Die Wachstumsunterschiede zwischen einzelnen Ländern und Regionen haben zuletzt zugenommen. Das globale Wachstum verliert, wenn auch nur leicht, an Dynamik. Zwar wächst die US-Wirtschaft nach wie vor kräftig, in der Eurozone hat sich das Wachstumstempo während des Jahres jedoch verlangsamt. In den Schwellenländern kam es teilweise sogar zu einer deutlichen konjunkturellen Eintrübung, in Argentinien und der Türkei erachten wir eine Rezession für kaum mehr zu verhindern. Insgesamt attestieren wir der globalen Wirtschaft einen unverändert guten Gesundheitszustand. Das Wachstum verliert zwar an Dynamik, ist aber längst nicht als schwach zu bezeichnen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist nach wie vor ein Thema, dessen weiterer Verlauf schwer zu prognostizieren ist.

USA: Konsum und Investitionen sind Wachstumsgaranten. Die USA sind, was das Wirtschaftswachstum betrifft, global gesehen nach wie vor das Maß der Dinge. Rege Konsumaktivitäten sowie Unternehmens- und Lagerinvestitionen trieben das US-Wachstum im zweiten Quartal auf beachtliche 4,2 Prozent bei einer annualisierten Betrachtungsweise. Der fiskalische Schub könnte bis zum Jahresende zudem etwas stärker ausfallen als ursprünglich gedacht. Die US-Notenbank gibt sich ebenfalls zuversichtlich und bewertet die konjunkturelle Entwicklung als stark. Wir erwarten noch einen weiteren Zinsschritt der Fed im Dezember und drei Anhebungen des Leitzinses im Jahr 2019. Die Währungshüter bleiben bei ihrem Plan gradueller Zinsanhebungen und lassen sich auch nicht von Präsident Trumps verbalen Nadelstichen irritieren. Auch wenn die Fed weiterhin umsichtig vorgeht, wird die Zinspolitik sukzessive restriktiver und Mitte nächsten Jahres ein neutrales Niveau erreichen beziehungsweise überschreiten.

Italien macht Anleger nervös. Für die Eurozone rechnen wir mit einem Wachstum von 0,4 Prozent, was einer soliden aber nicht stark dynamischen Entwicklung entspricht. Während das Wachstum in Deutschland zuletzt leicht anstieg, nahm es in Spanien und Italien etwas ab. Die Situation in Italien ist es auch, die immer noch für erhöhte Nervosität unter den Anlegern sorgt. Es bleibt die Befürchtung, dass das Haushaltsdefizit Italiens im nächsten Jahr stark ansteigen könnte. Wir erwarten jedoch, dass nur ein Teil der teuren Wahlversprechen eingelöst und sich das Haushaltsdefizit im Rahmen der europäischen Regeln bewegen wird.

Argentinien, Türkei: Problemkinder der Emerging Markets. Die Währungskrisen in der Türkei und in Argentinien waren zuletzt immer wieder in den Schlagzeilen. Für uns kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Wir weisen schon seit einiger Zeit darauf hin, dass sich das externe Umfeld für die ökonomische Entwicklung in den Schwellenländern verschlechtert hat. Die steigende Schuldenlast, der Vertrauensverlust sowie die Abschwächung der Wachstumsdynamik in China werden den Emerging Markets einen Dämpfer verpassen. Ein genereller Wachstumseinbruch in den Schwellenländern ist jedoch nicht zu erwarten. Anders verhält es sich mit Argentinien und der Türkei, diese beiden Länder werden realistischer Weise in eine Rezession schlittern.

Aktien waren schon einmal teurer. Beim Blick auf die Anlagepolitik kommt man an den Wachstumsunterschieden zwischen den einzelnen Ländern ebenfalls nicht vorbei. Die US-Wirtschaft wächst deutlich stärker als jene der Eurozone, die Konjunkturaussichten der Schwellenländer sind getrübt. Dafür hat sich an den Aktienmärkten die Bewertung der Emerging Markets nach jüngsten Kursrückgängen noch einmal verbilligt. Die meisten Aktienmärkte sind im Vergleich zur eigenen Historie nicht ganz billig, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse als wichtige Bewertungsgröße sind aktuell jedoch bei den meisten Aktienmärkten attraktiver als noch vor zwölf Monaten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass an einigen Börsen die Gewinne der Unternehmen zuletzt stärker gestiegen sind als die Aktienkurse. Das Gewinnwachstum der Unternehmen ist ungebrochen hoch, die Firmen geben sich zuversichtlich. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China steht weiterhin im Raum, wir erwarten aber eine diplomatische Lösung und behalten unsere leicht übergewichtete Aktienpositionierung bei.