Corona ist los. Dabei sterben in Deutschland weitaus mehr Menschen an der normalen Grippe als an der neuartigen Erkrankung. Die Panik ist deshalb so groß, weil ein neuartiges Phänomen sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und weil plötzlich viele Menschen in einem kurzen Zeitraum ums Leben kommen. Wenn dagegen Menschen verteilt über das Jahr sterben, macht uns das kaum Angst.

Ein Beispiel ist der Straßenverkehr: 2019 sind in Deutschland über 3.000 Menschen ums Leben gekommen, genauso viele wie bislang durch das Coronavirus auf der gesamten Erde. Auch sterben alljährlich 18.000 Personen an ärztlichen Behandlungsfehlern. Viele kennen diese Zahlen nicht, weil darüber zu wenig berichtet wird. Vergleiche könnten helfen, die Todesfälle in Relation zu bekannten Gefahren zu setzen, statt wie hypnotisiert nur auf das Virus zu schauen. Das Coronavirus ist eine neue Gefahr, wir kennen es nicht aus eigenen Erfahrungen, sondern primär durch die Medien, die oft eher zusätzlich die Angst schüren als zur Beruhigung beizutragen. Aus Angst getriebene Menschen bringen sich aber oft zusätzlich in Gefahr. So seien etwa viele Amerikaner nach den Terroranschlägen von 9/11 aufs Auto umgestiegen. Doch dadurch gab es im Straßenverkehr 1600 Tote mehr als üblich.

Auch den Aktionismus, dem die Politik verfällt, muss man relativieren. Man erinnere sich an die Schweinegrippe: Viele europäische Regierungen gaben Hunderte von Millionen für das Medikament Tamiflu aus, obwohl nicht nachgewiesen war, dass es die Bürger überhaupt gegen die Folgen der Schweinegrippe schützt. Aber man hatte etwas getan. Da die Schweinegrippe doch nicht der große Killer war, wurde Tamiflu am Ende verbrannt – und damit auch unsere Steuergelder.

Absolute Sicherheit hat somit einen hohen Preis; es gibt sie aber ohnehin nicht in unserem Leben und wäre auch langweilig. Wenn wir wüssten, wann wir sterben, ob unsere Ehe geschieden wird, dann bräuchten wir keine Emotionen mehr. Wir könnten uns an nichts mehr erfreuen, auf nichts hoffen und würden nie mehr überrascht.

Corona zeigt jedoch wieder sehr eindrucksvoll, dass offenbar in uns allen ein Lemming steckt. Der Herdentrieb bringt die einen ans Regal mit Hygieneartikeln, während die anderen ihr Aktiendepot leerräumen. Rational ist das nicht - zumal vor wenigen Wochen die Investoren noch tief entspannt waren. Und das, obwohl in China bereits eine Millionenstadt abgeriegelt wurde. Trotzdem stiegen die Aktienkurse fröhlich weiter und niemand kam auf die Idee, Dosenravioli zu horten. Über Nacht schlug die Stimmung um: Panik-Modus.

Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller wird wieder einmal bestätigt: Nicht etwa rationale Überlegungen prägen die Kurse, sondern "animalische Instinkte". Es ist eben nicht so, dass an der Börse die zur Verfügung stehenden Informationen sinnvoll verarbeitet werden. Stattdessen hat nun der Fluchtinstinkt die Herrschaft übernommen: Wenn alle losrennen, renne ich lieber mit - völlig unabhängig davon, ob das wirklich eine gute Idee ist. Die allgemeine Stimmung an der Börse darf jedoch nicht der Anlass sein, Aktien zu verkaufen oder zu kaufen.

Unser Rat: Vor einigen Wochen wurden Aktien oft nur deshalb gekauft, weil Zinsanlagen unattraktiv geworden sind, und weil es zur Zeit keine bessere Alternative im Hinblick auf die Dividendenrendite gibt. Jetzt gibt es aber bald ein viel schlagenderes Kaufargument, denn viele Aktien sind wieder auf attraktive Bewertungsniveaus gerutscht. Nach den massiven Kursverlusten in den Indizes ist es für Aussteigen zu spät. Stattdessen könnten langsam Zusatzkäufe interessant werden.

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