APA ots news: Konsumeinbruch lässt Finanzvermögen 2020 auf Rekordhoch steigen - ANHANG

Aktuelle Ergebnisse des Finanzverhaltens österreichischer

Haushalte

Wien (APA-ots) - Der historische Einbruch des privaten Konsums als Folge

der COVID-19-Pandemie ließ die Ersparnisse des heimischen

Haushaltssektors trotz rückläufigen Einkommens im Jahr 2020 deutlich

anwachsen. Eine Sparquote von 14,4 Prozent bedeutete, dass die

finanziellen Veranlagungen einen neuen Rekordwert erreichten, woraus

sich auch ein neuer Höchststand des Geldvermögens ergab. Einlagen

blieben zwar die dominierende Veranlagungskomponente, das Interesse

an Aktien und Investmentzertifikaten nahm jedoch zu. Gleichzeitig

sorgte die Pandemie für verstärkte Nachfrage nach Bargeld. Die

Verschuldung des Haushaltssektors verblieb auf stabilem Niveau.

"Die gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der

COVID-19-Pandemie schränkten die Konsummöglichkeiten privater

Haushalte massiv ein und beeinflussten das Sparverhalten der privaten

Haushalte damit maßgeblich", erläuterte Johannes Turner, Direktor der

OeNB-Hauptabteilung Statistik, im Rahmen einer Pressekonferenz der

Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Im Jahr 2020 brach der private

Konsum im Vergleich zu 2019 um 7,2 Prozent ein. Betroffen waren vor

allem Beherbergung und Gastronomie, Verkehr sowie Freizeit- und

Kulturdienstleistungen. Seit Österreichs Beitritt zur EU entwickelte

sich der Konsum - selbst im Verlauf der schweren Wirtschafts- und

Finanzkrise ab 2008 - stets positiv. Erstmals rückläufig zeigte sich

in diesem Zeitraum auch das netto verfügbare Einkommen (2020: -0,7

Prozent). "Das Phänomen einer gestiegenen Sparleistung ergibt sich

somit zwangsläufig aus einem massiven Konsumverzicht und darf nicht

darüber hinwegtäuschen, dass die Pandemie österreichische

Privathaushalte wirtschaftlich vor große Herausforderungen stellte",

ergänzte Turner. Aktuelle Entwicklungen lassen für 2021 einen Anstieg

des Konsums und folglich einen Rückgang der Sparquote erwarten.

Das Geldvermögen der privaten Haushalte markierte im Juni 2021 einen

historischen Höchststand von 799 Mrd EUR. Das entspricht einem

Zuwachs von rund 8 Prozent seit Beginn der Pandemie (Ende 2019).

Dieser Anstieg ist vor allem durch den intensiven Geldvermögensaufbau

zu erklären, der 2020 mit 28,5 Mrd EUR (+70 Prozent gegenüber 2019)

ebenfalls ein Rekordniveau erreichte. Täglich fällige Einlagen waren

2020 weiterhin mit Abstand die beliebteste Anlagekategorie, 21,0 Mrd

EUR wurden in dieser Form veranlagt. Deutlich gestiegen ist

allerdings die Nachfrage nach Aktien und Investmentzertifikaten, die

- unterstützt durch günstige Einstiegskurse infolge globaler

Einbrüche an den Börsen im März 2020 - im Ausmaß von 6,5 Mrd EUR

gekauft wurden (+88 Prozent gegenüber 2019). Dieses Verhalten

unterscheidet sich markant von jenem während der Wirtschafts- und

Finanzkrise ab 2008, die ihren Ausgang in der Finanzwirtschaft hatte

und eine Flucht in sichere Anlagen nach sich zog. Wenig Interesse

zeigten private Anlegerinnen und Anleger 2020 hingegen an

verzinslichen Wertpapieren. Dies ist neben den derzeit ungünstigen

Renditeerwartung auch mit einem geringen Emissionsangebot zu

erklären.

Im Durchschnitt standen jedem österreichischen Haushalt 2020 aufgrund

des deutlichen Konsumrückgangs (-310 EUR/Monat) monatlich 275 EUR

mehr zur Verfügung als 2019. Diese zusätzlichen Mittel flossen im

Ausmaß von 244 EUR in den Aufbau des Geldvermögens, während 31 EUR in

realwirtschaftliche Investitionen wie z. B. Immobilien oder Gold

veranlagt wurden. Die Pandemie führte bei vielen Haushalten zu

verstärkter Nachfrage nach Bargeld - ein Verhalten, das nicht nur in

Österreich, sondern im gesamten Euroraum zu beobachten war. Pro

Haushalt wurden monatlich im Durchschnitt um 32 EUR mehr an

Bargeldreserven angelegt als im Jahr 2019.

Während der österreichische Haushaltssektor sein Finanzvermögen in

den letzten Jahren stetig ausbaute, verblieb die Verschuldung auf

stabilem Niveau. Sie lag Ende Juni 2021 bei 209 Mrd EUR.

Wohnbaukredite dominierten - auch im bisherigen Verlauf der

COVID-19-Pandemie - die Haushaltsverschuldung und gewinnen auch

weiterhin zunehmend an Bedeutung. Konsumkredite werden dagegen schon

seit mehreren Jahren in geringerem Maß nachgefragt.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Statistik Hotline

(+43-1) 404 20-5555

statistik.hotline@oenb.at

http://www.oenb.at

Oesterreichische Nationalbank

Dr. Christian Gutlederer

Pressesprecher

(+43-1) 404 20-6900

christian.gutlederer@oenb.at

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OTS0070 2021-10-21/10:00

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