STUTTGART (BOERSE STUTTGART GMBH) - Aktien-Marktbericht der Börse Stuttgart

Direkt vom Parkett: Meistgehandelte Aktien

Deutschland

Der DAX macht nach der jüngsten Mini-Rallye Mitte Juli eine Verschnaufpause und tendierte zuletzt seitwärts um die 13.200-Punktemarke. Laut der Handelsblatt-Umfrage DAX-Sentiment können vor allem langfristige Kapitalzuflüsse, insbesondere aus dem Ausland, den deutschen Leitindex weiter nach oben treiben. Überwiegend erfreuliche Ausblicke der Tech-Riesen stimmten die Anleger in der abgelaufenen Woche zuversichtlich. Doch auch die Unternehmen hierzulande haben mehrheitlich erfreuliche Unternehmensergebnisse abgeliefert und ihre Jahresprognosen angehoben. Zuversichtlich zeigt sich auch RWE nach der guten ersten Jahreshälfte und hob seine bereinigte operative Ergebnisprognose für 2022 deutlich an. Die bereits erwartete Leitzinsanhebung der US-Notenbank in dieser Woche konnte die Börsen nicht erschüttern.

Uniper

An der Börse Stuttgart wurden unter anderem die Einzelwerte Uniper aus dem MDAX und die Deutsche Telekom rege gehandelt. Der Energiekonzern Uniper erzielte mehr als 1.000 Preisfeststellungen. Das Unternehmen erhält nach den weiter gedrosselten Gasmengen aus Russland aktuell nur 20 Prozent seiner vertraglich zugesicherten Lieferungen. Jedoch muss das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht Gas aus den Speichern entnehmen. Um die fehlenden Mengen bereitstellen zu können, muss Uniper teureres Gas am Markt kaufen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Deshalb hat sich das Unternehmen jüngst mit der Bundesregierung auf ein Stabilisierungspaket geeinigt. Der Staat steigt dabei auch als wichtiger Aktionär ein.

Deutsche Telekom

Weniger heftig erwischte es den Titel der Deutschen Telekom, der innerhalb einer Woche rund 3,6 Prozent an Wert einbüßte. In den vergangenen Wochen sorgte der geplante Verkauf der Tochter Deutsche Funkturm, die hierzulande knapp 34.000 Mobilfunkmasten betreibt, für steigende Kurse. Auch die Tochter T-Mobile erfreut Telekom-Aktionäre. Das Unternehmen ist im zweiten Quartal gewachsen und hebt ihren Ausblick erneut leicht an. Die Telekom-Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2022 sollen am 11. August veröffentlich werden.

International

In dieser Woche stand die Entscheidung der US-Notenbank Fed, die US-Leitzinsen um einen dreiviertel Prozentpunkt anzuheben, im Fokus der internationalen Investoren. Direkt nach der Entscheidung erholten sich die Aktienmärkte deutlich, vor allem die US-Technologieaktien. Trotz der starken Leitzinsanhebung haben sich die Anleiherenditen beruhigt. Anleger erwarten nach den vier deutlichen Zinserhöhungen in diesem Jahr, dass die Fed die Zinssteigerungen zu einem bestimmten Zeitpunkt drosseln wird. Der Grund: Die Sorge vor einer Rezession oder einer deutlichen Konjunkturabkühlung, die sich bereits in zahlreichen US-Wirtschaftsdaten widerspiegeln.

Amazon

In Stuttgart sorgten diese Woche insbesondere die Aktien von Amazon und Tesla bei Anlegern für größere Aufmerksamkeit. Beim Onlineversand-Riesen Amazon drückte jüngst die Senkung der Gewinnprognose von Walmart für das zweite Quartal den Aktienkurs leicht nach unten. Grund für die Gewinnwarnung: Walmart-Kunden verzichteten aufgrund der Inflation auf ausgiebige Shopping-Touren. Operativ will Amazon sich neue Geschäftsbereiche erschließen und plant One Medical für 18 Mrd. Dollar zu übernehmen. Neben dem Online-Handel, Cloud Computing, Streaming und Gaming will der Konzern sein Engagement im Gesundheitssektor ausweiten.

Tesla

Tesla konnte jüngst im zweiten Quartal mit Top-Auslieferungszahlen und steigenden Umsätzen und Gewinnen glänzen. Elon Musks Konzern hat offenbar die Liefer- und Chipengpass-Probleme besser im Griff als die Konkurrenz. Der Aktienkurs konnte sich im Juli erholen. Tesla konnte seine Vorreiterstellung im Bereich der E-Mobilität erfolgreich gegenüber anderen Herstellern verteidigen. Auch bei Nutzfahrzeugen oder bei fahrerlosen Robo-Taxis will Musk künftig neue Marktsegmente erobern.

Spezialeinblick

Fed-Entscheidung: Wird die Dollar-Stärke zum Problem?

Im Kampf gegen die hohe Inflation legte die amerikanische Notenbank am Mittwoch nach und erhöhte den Leitzins wie erwartet zum zweiten Mal in Folge um 75 Basispunkte. Im Vergleich zur EZB haben die US-Währungshüter bereits einen viel strafferen geldpolitischen Kurs vollzogen. Seit Monaten wertet daher der Dollar massiv auf und rutschte kürzlich gegen den Euro erstmals seit 2002 wieder unter die Parität. Da die Unternehmen des S&P 500 knapp ein Drittel ihrer Umsätze außerhalb der USA erzielen, wirkt sich die massive Dollar-Aufwertung negativ auf deren Geschäfte aus. Allerdings nur auf den zweiten Blick.

Auf Basis der bisher gemeldeten Ergebnisse für das abgelaufene Quartal meldeten die Firmen einen Umsatzanstieg von rund elf Prozent. Konzerne, die mehr als die Hälfte ihrer Erlöse außerhalb der USA erzielten, schafften hingegen einen Anstieg von 15 Prozent, während Firmen, die überwiegend im Inland verkaufen, nur einen Umsatzanstieg von knapp zehn Prozent erreichten.

Demnach würde sich der Dollar-Anstieg nicht negativ auf die Geschäfte auswirken. Verzerrt wird die Bilanz durch Exxon Mobil und Chevron, die den Großteil ihrer Umsätze im Ausland erzielen und stark von der Rallye bei den Energierohstoffen profitierten. Lässt man die beiden Energie-Giganten außen vor, sinkt der Umsatzanstieg bei den Firmen, die mehr als die Hälfte ihrer Erlöse außerhalb der USA erzielen, von 15 auf neun Prozent. Da die Dollar-Stärke sowohl die Umsätze als auch die Gewinne belastet, werden die US-Notenbanker die Aufwertung im Blick behalten.

Disclaimer:

Der vorliegende Marktbericht dient lediglich der Information. Für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernimmt die Boerse Stuttgart GmbH keine Gewähr. Insbesondere wird keine Haftung für die in diesem Marktbericht enthaltenen Informationen im Zusammenhang mit einem Wertpapierinvestment übernommen. Hiervon ausgenommen ist die Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit.

Quelle: Boerse Stuttgart GmbH, www.boerse-stuttgart.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Boerse Stuttgart GmbH verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

AXC0260 2022-07-29/15:30

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.