Nach einer langen Krise mit Korruptionsaffären und Vorwürfen gegen Top-Manager hat sich der Industrie-Dienstleister Bilfinger aus Sicht von Vorstandschef Tom Blades neues Vertrauen erarbeitet. Er sei optimistisch, dass der von den USA bestellte Aufseher zum Jahreswechsel womöglich nicht mehr nötig sei, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wir arbeiten hart daran, die Auflagen des Monitors zu erfüllen. Ende des Jahres wollen wir das Verfahren erfolgreich abschließen", meinte Blades. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass das US-Justizministerium dann zufrieden sein wird und im übertragenen Sinne unsere "Bewährung" endet."

Bilfinger steht seit 2014 unter Aufsicht durch US-Behörden. Die inzwischen verkaufte Tochterfirma Julius Berger war bei einem Pipeline-Projekt in Nigeria in einen Bestechungsfall verwickelt. Das Unternehmen musste deshalb 2013 eine Strafe von 32 Millionen Dollar zahlen und eine Überwachung seines Compliance-Systems hinnehmen.

Dazu kamen weitere Altfälle ans Licht, so dass die zunächst bis 2016 vorgesehene US-Aufsicht um zwei Jahre verlängert worden war. Einer ähnlichen Kontrolle unterliegt derzeit etwa auch Volkswagen , wo der Aufseher Larry Thompson die Aufarbeitung der zuerst in den USA bekanntgewordenen Diesel-Abgasmanipulationen beobachtet. Blades sagte dem Blatt, die Zusammenarbeit mit dem Kontrolleur habe sich im Fall von Bilfinger "nicht immer spannungsfrei" dargestellt. "Gleichzeitig möchte ich betonen: Er hat dabei geholfen, dass Bilfinger heute im positiven Sinn ein ganz anderes Unternehmen ist als vor fünf Jahren."

Zuletzt hatte der Mannheimer Konzern viel Energie in die Bewältigung seiner Vergangenheit stecken müssen. Im Februar wurden Forderungen nach Schadenersatz an Ex-Vorstände öffentlich: Allen Mitgliedern der obersten Führungsebene, die zwischen 2006 und 2015 bei Bilfinger amtierten und vor 2015 in das Gremium eintraten, warf die Firma Pflichtverletzungen vor. Die fraglichen Vorgänge fielen demnach in die Zeit der Vorstandschefs Herbert Bodner (1999-2011 sowie 2014/15) und Roland Koch (2011-2014). Der frühere hessische Ministerpräsident Koch ließ erklären, er sei sich keinerlei Schuld bewusst.

Als Beispiele für das unterstellte Fehlverhalten wurde der Kauf der Mauell GmbH 2012 genannt - oder die Nigeria-Geschäfte. Blades wollte prüfen, ob auch Aufsichtsratsmitglieder Pflichten verletzt haben./jap/DP/jha

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AXC0009 2018-10-21/13:59

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