Die Frankfurter Vermögen geht von einem anderen Szenario aus. Eine längerfristig anziehende Inflation sowohl in den USA als auch Europa ist unserer Ansicht nach wahrscheinlich. Dafür gibt vielfältige Gründe.

1. Aufgrund steigender Nachfrage sind viele Rohstoffpreise deutlich gestiegen. Derzeit sieht es nicht nach einer großen Entspannung aus, auch wenn beispielweise die vielfach in den Medien zitierten hohen Holzpreise in den USA einen Rückgang verzeichneten. Fast alle Metalle sind auf enorm hohen Preisniveaus. Als Vorprodukte der zu fertigenden Güter ist der Einfluss auf die Güterpreise deutlich.

2. Die Kosten der Vorprodukte, allen voran elektronische Bauteile wie beispielsweise Chips und Sensoren, steigen weiterhin stark an. Die zuletzt publizierten Großhandelspreise in Deutschland stiegen so stark mit über zehn Prozent wie zuletzt in der Ölkrise 1973.

3. Die Lohnkosten, nicht nur bei sehr gut ausgebildeten Fachkräften, sondern auch im Niedriglohnsektor scheinen den Weg nach oben anzutreten. Im Gastgewerbe beispielsweise sind viele Mitarbeiter im Zuge des Corona-Lockdowns in andere Branchen gewechselt. Neue Mitarbeiter sind nun fast nur noch zu teils deutlich erhöhten Lohnkosten zu bekommen.

4. In den „verlängerten Werkbänken“ der Welt, also primär in China, steigen die Lohnkosten teils drastisch. Die inflationsdämpfende Wirkung der 2000er Jahre, die die Verlagerung der Produktion in die „Billiglohnländer“ hatte, läuft also aus. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren nicht mehr umkehren und die Importpreise dauerhaft ansteigen lassen.

5. Die großen Konjunkturprogramme in Europa und den USA laufen erst jetzt langsam an, was die Nachfrage, vor allem auch in Infrastrukturprojekte, in den kommenden Jahren deutlich anschieben wird.

Die verschiedenen vorgenannten Faktoren sollten zu steigenden Zinsen führen, zunächst in den USA, wo die FED bereits vorsichtige Signale dahingehend geäußert hat. Bis zum Jahresende sollen beispielsweise die erworbenen Unternehmensanleihen wieder verkauft werden. Es ist gut vorstellbar, dass nach dem Meeting in Jackson Hole die Anleihekäufe nach und nach reduziert werden. Dies führt dann voraussichtlich zu einem steigenden US-Dollar.

Ein steigender US-Dollar könnte die Inflation in Europa weiter anheizen, da die Importpreise dadurch weiter in die Höhe getrieben würden. Die EZB könnte dann nicht mehr tatenlos zuschauen, wie die Inflationsraten in Europa durch die Decke gehen. Die Gefahr einer Staatsschuldenkrise in den Südländern könnte dann wieder zum Thema werden – aber soweit sind wir noch nicht…

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

Aus dem Börse Express-PDF vom 27. Juli - hier zum kostenlosen Download

Sie möchten ein kostenloses, unverbindliches Probeabo? Einfach hier mailen.

Screen 27062021