APA ots news: Konsumeinbruch lässt Finanzvermögen 2020 auf Rekordhoch...
21.10.2021 | 10:06
APA ots news: Konsumeinbruch lässt Finanzvermögen 2020 auf Rekordhoch steigen - ANHANG
Aktuelle Ergebnisse des Finanzverhaltens österreichischer
Haushalte
Wien (APA-ots) - Der historische Einbruch des privaten Konsums als Folge
der COVID-19-Pandemie ließ die Ersparnisse des heimischen
Haushaltssektors trotz rückläufigen Einkommens im Jahr 2020 deutlich
anwachsen. Eine Sparquote von 14,4 Prozent bedeutete, dass die
finanziellen Veranlagungen einen neuen Rekordwert erreichten, woraus
sich auch ein neuer Höchststand des Geldvermögens ergab. Einlagen
blieben zwar die dominierende Veranlagungskomponente, das Interesse
an Aktien und Investmentzertifikaten nahm jedoch zu. Gleichzeitig
sorgte die Pandemie für verstärkte Nachfrage nach Bargeld. Die
Verschuldung des Haushaltssektors verblieb auf stabilem Niveau.
"Die gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der
COVID-19-Pandemie schränkten die Konsummöglichkeiten privater
Haushalte massiv ein und beeinflussten das Sparverhalten der privaten
Haushalte damit maßgeblich", erläuterte Johannes Turner, Direktor der
OeNB-Hauptabteilung Statistik, im Rahmen einer Pressekonferenz der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Im Jahr 2020 brach der private
Konsum im Vergleich zu 2019 um 7,2 Prozent ein. Betroffen waren vor
allem Beherbergung und Gastronomie, Verkehr sowie Freizeit- und
Kulturdienstleistungen. Seit Österreichs Beitritt zur EU entwickelte
sich der Konsum - selbst im Verlauf der schweren Wirtschafts- und
Finanzkrise ab 2008 - stets positiv. Erstmals rückläufig zeigte sich
in diesem Zeitraum auch das netto verfügbare Einkommen (2020: -0,7
Prozent). "Das Phänomen einer gestiegenen Sparleistung ergibt sich
somit zwangsläufig aus einem massiven Konsumverzicht und darf nicht
darüber hinwegtäuschen, dass die Pandemie österreichische
Privathaushalte wirtschaftlich vor große Herausforderungen stellte",
ergänzte Turner. Aktuelle Entwicklungen lassen für 2021 einen Anstieg
des Konsums und folglich einen Rückgang der Sparquote erwarten.
Das Geldvermögen der privaten Haushalte markierte im Juni 2021 einen
historischen Höchststand von 799 Mrd EUR. Das entspricht einem
Zuwachs von rund 8 Prozent seit Beginn der Pandemie (Ende 2019).
Dieser Anstieg ist vor allem durch den intensiven Geldvermögensaufbau
zu erklären, der 2020 mit 28,5 Mrd EUR (+70 Prozent gegenüber 2019)
ebenfalls ein Rekordniveau erreichte. Täglich fällige Einlagen waren
2020 weiterhin mit Abstand die beliebteste Anlagekategorie, 21,0 Mrd
EUR wurden in dieser Form veranlagt. Deutlich gestiegen ist
allerdings die Nachfrage nach Aktien und Investmentzertifikaten, die
- unterstützt durch günstige Einstiegskurse infolge globaler
Einbrüche an den Börsen im März 2020 - im Ausmaß von 6,5 Mrd EUR
gekauft wurden (+88 Prozent gegenüber 2019). Dieses Verhalten
unterscheidet sich markant von jenem während der Wirtschafts- und
Finanzkrise ab 2008, die ihren Ausgang in der Finanzwirtschaft hatte
und eine Flucht in sichere Anlagen nach sich zog. Wenig Interesse
zeigten private Anlegerinnen und Anleger 2020 hingegen an
verzinslichen Wertpapieren. Dies ist neben den derzeit ungünstigen
Renditeerwartung auch mit einem geringen Emissionsangebot zu
erklären.
Im Durchschnitt standen jedem österreichischen Haushalt 2020 aufgrund
des deutlichen Konsumrückgangs (-310 EUR/Monat) monatlich 275 EUR
mehr zur Verfügung als 2019. Diese zusätzlichen Mittel flossen im
Ausmaß von 244 EUR in den Aufbau des Geldvermögens, während 31 EUR in
realwirtschaftliche Investitionen wie z. B. Immobilien oder Gold
veranlagt wurden. Die Pandemie führte bei vielen Haushalten zu
verstärkter Nachfrage nach Bargeld - ein Verhalten, das nicht nur in
Österreich, sondern im gesamten Euroraum zu beobachten war. Pro
Haushalt wurden monatlich im Durchschnitt um 32 EUR mehr an
Bargeldreserven angelegt als im Jahr 2019.
Während der österreichische Haushaltssektor sein Finanzvermögen in
den letzten Jahren stetig ausbaute, verblieb die Verschuldung auf
stabilem Niveau. Sie lag Ende Juni 2021 bei 209 Mrd EUR.
Wohnbaukredite dominierten - auch im bisherigen Verlauf der
COVID-19-Pandemie - die Haushaltsverschuldung und gewinnen auch
weiterhin zunehmend an Bedeutung. Konsumkredite werden dagegen schon
seit mehreren Jahren in geringerem Maß nachgefragt.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Statistik Hotline
(+43-1) 404 20-5555
statistik.hotline@oenb.at
http://www.oenb.at
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
christian.gutlederer@oenb.at
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