Die Photovoltaikindustrie gehört zu den großen Gewinnern der letzten Quartale. Stabile Preise und Absatzsteigerungen führten bei vielen Herstellern von Modulen und Komponenten zu glänzenden Ergebnissen. Nicht so bei SMA Solar (WKN: A0DJ6J), dem Wechselrichterchampion, dessen Aktie eher lustlos dahindümpelt. Lies hier, was du dazu wissen solltest.

Ein Sektor voller Volltreffer

Das Thema „Solar“ läuft einfach klasse: Enphase Energy (WKN: A1JC82) war vor nicht allzu langer Zeit ein Pennystock und ist im August auf sagenhafte 35 US-Dollar explodiert. SolarEdge (WKN: A14QVM) hat sich seit dem Jahreswechsel mehr als verdoppelt (Stand: 02.09.19). Auch SMA Solar hat sich von den Dezembertiefs etwas erholt, aber trotzdem sieht der Chart desolat aus, gerade im Vergleich zu den beiden Rivalen.

Zwar haben auch die Modulhersteller eine lange Durststrecke hinter sich, aber mit Titeln wie SunPower (WKN: A1JNM7) oder JinkoSolar (WKN: A0Q87R) konnte man über die letzten Quartale seinen Einsatz verdoppeln. Noch 2018 schockte die chinesische Regierung die Solarwelt mit drastischen Förderkürzungen. Die daraus folgenden Überkapazitäten führten dazu, dass insbesondere die chinesischen Hersteller ihr Heil auf den internationalen Märkten suchten.

Was die Lieferanten vor große Herausforderungen stellte, war für die Abnehmer ein willkommenes Geschenk. Niedrigere Preise steigern natürlich die Attraktivität von Solarparks und Aufdachanlagen, zumal gleichzeitig die Finanzierungsbedingungen immer traumhafter werden. Wood MacKenzie schätzte im Juli, dass die Installationen in diesem Jahr um 17,5 % steigen werden. Da auch in China nach dem ersten Schock längst wieder fleißig gebaut wird, konnten sich die Preise zwischenzeitlich wieder stabilisieren.

Gleichzeitig gelingt es den Großen der Branche, immer wieder Wege zu finden, um die Kosten je Kilowatt installierter Kapazität zu senken, sei es durch eine höhere Systemeffizienz oder durch die Verbesserung der Produktionsprozesse. Die aktuell gute Auslastung der Fertigungslinien ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, der dazu beiträgt, die Profitabilität zu steigern.

Darum hängt SMA Solar hinterher

Offenbar ist die Stimmung in der Branche fast überall ausgezeichnet, aber es kommt zum Teil auf Details an. Enphase und SolarEdge sind beide stark bei Mikrowechselrichtern und Optimizern, die durch die Feinsteuerung der Module von Solaranlagen im Fall der gelegentlichen Abschattung deutlich höhere Erträge als Zentral- oder Stringwechselrichter liefern und zudem Vorteile beim Brandschutz bringen. Beide haben Produkteinführungen hinter sich, die durch den Einsatz von speziellen Halbleiterkomponenten zu Verbesserungen bezüglich Gewicht, Größe, Effizienz und Komplexität führten. Das überzeugt die Kundschaft und füllt die zuvor – insbesondere bei Enphase – bedrohlich leeren Kassen.

Das Management von SMA Solar gab sich lange Zeit überzeugt, dass eigene Produktverbesserungen mindestens gleichwertig seien, aber in einigen Produktsegmenten könnte die Konkurrenz nun die Nase leicht vorn haben. Allerdings sicherte sich SMA vor drei Jahren durch den Einstieg bei Tigo Energy, einem Spezialisten im Bereich der Optimizer, ab und kann daneben mit eigenen Innovationen aufwarten. Insgesamt müsste SMA von den gleichen Trends profitieren wie die Konkurrenz. Allerdings drückte sich das nicht in den Halbjahreszahlen aus und die Aktionäre sind nach mehreren Enttäuschungen über die letzten Jahre vorsichtiger geworden.

Dass das zweite Halbjahr wirklich so viel besser wird, wie im Halbjahresbericht behauptet, wird daher mit etwas Skepsis aufgenommen, zumal viele Anleger derzeit hochsensibel auf negative Cashflows (-54,5 Mio. Euro im ersten Halbjahr) reagieren. Außerdem hält SMA nur einen Anteil von 28 % an Tigo, sodass dessen Entwicklung sowieso nicht unmittelbar in der Bilanz ersichtlich wird.

Wie SMA Solar uns überraschen könnte

Tigo berichtet auch nicht über seinen Erfolg, aber vieles deutet darauf hin, dass das Geschäft aktuell ähnlich wie bei der Konkurrenz ausgezeichnet vorankommt. Die Technik funktioniert nicht nur gemeinsam mit SMA-Wechselrichtern, sondern auch im Zusammenspiel mit vielen Marken. Neben einer Leistungsverbesserung kann sie bei bestimmten Projekten auch für geringere Gesamtsystemkosten sorgen. Möglicherweise summieren sich hier also schöne stille Reserven in der Bilanz, die erst richtig sichtbar werden, wenn SMA die Beteiligung verkauft oder an die Börse bringt.

Ein weiterer Pluspunkt für SMA ist die starke Position bei Batteriewechselrichtern sowie das System-Know-how, wenn es darum geht, Großverbraucher, Energiespeicher und erneuerbare Energien intelligent zu verbinden. An dieser Front scheinen die Entwicklungsabteilung und der Vertrieb gute Arbeit geleistet zu haben. Der Auftragsbestand macht Mut und könnte sich im Laufe des zweiten Halbjahrs noch weiter verbessern, wenn das Umfeld günstig bleibt. Signifikant steigende Umsätze ergeben sich dann fast von selbst.

Schließlich muss man feststellen, dass Enphase bereits 2016 eine Restrukturierung eingeleitet hatte und diese bereits erfolgreich abschließen konnte. SMA war hingegen im ersten Halbjahr noch mitten im Konzernumbau. Nun sollten die geplanten Maßnahmen allerdings weitgehend implementiert sein, sodass Management und Mitarbeiter wieder optimistischer nach vorne blicken können. Mit der reduzierten Kostenbasis sollte es gelingen, wieder bessere Margen zu erzielen und in Kombination mit Umsatzsteigerungen wäre eine Überraschung möglich.

Dass die SMA-Aktie der Konkurrenz hinterherhinkt, könnte folglich eine Chance für Schnäppchenjäger darstellen. Vorsichtige warten allerdings besser noch mal ab bis zum nächsten Quartalsbericht, um etwas mehr Klarheit über den Restrukturierungserfolg und die Behauptung der Marktanteile zu bekommen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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