FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Aussicht auf bis zu vier mögliche Leitzins-Erhöhungen der US-Notenbank FED sorgt zunächst für steigende Renditen an den Zinsmärkten. Nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten breitet sich wieder Erleichterung aus.

14. Januar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Seit Jahresbeginn fallen die Kurse und bleiben damit Hauptthema an den Rentenmärkten diesseits wie jenseits des Atlantiks. Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries sind in dieser Woche zeitweise auf das höchste Niveau seit Beginn der Corona-Pandemie gestiegen. Analysten rechnen mit bis zu vier Zinserhöhungen durch die US-Notenbank, um die Inflation auf das Ziel von 2 Prozent zu senken.

Zur Wochenmitte hat die Stimmung allerdings gedreht: Staatsanleihen sowohl in Deutschland und Europa wie in den USA profitieren überwiegend von den US-Inflationsdaten für Dezember: Die Inflation hatte zwar mit 7 Prozent den höchsten Wert seit 40 Jahren erklommen, war aber im Rahmen der Erwartungen geblieben.

Bundrendite nahe Null-Prozent-Linie

Zehnjährige US-Treasuries, die zuvor zeitweise mit 1,8 Prozent rentiert hatten, sinken bis zum Wochenende auf 1,72 Prozent. Die zehnjährige Bundrendite sinkt auf -0,01 Prozent und nähert sich damit weiter der Null-Prozent-Linie.

"Manche Marktteilnehmer hatten mit einer weit höheren Inflation gerechnet, so dass sich die Situation am Rentenmarkt einigermaßen normalisiert hat", erklärte Arthur Brunner von der ICF Bank. Die Tiefstände dürften nach seiner Ansicht erreicht worden sein: "Der Markt geht zwar von steigenden Renditen aus, allerdings nicht so stark wie befürchtet."

Rekordhoch bei Neuemissionen

Brunner sieht im Tagesgeschäft, dass das Momentum von vielen Marktakteuren genutzt werde, um sich günstige Finanzierungskonditionen zu sichern: Er berichtet von einem Rekordhoch der Neuemissionen von 113 Milliarden Euro - so viel wie seit Pandemiebeginn nicht: So emittierte Spanien ein zehnjähriges Papier mit 0,7 Prozent Kupon () und Irland eins mit 0,35 Prozent Kupon (). Besonders gefragt sei ein Langläufer Portugals mit 20 Jahren Laufzeit und 1,15 Prozent Kupon () "Das Volumen lag bei 3 Milliarden Euro, doch in den Büchern waren 20 Milliarden", kommentiert er die hohe Nachfrage.

Oechsner stellt weniger Neuemissionen im US-Dollar-Bereich fest, während bei Euro-Papieren die Pipeline voll sei. "Hier zeigt sich die Uneinigkeit der Notenbanken: Die Europäische Zentralbank wird in diesem Jahr die Leitzinsen unverändert lassen müssen." Wichtig sei aber neben der US-Geldpolitik, wie sich das weltweite Wachstum entwickeln werde zwischen Omikron-Variante, Lieferengpässen und konjunktureller Unsicherheit.

Nach Ansicht von Oechsner würden sich einige Marktteilnehmer bereits mit Blick auf das Ende der Krise positionieren. So machte er Käufe bei den Anleihen des Automobil-Zulieferers Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig aus: Die Titel verschiedener Laufzeiten (DE000A2NBR88), (DE000A2GSNF5) (DE000A255DF3) mit Kupon zwischen 6,5 und 7,25 Prozent Kupon würden allesamt gekauft.

Gute Umsätze sowohl auf der Geld- wie auf der Briefseite bei Preisen zwischen 73 und 77 Prozent macht Oechsner bei einer bis 2026 laufende Anleihe des Heizungs- und Sanitär-Mittelständlers Sanha (DE000A1TNA70) mit einem Kupon von 4 Prozent aus.

Unter Druck ist laut Brunner eine Anleihe des Sensoren-Herstellers für die Automobilindustrie Paragon (DE000A2GSB86) mit Fälligkeit zur Rückzahlung Anfang Juli. "Das gibt Spekulationen Raum, ob die Anleihe bedient wird." Seit Jahresbeginn war sie von 50,50 auf zeitweise 32 Prozent gefallen. Auf Kauf-Interesse bei hohen Umsätzen verweist Brunner bei Aurelius Equity Opportunities mit Laufzeit bis 2024 und Kupon von 4,25 Prozent (NO0010861487).

von: Antje Erhard 14. Januar 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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