Borealis verkauft Dünger-Geschäft an Agrofert um 810 Mio. Euro / Anfang März hatte Borealis den bereits vereinbarten Verkauf an die russische EuroChem abgeblasen - Konzern des tschechischen Milliardärs Babis bezahlt um 78 Prozent mehr als die Russen
03.06.2022 | 10:32
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Die OMV-Chemietochter Borealis hat einen neuen Käufer für ihre Düngemittelsparte gefunden, nachdem der bereits paktierte Deal mit dem russisch-schweizerischen Konzern EuroChem Anfang März von Borealis aufgekündigt wurde. Bemerkenswert ist: Der Agrofert-Konzern des tschechischen Milliardärs und Ex-Premiers Andrej Babis will für das Stickstoff-Geschäft von Borealis 810 Mio. Euro bezahlen - mit EuroChem war ein Kaufpreis von 455 Mio. Euro vereinbart gewesen.
Man habe von Agrofert ein verbindliches Angebot erhalten, teilte Borealis am Donnerstagabend mit. "Der Vollzug wird für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet", verwiesen die OMV und Borealis auf noch nötige Genehmigungen.
Der tschechische Agrofert-Konzern ist in einer Reihe von Branchen in den Ländern Mitteleuropas tätig, darunter Chemie, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Mit einem konsolidierten Umsatz von 7,5 Mrd. Euro im Jahr 2021 umfasst der Konzern mehr als 200 Unternehmen und beschäftigt rund 31.000 Mitarbeiter. Agrofert ist zudem einer der führenden europäischen Hersteller von Pflanzennährstoffen mit Produktionsstätten in Deutschland, Tschechien und der Slowakei.
Borealis hatte den Verkauf ihrer Stickstoff- und Düngemittelsparte bereits bei der Bekanntgabe des Deals mit EuroChem damit begründet, dass man sich auf die Kernaktivitäten konzentrieren wolle: die Produktion innovativer und nachhaltiger Produkte in den Bereichen Polyolefine und Basischemikalien, sowie auf die Kreislaufwirtschaft. Damals, Anfang Februar, war das Geschäft mit 455 Mio. Euro bewertet worden - nun ist es den tschechischen Käufern 810 Mio. Euro wert.
Kritik am Verkauf der Düngemittel-Produktion kommt von Niederösterreichs ÖVP-Bauernbundobmann und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf. "Alle reden von Versorgungssicherheit und dann verkauft ein teilstaatliches Unternehmen - ohne jedwede Not - die strategisch für die Eigenversorgung so wichtige Düngemittelsparte", sagte Pernkopf am Freitag laut Aussendung. Am Tag der OMV-Hauptversammlung appelliere man "an alle Verantwortungsträger im Vorstand, Aufsichtsrat und der ÖBAG, diesen fragwürdigen Verkaufsprozess zu überdenken", so Pernkopf und NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek.
ivn/phs
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