FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz nachlassender Kurssteigerungen sind im ETF-Handel Aktien-Tracker besonders gefragt. Neben Favorit USA rückt Europa ins Interesse. ETFs mit ESG-Filter haben weiter Vorrang.

7. Dezember 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Trotz der Verschnaufpause der internationalen Aktienmärkte seit Mitte November steigt das Interesse an ETFs. "Wir haben eine sehr gute Woche mit überdurchschnittlichen Umsätzen", berichtet Frank Mohr von der Société Générale. Es werde deutlich mehr gekauft als verkauft. "Der Fokus liegt auf Aktienprodukten, die derzeit zwei Drittel der Umsätze ausmachen."

Auch Holger Heinrich von der Baader Bank berichtet von zuletzt deutlich mehr Umsätzen. "Während der DAX quasi auf der Stelle trat, konnten die amerikanischen Indizes Kursgewinne verzeichnen. Wir hatten nahezu doppelt so viel Käufe wie Verkäufe in unseren großen Trackern von Aktien-ETFs."

Entsprechend waren bei Baader US-Aktien-ETFs gefragt - zum einen Produkte mit breitem Marktengagement, bei denen der HSBC S&P 500 (IE000JZ473P7) und der Xtrackers S&P 500 () zu den meistgekauften ETFs gehören; aber auch Small Caps. Entsprechend hoch sei die Nachfrage z.B. nach dem Invesco S&P SmallCap 600 (IE00BH3YZ803).

Aktien: Neben USA ist Europa gesucht

Bei der Societé Générale sind S&P-500-Tracker ebenfalls nach wie vor am beliebtesten, obwohl der Index auf Sicht des laufenden Jahres trotz herbstlicher Erholung noch 16 Prozent im Minus ist. Er wird zuvorderst mit den ETFs von Vanguard (IE00B3XXRP09), Invesco (IE00B3YCGJ38) und iShares (IE0031442068) erworben.

Torben Bendt von Lang & Schwarz berichtet ebenfalls von steigendem Interesse an Aktien. Hier ist neben NASDAQ und MSCI World der DAX gefragt.

Gekauft wird der iShares NASDAQ-100 (DE000A0F5UF5), der mit einem Volumen von 2,49 Milliarden Euro zu den größten NASDAQ-100-ETFs gehört. Ein "Klassiker", der MSCI World, wird mit dem ETF von iShares (IE00B6R52259) ins Depot geholt. "Auch hier kaufen die Anleger überwiegend", berichtet Bendt.

Neben dem gewohnten Zuspruch für den US-Markt stellt Mohr steigende Nachfrage nach europäischen Aktien fest, die sich vor allem in Käufen des Amundi MSCI Europe (LU1681042609) und des iShares STOXX Europe 50 (DE0005933949) manifestiert. "Wir haben - auch wenn der US-Markt dominant bleibt - deutlich mehr europäische Aktienindizes in den Top 10 als gewöhnlich", fasst Mohr zusammen. Europa mache 12 Prozent am Gesamtvolumen der Aktien-ETFs aus. "Das ist mehr als das Doppelte der vergangenen Wochen."

Was europäische Aktien betrifft, vermerkt Berndt allem anziehende Käufe eines zweifach gehebelten DAX-ETF (LU0252634307).

Nach ersten Covid-Lockerungen in China steigt das Interesse an Aktien der Region. "Mit den Öffnungen in China setzen Anleger hier auf eine Fortsetzung und spekulieren auf steigende Notierungen", erklärt Bendt. So sei das Kaufinteresse am WisdomTree Emerging Markets 3x Daily Leveraged (IE00BYTYHN28

ESG- und Klima-ETFs bleiben Renner

ESG- und Klima-ETFs erweisen sich einmal mehr als Dauerbrenner. Bei Heinrich wurden der UBS ETF (IE) MSCI USA ESG Universal Low Carbon Select (IE00BNC0M350), der seit Juli 2021 am Markt ist, und der BNP Paribas Easy MSCI North America ESG Filtered Min (LU1291104575) besonders nachgefragt.

Auch bei europäischen ETFs dieser beiden Kategorien greifen die Baader-Kund*innen zu, besonders der BNP Paribas Easy MSCI Europe ESG Filtered Min (LU1291099718), aber auch der HSBC MSCI Europe Climate Paris Aligned (IE00BP2C0316) sind gefragt. Dessen Performance auf Sicht eines Jahres ist mit 5 Prozent zwar negativ, in den vergangenen drei Monaten hat der ETF allerdings 6,2 Prozent an Wert gewonnen. Mit dem iShares MSCI Europe ESG Enhanced (IE00BHZPJ676) setzen Anleger*innen auf ein Produkt, das seit seiner Auflage im Frühjahr 2019 rund 7,29 Prozent pro Jahr im Schnitt gewonnen hat.

