Land oder in Küstennähe suchen und gleichzeitig bestrebt sind, ihre Klimaziele einzuhalten.“

So wirkt sich die Energiekrise auf die Verbraucher aus

Verbraucher spüren die Inflation bereits heute. In Deutschland fallen rund 60 % der Konsumausgaben auf die Bereiche Wohnen, Mobilität und Ernährung. Als besonders betroffen gelten Geringverdiener, die zusätzlich zur Arbeit pendeln müssen und mit Öl und Gas heizen. Bereits jetzt sind viele Familien betroffen, die die steigenden Lebenshaltungskosten nicht mehr finanzieren können.

Daneben werden die Verbraucher noch mit der kürzlich beschlossenen Gasumlage von 2,419 Cent pro Kilowattstunde belastet. Die Umlage erfüllt den Zweck, Gasimporteure zu schützen. Der Preis von 2,419 Cent pro Kilowattstunde stellt hierbei jedoch nur die Untergrenze dar, denn Gasversorger sind weiterhin berechtigt, die Preise zu erhöhen.

Laut Verbraucherzentrale belaufen sich die Kosten dieser Gasumlage für einen Haushalt mit einem Verbrauch von rund 20.000 Kilowattstunden auf 483,80 Euro pro Jahr, Mehrwertsteuer noch nicht inbegriffen. Darüber hinaus können zusätzliche Kosten durch die Preiserhöhungen der Energieversorger entstehen. Die Verbraucherzentrale gibt weiterhin an, dass viele Haushalte nicht nur durch steigende Energiepreise, sondern zusätzlich durch weitere Auswirkungen der Inflation belastet werden. Viele Haushalte befürchten sogar, die Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen zu können.

So wirkt sich die Energiekrise auf den Aktienmarkt aus

Die Energiekrise betrifft Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen. Laut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) stieg die Insolvenzrate von Unternehmen und Personen im September 2022 auf über 34 % im Vergleich zum Vorjahr. Im November könnte der Wert sogar auf über 40 % ansteigen.

(Abbildung: IWH-Halle)

Dieser Trend macht sich auch auf dem Aktienmarkt bemerkbar. Die Dax-Kurse sind seit der Energiekrise eingebrochen. London und Paris mussten ebenfalls Verluste verzeichnen. Betroffen sind vornehmlich Unternehmen mit hohem Energiebedarf. 

Gewinner in der Energiekrise

Trotz dieser negativen Schlagzeilen gibt es nach wie vor Gewinner an der Börse. Hierbei handelt es sich vornehmlich um Energieproduzenten, inklusive Solar- und Windenergie, Öl und Gas, Flüssigerdgas (LNG) sowie Energieversorger und -verteiler.

Ganz gleich, ob inländische Anbieter wie RWE oder ausländische Unternehmen wie Chevron, die Branche erlebt ein Allzeithoch, von dem Privatanleger gerade in Krisenzeiten profitieren können. Daher lohnt es sich jetzt besonders, in Einzelaktien oder ETFs energieerzeugender Unternehmen zu investieren, um die Inflation bestmöglich abzumildern und sich hierdurch vor einem Wertverfall des Privatvermögens zu schützen.