LONDON (dpa-AFX) - Nach der Einigung zwischen Großbritannien und der EU im Brexit-Streit um Nordirland fordert der CDU-Europapolitiker Detlef Seif auch bei weiteren Streitpunkten Bewegung von London. Es gebe viele Probleme etwa bei Mobilität und dem Austausch von Menschen und Wissen, sagte der Bundestagsabgeordnete zum Abschluss einer Reise des Europaausschusses nach London der Deutschen Presse-Agentur. "Wer uns als Freund haben will, sollte uns auch als Freund behandeln", sagte der CDU-Obmann im Europaausschuss. "Das erkennt man bei der Mobilität gar nicht."

Seif verwies darauf, dass EU-Studierende in Großbritannien seit dem Brexit keine Studienkredite mehr aufnehmen könnten und zudem Visa benötigten. Vor allem aber müssten sie auch höhere Studiengebühren bezahlen. "Das haben wir als großes Problem erkannt", sagte der Politiker und forderte Großbritannien zu Änderungen auf: "Hier muss das Land in Bewegung kommen."

Die Einigung zwischen London und Brüssel zu Nordirland lobte Seif ausdrücklich. "Der Gordische Knoten ist durchschlagen worden", sagte er. "Es gibt ein Durchatmen auf allen Seiten." Mit dem amtierenden britischen Premierminister Rishi Sunak seien die Gespräche nun wieder sehr vertrauensvoll. Zuvor sei oft "nicht eingehalten worden, was vereinbart war", sagte Seif, ohne den Ex-Premier Boris Johnson namentlich zu nennen.

Zugleich betonte der CDU-Abgeordnete: "Allerdings ist Sunak kein Pro-Europäer." Der Regierungschef sei ein Pragmatiker, der rein realistisch im Interesse seines Landes handele. Zudem sei der Brexit-Deal noch nicht in trockenen Tüchern. Entscheidend sei, ob das Abkommen nun von britischer Seite auch tatsächlich umgesetzt werde, sagte Seif. So hat Ex-Premier Johnson deutlich gemacht, dass er die Einigung ablehnt, und könnte damit den Druck des rechten Parteiflügels auf Sunak verschärfen. Als möglich gilt zudem, dass die nordirische Protestantenpartei DUP sich gegen das Abkommen ausspricht und ihre Blockade einer Regierungsbildung fortsetzt./bvi/DP/zb

AXC0027 2023-03-09/05:46

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.