Bafin-Präsident Felix Hufeld hat angesichts der Kritik an seiner Behörde im Wirecard -Bilanzskandal auf begrenzte Handlungsmöglichkeiten der Finanzaufsicht hingewiesen. "Das Problem ist: Wen beaufsichtigen wir?", sagte Hufeld bei einer im Internet übertragenen Konferenz am Donnerstag. Technologiedienstleister und Technologieunternehmen, die keine Finanzinstitute seien und nicht von Finanzaufsichtsbehörden beaufsichtigt würden, verschmölzen immer mehr mit Bankdienstleistungen und Bankinstituten. "Und das ist natürlich jenseits des speziellen Falles Wirecard eine viel größere Herausforderung, die wir überall sehen", sagte Hufeld.

"Und das wirft in der Tat Fragen auf, die ich in den letzten zwei Jahren oft gestellt habe, und die wir auf einer regulatorischen, also politischen Ebene, adressieren müssen", sagte der Bafin-Chef. Dies sei Teil der großen Menge an Hausaufgaben, die zu erledigen seien. Formal war die Bafin nur für einen Teil des Wirecard-Konzerns zuständig: die Wirecard Bank.

Wirecard hatte eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen auf Treuhänderkonten verbucht hatte, sehr wahrscheinlich nicht existieren. Inzwischen hat der seit knapp zwei Jahren im Dax gelistete Zahlungsdienstleister mit Sitz in Aschheim bei München Insolvenz angemeldet. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderen gegen Ex-Vorstandschef Markus Braun. Wirecard wickelt bargeldlose Zahlungen für Händler ab - an Ladenkassen wie online.

Anfang vergangener Woche hatte Hufeld die Vorgänge rund um Wirecard als "Schande" bezeichnet und sich zugleich selbstkritisch zur Rolle der Aufsicht geäußert: "Wir sind nicht effektiv genug gewesen, um zu verhindern, dass so etwas passiert."/ben/DP/jha

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