Obwohl in Sachen Brexit weiter nichts klar ist: An den Märkten ist etwas Entspannung eingekehrt. Von den Unternehmensanleihen wird all das gekauft, was vor kurzem noch aus den Portfolios geflogen ist.

18. Januar 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Politische Themen wie Brexit und Zölle bestimmen weiter den Anleihehandel. "Es war eine wilde Woche", kommentiert Arthur Brunner von der ICF Bank. Am Dienstag lehnte das britische Parlament den Brexit-Vertrag ab, am Mittwoch überlebte Theresa May ein Misstrauensvotum. "Anders als erwartet, wurde das alles am Markt sehr ruhig aufgenommen", berichtet der Händler.

Was den Handelsstreit zwischen den USA und China angeht, ist derzeit etwas Entspannung angesagt: Das Wall Street Journal hatte berichtet, dass die Trump-Regierung eine Rücknahme der Strafzölle auf chinesische Produkte erwägt, allerdings dementierte das US-Finanzministerium den Bericht umgehend. "Das wird uns wohl noch eine Weile begleiten", kommentiert Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.

"Riskanteres wieder gefragter"

Die extreme Nervosität an den Märkten ist jedenfalls etwas gewichen. "Riskanteres ist wieder gefragter", berichtet Brunner. Der Euro-Bund-Future liegt mit 164,20 Punkten etwas unter dem Niveau vom Dienstag, zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit 0,25 Prozent. "Die EZB-Sitzung und wichtige Konjunkturdaten werden die Bewertungen bei Bonds in der kommenden Woche auf die Probe stellen", meint Christoph Rieger von der Commerzbank. Die EZB werde wegen der rückläufigen Inflationserwartungen allerdings behutsam agieren, zumal die Erholung des Risikoappetits vor dem Hintergrund des Brexit-Chaos auf tönernen Füßen stehe.

Höherverzinsliches erholt sich

Auch im Handel mit Unternehmensanleihen zeigt sich die wieder gestiegene Risikobereitschaft: "Alles, was vor kurzem noch keiner haben wollte, wird gekauft, etwa Hybridanleihen und Coco-Bonds", erklärt Rainer Petz von Oddo Seydler. "Wir sehen eine große Erholung." Auch Deutsche Bank-Anleihen seien wieder gefragt.

Brexit-bedingt gerieten Papiere von Jaguar Land Rover (WKN A2RRUQ) leicht unter Druck, wie Brunner meldet. VW-Anleihen sind Daniel zufolge unterdessen wieder gefragt. "China hat die Lokalverwaltungen aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Nachfrage nach Haushaltsgeräten und Autos zu unterstützen." Er meldet Käufe in dem bis 2026 laufenden Papier mit Kupon von 2,25 Prozent (WKN A2LQ6C), dem bis 2023 laufenden mit 0,875 Prozent (WKN A1ZUTN) und einer Hybridanleihe mit Kupon von aktuell 2,5 Prozent (WKN A1ZYTJ).

Verkäufe von Nord/LB- und Senvion-Bonds

Eher verkauft werden laut Brunner Anleihen der kriselnden Nord/LB (WKN NLB8K6). "Anleger trennen sich wegen der Unsicherheit um die Zukunft der Bank lieber von den Papieren." Deutliche Verluste verzeichnete die Senvion-Anleihe (WKN A2E4E2). Der Bond des Windenergieunternehmens wurde im Oktober noch zu fast 90 Prozent gehandelt, jetzt sind es nur noch 55 Prozent. Gesucht sind Brunner zufolge Ferratum- (WKN A2LQLF) und Sixt Leasing-Bonds (WKN A2LQKV).

Die Deutsche Lichtmiete AG, die energiesparende LED-Beleuchtungssysteme herstellt und vermietet, hat eine neue Anleihe (WKN A2NB9P) mit Kupon von 5,75 Prozent und Laufzeit bis 2023 auf den Markt gebracht, wie Petz berichtet. "Die Emission ist zwar sehr klein, wir sehen da aber einiges an Umsatz." Der Deutsche Mittelstandsanleihen-Fonds soll die neue "Energie-Effizienz-Anleihe" in sein Portfolio aufgenommen haben.

von: Anna-Maria Borse 18. Januar 2019,

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(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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