Im Schnellverfahren kommen nun einige der interessantesten US-Unternehmen an die Börse. Nun geht es um das führende Ladenetz ChargePoint, das starke Rückendeckung aus Deutschland genießt.

Nach den ähnlich gestalteten Börsengängen von Nikola Corp. (WKN: A2JQN0) und QuantumScape haben wir es also mit einem weiteren transatlantischen Unternehmen rund um die Elektromobilität zu tun – vielleicht sogar mit der spannendsten Aktie von allen.

Das ist ChargePoint

Elektroautos und Ladeinfrastruktur unterliegen einem Henne-Ei-Problem. Solange es nicht genügend aufladbare Fahrzeuge gibt, lohnt es sich kaum, in Ladestationen zu investieren. Andersherum gilt, dass kaum jemand ein Elektroauto haben will, solange man nicht überall unkompliziert aufladen kann.

Eines der Unternehmen, die diesen misslichen Umstand mutig zu durchbrechen versuchen, ist ChargePoint. Das früher unter „Coulomb“ firmierende Unternehmen – benannt nach der Einheit für die elektrische Ladung bzw. dem dafür namensgebenden französischen Physiker – beherrscht den amerikanischen Markt für Ladepunkte.

Unter den auf Wechselstrom setzenden Netzwerken – die zwar leistungsmäßig nicht mit den Gleichstromsystemen mithalten können, aber dafür wesentlich günstiger in der Anschaffung und deshalb viel zahlreicher sind – behauptet ChargePoint dort einen Marktanteil von 73 %. ChargePoint ist ein Brückenbauer, der kontinuierlich daran arbeitet, Silos aufzubrechen. Dafür schloss das Unternehmen Roaming-Abkommen mit einigen der größten amerikanischen und europäischen Netzwerke, darunter EVBox, NewMotion, Allego und EVgo.

Interessant sind auch die Partnerschaften in Deutschland. Seit 2010 kooperiert ChargePoint mit Siemens (WKN: 723610) als einem der Hardware-Lieferanten. Sieben Jahre später bot sich Siemens an, gegen eine Unternehmensbeteiligung die Europa-Expansion mitzufinanzieren. Ebenfalls 2017 ist Daimler (WKN: 710000) als Investor eingestiegen und entschied Ende 2018, dass seine Vertragshändler mit Ladesäulen des Anbieters ausgestattet werden.

2015 sind Volkswagen (WKN: 766403) und BMW (WKN: 519000) eine Kooperation mit ChargePoint eingegangen, um 100 Schnellladestationen entlang der US-Highways aufzubauen. BMW wurde später ein Investor und Volkswagens US-Netzwerk Electrify America kollaboriert seit 2019 mit ChargePoint. Im gleichen Jahr gesellte sich MVV Energie (WKN: A0H52F) als Lösungs- und Vertriebspartner in Deutschland dazu.

Ähnlich wie die deutsche Industrie sich bei der Fahrzeugautonomie auf NVIDIA (WKN: 918422) festgelegt hat, scheint ChargePoint beim Aufbau der Ladeinfrastruktur der bevorzugte Partner zu sein. Das komplette Produktspektrum vom kompakten Ladegerät für zu Hause oder am Arbeitsplatz bis zum 500-Kilowatt-Monstrum überzeugt offenbar genauso wie die funktionsreiche Software samt Clouddiensten und der offene Ökosystem-Ansatz.

In dieser Hinsicht ähnelt die Herangehensweise auch dem Telemedizin-Shootingstar Teladoc (WKN: A14VPK), der seine Lösung an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Betreiber anpasst und diese am gemeinsamen Erfolg partizipieren lässt.

Die Finanzen von ChargePoint

Ein Unternehmen vom Schlage einer NVIDIA oder Teladoc, das hört sich aussichtsreich an für meine Ohren. Doch geben auch die Zahlen genug her für Optimismus? ChargePoint bohrt auf alle Fälle ein dickes Brett. Schließlich musste das Unternehmen erheblich in Vorleistung gehen, um sein Netzwerk auszubauen, während der große Durchbruch der Elektromobilität jahrelang auf sich warten ließ.

Das hinterlässt auch Spuren in der Bilanz. Noch am 5. August meldete das Unternehmen, dass Investoren erneut 127 Mio. US-Dollar eingeschossen haben. Zum 31. Januar 2020 summierte sich das bilanzielle Defizit auf fast eine halbe Milliarde US-Dollar, bei einem Nettoverlust von 133 Mio. US-Dollar für das Geschäftsjahr.

Das Gute ist jedoch, dass das Geschäftsmodell nicht kapitalintensiv ist. Das heißt, dass ChargePoint nach der jüngsten Stärkung des Eigenkapitals und der Fusion mit dem börsennotierten Akquisitionsvehikel Switchback Energy Acquisition Corporation voraussichtlich keine weiteren Mittel mehr benötigt, um seine Expansion bis zur Erreichung der Gewinnschwelle zu finanzieren. Fast 650 Mio. US-Dollar sollen nach Abschluss des Deals in der Kasse liegen.

Als angenommene Marktkapitalisierung ging ein Wert von 3 Mrd. US-Dollar in die Kalkulation ein, was gegenüber den für das laufende Geschäftsjahr erwarteten 135 Mio. US-Dollar Umsatz ganz schön ambitioniert wirkt. Allerdings erwartet das Management auf viele Jahre hinaus hohe Wachstumsraten im Bereich von 45 bis 75 %. In sechs Jahren sollen es schon mehr als 2 Mrd. US-Dollar sein, bei einer Bruttomarge von 42 % (aktuell: 24 %).

So wie das Management bisher geliefert hat, traue ich ihm das durchaus zu. Das in Windeseile aufgebaute Ökosystem und der starke Softwarefokus, das riecht nach Skaleneffekten, die perfekt zur nun sich rasend schnell entwickelnden Elektromobilität passen.

Ist ChargePoint ein guter Deal?

Kommt es so, dann dürfte das Kurs-Gewinn-Verhältnis noch in diesem Jahrzehnt einstellig werden, bezogen auf die angesetzten 3 Mrd. US-Dollar. Allerdings ist die Aktie von Switchback um 50 % nach oben geschossen nach Bekanntgabe des Deals, und die aktuellen Aktionäre werden am Ende zusammen nur 10,3 % des fusionierten Unternehmens halten, während Siemens, Daimler und die anderen ChargePoint-Aktionäre auf 80,4 % kommen.

Von daher wäre es möglich, dass man zu einem späteren Zeitpunkt noch günstiger einsteigen kann. Allzu lange sollten interessierte Anleger auf der anderen Seite vielleicht trotzdem nicht warten, denn ChargePoint ist in meinen Augen wirklich ein Topspieler unter den Spezialisten für die Elektromobilität, mit glänzenden langfristigen Potenzialen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Teladoc Health und empfiehlt BMW.

Motley Fool Deutschland 2020