FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Partystimmung an den Börsen scheint (erst einmal) vorbei zu sein. Anlegern dämmert: Irgendwann werden die Zinsen wieder steigen müssen. Und Aktien nicht mehr die einzige Alternative sein.

21. Juni 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die angekündigte Zinswende in den USA setzt den Börsen nun doch zu. Der DAX, der noch Anfang vergangener Woche ein neues Rekordhoch von 15.803 Punkten verzeichnet hatte, schloss die Woche mit einem deutlichen Minus bei 15.448 Punkten. Auch die neue Woche startet mit verhaltenem Vorzeichen: Der DAX steht am Montagmorgen bei 15.456 Punkten.

Die US-Börsen hatten die vergangene Woche ebenfalls mit einem klaren Minus beendet. Der Hintergrund: Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank das Ende der Nullzinsära für 2023 in Aussicht gestellt. Am Freitag sprach sich der Präsident der Fed von St. Louis, James Bullard, sogar für eine Zinserhöhung 2022 aus.

Lage etwas eingetrübt

Auch der große Verfallstag am Freitag spielt eine Rolle: "Es ist nicht unüblich, dass ein großer Options & Futures-Verfallstermin für einen neuen Impuls sorgt", kommentiert Christoph Geyer von der Commerzbank. Dabei zeige die Saisonalität bis Mitte Juli noch eine positive Entwicklung an. "Der Impuls könnte nun aber abwärts gerichtet sein", bemerkt der technische Analyst. Auch wenn noch nicht allzu viel technisches Porzellan zerschlagen sei, habe sich die Lage doch etwas eingetrübt.

"Kurzfristiger Aufwärtstrend verlassen"

Ähnlich sieht das Martin Utschneider von Donner & Reuschel: "Der DAX hat am Freitag im Zuge des großen Verfalltstermin seinen kurzfristigen Aufwärtstrend verlassen", stellt der Charttechniker fest. Trotz der jetzt vorherrschenden Kurzfristtendenz blieben die markt- und charttechnischen Aussichten mittel- bis langfristig aber positiv. Solange der DAX nicht unter 14.980 Punkte abrutsche, hätten sowohl der Mittel- als auch der Langfristtrend Bestand. Das jüngste Allzeithoch stelle wohl nur eine Durchgangsstation dar. "Gemessen an den charttechnischen Mustern und Fibonacci-Projektionen liegt das Zwölfmonatskursziel bei 16.200 Indexzählern."

"Belastungsfaktoren nicht adäquat gewichtet"

Laut Christian Schmidt von der Helaba spiegelt der DAX bereits sehr viel positive Erwartung wider. Die potenziellen Belastungsfaktoren seien hingegen nicht in adäquater Art und Weise gewichtet. "Und seitens der charttechnischen Indikatoren sind bereits seit geraumer Zeit widersprüchliche Signale wahrzunehmen."

Zudem könnten die Zinsen in den USA 2023 auch zweimal angehoben werden. "Die Inflationsgefahren bleiben existent." Lediglich Basiseffekte anzuführen, könne zu kurz greifen. "Der Blick auf die Preisentwicklung bei den Rohstoffen zeigt, dass durchaus längerfristige Tendenzen entstehen könnten." Zudem werde vor dem großen Verfalltermin an der Eurex häufig versucht, die Kurse bis zum Settlement hochzuhalten. "Insofern nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Karten im Nachgang neu gemischt werden."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 21. Juni

Indexänderungen treten in Kraft: Im MDAX ersetzen Aktien des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 die des Wafer-Herstellers Siltronic. Im SDAX befinden sich neuerdings Vantage Towers, die Nagarro SE und der IT-Leasingdienstleister Grenke anstelle von Koenig & Bauer, Corestate und Leonie. Keine Veränderungen gibt es in DAX und TecDAX.

Mittwoch, 23. Juni

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Juni. Nachdem der Teilindex der Industrie im Mai ein neues Allzeithoch erreicht hatte, beginnt nun der Teilindex der Dienstleister seinen Höhenflug, bemerkt die DekaBank. Dies sei durch die Lockerung der Lockdown-Maßnahmen seit Anfang Mai ermöglicht.

Donnerstag, 24. Juni

10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklima Juni. Laut DekaBank gibt es kein einheitliches Stimmungsbild. Die Industrie profitiere von der kräftigen globalen Konjunktur und leide unter den hierdurch verursachten Engpässen. Bei den Dienstleistern und im Handel habe sich die Stimmung hingegen merklich verbessert. Unter dem Strich rechnen die Analysten mit einem abermals steigenden Geschäftsklimaindex.

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England.

Freitag, 25. Juni

14.30 Uhr. USA: Preisindex für Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie (PCE) Mai. Für das von der Notenbank bevorzugte Inflationsmaß erwartet die Commerzbank einen Anstieg um außergewöhnlich kräftige 0,6 Prozent. Auch ohne Energie und Nahrungsmittel (Kernrate) sei der Anstieg wohl so hoch gewesen. Die Gesamtrate werde damit im Mai auf 4 Prozent und die Kernrate auf 3,5 Prozent klettern, sich also weiter vom 2 Prozent-Ziel der Fed entfernen. Der überraschend kräftige Preissprung im April sei damit kein Einmaleffekt.

von: Anna-Maria Borse 21. Juni 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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