Wenngleich Kund*innen der Societé Générale den iShares Global Clean Energy (IE00B1XNHC34) als einen der Branchen-Schwergewichte eher veräußern, greifen auch sie verstärkt zu Klima- und ESG-ETFs und erwerben vorzugsweise den L&G Clean Energy (IE00BK5BCH80). Auch beim L&G Hydrogen Economy (IE00BMYDM794) und dem Deka MSCI USA Climate Change ESG (DE000ETFL573) dominieren Käufe im Orderbuch der Société Générale.

Öl- und Gas-ETCs: Steigende Umsätze

Der Öl-Markt hat mit Kurssteigerungen auf das EU-Embargo und den Ölpreisdecke für russisches Öl reagiert. Das Kartell Opec plus mit Russland und Saudi-Arabien hatte zuvor die bis Ende Dezember gültige Förderquote bestätigt und keine weiteren Produktionskürzungen beschlossen. Indessen ist der Energiesektor wieder verstärkt in den Fokus der Anleger*innen gerückt.

Beim WisdomTree Energy ETC (GB00B15KYB02) vermerkt Lang & Schwarz eher Verkäufe, anders hingegen bei Gas-ETCs: Bendt vermerkt viel Geschäft mit einem dreifach gehebelten Gas-ETC von WisdomTree, dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRG98). "Hier überwiegen die Käufe deutlich." Käufe wie Verkäufe macht er bei einem dreifach gehebelten Short-Produkt aus, dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short (IE00B76BRD76). "Hier wird hin- und her spekuliert."

Auch bei Mohr sind die Umsätze im Energiesektor gestiegen. "Das ist aktuell der zweitstärkste Sektor mit 18 Prozent, hier wird auch überwiegend gekauft." Vor allem der Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP (IE00B94ZB998) sei gefragt. Branchenführend ist der Technologiesektor bei der Société Générale. Allerdings würden die Indexfonds mit Technologieaktien eher verkauft. So werde vor allem der Invesco Technology S&P US Select Sector () abgegeben. Auf der Verkaufsseite steht auch der iShares Automation & Robotics (IE00BYZK4552).

Einstiegsniveaus bei Immobilien-ETFs genutzt

An Immobilien-ETFs, Nummer drei unter den umsatzstärksten Branchen, sei das Kaufinteresse hingegen besonders groß. "Wir sehen hier seit einigen Wochen schon deutlich mehr Käufe", erklärt Mohr und verweist angesichts der gesunkenen Einstiegsniveaus speziell auf Käufe des iShares UK Property () und des iShares European Property Yield (IE00B0M63284). Sie haben auf Jahressicht 31 bzw. 37 Prozent an Wert verloren.

Krypto-ETPs: Ruhe nach dem Sturm

Nach der Insolvenz der Kryptobörse FTX ist es am Markt für Krypto-ETPs ruhiger geworden "Klassiker wie der Bitcoin sind aber noch gefragt", stellt sich bei Lang & Schwarz die Lage dar. Angesichts der Kursverluste der vergangenen Wochen werde jedoch der Binance Coin recht häufig veräußert. Der 21Shares Binance BNB ETP (

Anleihen: Erwartung sinkender Kurse deutscher und europäischer Staatsanleihen

Im Segment der Anleihen-Tracker setzt sich die Wiederbelebung nur phasenweise fort. Verkäufe dominieren in dieser Woche. Wörndl hat europäische Staatsanleihen mittlerer Laufzeiten auf den Verkaufslisten (IE00B4WXJG34). Zugleich werde regional investiert. So seien nach jüngsten Verkäufen nun britische Gilts gesucht, was sich in Käufen des Vanguard U.K. Gilt UCITS ETF EUR Hedged Accumulating (IE00BMX0B524) manifestiert. Gehebelt werden zehnjährige US-Staatspapiere im WisdomTree US Treasuries 10Y 3x Daily Short (IE00BKS8QT65) ge- aber auch verkauft.

Spekulativ orientierte Anleger*innen erwarten nach Einschätzung von Mohr vor allem Rücksetzer bei den Kursen deutscher wie europäischer Staatsanleihen und kaufen entsprechend Short-Produkte: Vor allem mit dem Lyxor Bund Future Daily (-1x) Inverse (LU0530119774) und dem Xtrackers Eurozone Government Bond Short Daily Swap (LU0321463258). Darüber hinaus würden laut Mohr britische Staatsanleihen verschiedener Laufzeiten () und europäische Unternehmensschuldtitel (IE00B3F81R35) gekauft. Die Kursrücksetzer belaufen sich hier nach einer deutlichen Erholung im Oktober und November auf Jahressicht auf 24 bzw. 12 Prozent.

von: Antje Erhard, 7. Dezember 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

AXC0097 2022-12-07/09:59

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.