Die Kombination aus den Unsicherheiten der Corona Pandemie und der „Nicht-Einigung“ der Opec Staaten auf reduzierte Ölfördermengen, sorgte im März für einen Abverkauf über alle Anlageklassen, den die Märkte in einem solchen Ausmaß noch nicht gesehen hatten. Selbst die Finanzkrise 2008/2009 oder das Platzen der Internetblase im Jahr 2000 haben die Kurse nicht in einer solchen Geschwindigkeit fallen lassen.

Maßgeblich beteiligt waren vor allem die großen ausländischen Investoren, denen man eigentlich den langfristigsten Anlagehorizont unter den Anlegern nachsagt. Doch in Sorge vor einer weltweiten Rezession und schrumpfenden Einnahmen aus der Ölförderung, stand Liquidität auf der Prioritätenliste ganz weit oben und das offenbar um jeden Preis.

Börse ist freie Marktwirtschaft in Reinkultur. Der Preis für eine Aktie oder Anleihe bildet sich durch Angebot und Nachfrage. Wenn aber das Angebot „um jeden Preis“ die Nachfrage überwiegt, dann fallen Aktienkurse auch für die wertvollsten Unternehmen ins Bodenlose. Bis einer sagt: „dafür kauf ich es“. Entscheidungen, die in Panik getroffen werden sind rückblickend betrachtet nicht nur meistens falsch, sondern auch völlig übertrieben. Die Erholung der Märkte in den letzten Wochen bestätigt dies wieder einmal.

Ohne Frage wird die Weltwirtschaft 2020 nicht ohne Schaden bleiben und eine Reihe von Unternehmen wird es 2021, trotz der massiven Staatshilfen, nicht mehr geben. Viele erstklassige, börsennotierte Unternehmen sind mittlerweile aber so preiswert, dass die Politiker hierzulande, vielleicht zurecht, „feindliche Übernahmen“ vor allem aus China befürchten. Das sind die Momente, in denen man sich einen Teil der alten „Deutschland AG“ zurückwünschen würde.

Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass sich funktionierende Volkswirtschaften nach einer Krise in einer sehr überschaubaren Zeit deutlich erholen können. Also „Wohl dem mutigen, langfristig und mit ausreichend Liquidität ausgestattetem Investor“, der sich nun im Börsensupermarkt an den Angeboten bedienen kann? Oder ist es dafür noch zu früh?

Die massiven Hilfsprogramme, die die Staaten jetzt aufgelegt haben treiben deren Verschuldung weiter nach oben. Mit steigenden Zinsen sollten Anleger also auch in Zukunft eher nicht rechnen. Die Zentralbanken werden weiterhin alles daransetzen, dass die Staaten nicht an einer zu hohen Zinslast kollabieren. Möglicherweise geht die erhöhte Verschuldung mit einer ansteigenden Inflation einher, was jedoch das reale Zinsergebnis noch desaströser aussehen lassen würde. Für einen realen Wertzuwachs bleiben Sachwerte und somit auch Aktien alternativlos.

Die strenge Regulierung der deutschen und europäischen Finanzindustrie nach der Finanzkrise war sicherlich in Teilen berechtigt. Vielleicht ist aber jetzt ein guter Zeitpunkt für eine Feinjustierung, damit unsere Kapitalsammelstellen, ihre Aktienquoten ein wenig erhöhen dürfen.

Vieles wird in einer Welt nach Corona anders sein. Globale Lieferketten und Produktionsauslagerungen nach dem Motto „Hauptsache billig“ werden ebenso überdacht werden, wie die Frage, ob alle von Montag bis Freitag ins Büro fahren müssen.

Auch wenn das Risiko besteht, dass die Krise und damit auch die Kursschwankungen länger dauern, eröffnet eine optimistische Zukunftserwartung auch neue Optionen:

• Beteiligung an guten bis sehr guten Unternehmen zu einem vor noch drei Monaten nicht vorstellbaren Einkaufspreis.

• Erhöhung der inländischen Aktienquote an Unternehmen auch zum Schutz gegen unerwünschten Ausverkauf.

• Attraktivere Ergebnisse in der privaten Altersvorsorge durch einen höheren Aktienanteil in den Portfolien.

Ein unvorhergesehener schwarzer Schwan hat die Börsen erschüttert. Wer 2008/2009 erlebt hat, wird auch damals nicht geglaubt haben, dass der DAX irgendwann einmal an der Marke von 14.000 kratzt. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern bis wir solche Indexstände sehen, aber sie sind realistisch. 

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