FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die EZB hat die Zinsen angehoben, nun stehen die Entscheide zahlreicher weiterer Notenbanken an. Von besonderem Interesse: das Fed-Meeting am Mittwoch.

18. September 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach der weiteren Zinserhöhung der EZB vergangene Woche richtet sich nun der Blick gen USA. Dort findet diesen Mittwoch die nächste US-Notenbanksitzung statt. "Anders als die EZB wird die Fed wohl stillhalten und den Leitzinskorridor bei 5,25 bis 5,50 Prozent belassen", meint Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Denn Inflation und Wachstum befänden sich auf den von der US-Notenbank gewünschten Pfaden. "In nicht allzu ferner Zukunft dürften sogar Zinssenkungen auf die Tagesordnung kommen."

Neben der Fed entscheiden diese Woche aber auch noch die Bank of England und die Notenbanken der Schweiz, Schwedens, Norwegens und Japans über den Leitzins. In der Erwartung, dass der Zinsgipfel nun erreicht ist, hatte der DAX vergangene Woche Kurs auf 16.000 Punkte genommen. Zu Handelsschluss am Freitag waren es aber wieder nur 15.894 Punkten. An den US-Börsen verlor der marktbreite S&P 500 1,22 Prozent auf 4.450 Punkte, der Nasdaq 100 1,75 Prozent auf 15.202 Punkte. Am Montagmorgen steht der DAX bei 15.820 Punkten leicht im Minus.

"Ausgesprochen moderate Bewertung deutscher Aktien"

Die Helaba sieht gute Chancen für einen Jahresendspurt am deutschen Aktienmarkt. "Das aus fundamentaler Sicht stärkste Argument für deutsche Aktien ist die ausgesprochen moderate Bewertung", erklärt Analyst Markus Reinwand. Auf Basis der wichtigsten Kennziffern wie KGV, KBV oder Kurs-Cashflow-Verhältnis liege der faire DAX-Wert derzeit bei rund 17.500 Punkten. Auch das klassische Saisonmuster spreche für Kursgewinne. Bezüglich der Konjunktur gebe es zwar noch viele Fragezeichen. Diese Phasen böten allerdings erfahrungsgemäß auch die größten Renditechancen. "Denn nur wer bereit ist, Risiken einzugehen und den richtigen Riecher hat, kommt in den Genuss einer Prämie."

US-Aktien: teurer, aber interessanter?

Jens Herdack von der Weber Bank sieht hingegen US-Aktien im Vorteil. "Schätzungen sehen für die US-Wirtschaft aktuell ein Wachstum von soliden 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für Europa zweifelt hingegen niemand mehr am weiteren Weg in die Rezession", erklärt der Portfoliomanager. Analog zur Wirtschaft entwickle sich der US-Aktienmarkt besser als seine Pendants in Europa und den Schwellenländern. "Er bleibt zwar deutlich teurer bewertet, dafür bietet er Zugang zu Unternehmen, die in einem deutlich vorteilhafteren wirtschaftlichen Umfeld agieren."

Fulminanter Arm-Börsengang

Ein riesiger Erfolg war der bislang größte US-Börsengang des Jahres. Die neuen Aktien des Chipdesigners Arm waren nicht nur vielfach überzeichnet, der Kurs stieg am ersten Handelstag auch gleich von 51 US-Dollar bis auf über 63 US-Dollar. Die Aktien waren taggleich an der Frankfurter Börse einbezogen und können seitdem dort gehandelt werden (US0420682058).

Details für den Schott Pharma-Börsengang veröffentlicht

Hierzulande steht ebenfalls ein großer Börsengang an: 23 Prozent des Mainzer Glasverpackungsherstellers Schott Pharma sollen Ende September an die Börse gebracht werden. Dafür werden 34,6 Millionen Aktien vom morgigen Dienstag bis zum 27. September in einer Spanne von 24,50 bis 28,50 Euro angeboten. Das Börsendebüt ist für einen Tag später geplant.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 18. September

Auswahlindizes: Die am 6. September bekannt gegebenen Indexanpassungen treten in Kraft. Der DAX bleibt unverändert. Im MDAX ersetzt United Internet Krones und macht Platz für thyssenkrupp nucera im SDAX. IONOS ersetzt Basler im SDAX. Zudem kommt Energiekontor für Eckert & Ziegler in den TecDAX.

Mittwoch, 20. September

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Die Notenbank wird das Leitzinsband voraussichtlich bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen, wie die Deutsche Bank erklärt. Aufgrund der zuletzt wieder gestiegenen Inflationsrate sowie der robusten Einzelhandelsumsätze würden die Währungshüter aber wohl auf eine mögliche weitere Zinsanhebung im November sowie ein längerfristig erhöhtes Zinsniveau hinweisen.

Donnerstag, 21. September

Zinsentscheide Schweiz, Schweden, Norwegen.

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Es spricht vieles für einen weiteren, finalen Zinsschritt, meint der Vermögensverwalter DWS. Zwar gebe es deutliche Anzeichen einer konjunkturellen Abschwächung, der Häusermarkt schwächle schon seit längerem. Wenig Eindruck habe die restriktive Geldpolitik jedoch bislang auf die Lohnentwicklung gemacht.

Freitag, 22. September

Japan: Zinsentscheid der Bank of Japan. Nach Einschätzung von Robert Halver von der Baader Bank droht kein radikaler Bruch mit der grundsätzlich ultralockeren Geldpolitik der japanischen Notenbank. Mit Blick auf Überschuldung und Überalterung in Japan seien ihr die Hände gebunden.

11.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex September. Die europäische Wirtschaft befindet sich in einer Schwächephase, wie die DekaBank betont. Zu den bedeutenden Belastungsfaktoren gehörten die restriktive Geldpolitik der EZB und die zurückhaltende Exportnachfrage aus dem Ausland. Für das dritte Quartal sei keine Besserung in Sicht.

von: Anna-Maria Borse, 18. September 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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