NEW YORK (dpa-AFX) - Ein unerwartet robuster Arbeitsmarktbericht dürfte den Anlegern an der Wall Street die Lust auf Aktien am Freitag weiter verderben. Die guten Daten werden von Börsianern als Hinweis auf eine unverdrossen strenge Geldpolitik in den USA interpretiert. Hoffnungen, die US-Notenbank Fed könnte angesichts schwacher Konjunktursignale etwas weniger forsch im Kampf gegen die hohe Inflation vorgehen, haben sich damit wohl vorerst zerschlagen.

Rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial mit 0,6 Prozent im Minus bei 29 755 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 wurde zuletzt 0,9 Prozent schwächer bei 11 383 Zählern erwartet.

Die US-Arbeitslosenquote war im September überraschenderweise auf 3,5 Prozent zurückgegangen und lag damit wieder auf dem Niveau vom Juli. "In den USA ist die Arbeitsmarktsituation weiterhin als solide einzustufen", konstatierten die Experten der Helaba. "Mithin besteht nach den Zahlen kein Grund daran zu zweifeln, dass die Fed demnächst nochmals kräftig an der Zinsschraube drehen wird und dieses auch im weiteren Verlauf 2022 und zu Beginn des Jahres 2023 tun wird."

Der US-Arbeitsmarkt gilt als wichtiger Gradmesser, an dem die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Die Fed hatte bisher die robuste Jobsituation in den Vereinigten Staaten als Argument genutzt, um mit historisch großen Zinsschritten die rasante Teuerung in den Griff zu bekommen. Bereits in dieser Woche hatten gleich mehrere Notenbanker aus den Reihen der Fed deutlich gemacht, dass der harte Kurs beibehalten wird.

Womöglich hatte deshalb der ein oder andere Börsianer auf schwächere Daten gehofft, um die US-Währungshüter doch noch zum Umdenken zu bewegen. Denn unter Investoren die Sorge groß, dass die Zinsschritte über das Ziel hinausschießen und der Konjunktur noch einen weiteren Dämpfer verpassen. Zu Wochenbeginn hatten deshalb schwache US-Konjunkturdaten noch für eine starke Kurserholung an der Wall Street gesorgt, die nach den dämpfenden Aussagen aus den Fed-Reihen allerdings schnell zum Erliegen kam. Dennoch ist nach dem äußerst trüben September an der Wall Street die bisherige Wochenbilanz für den Dow mit mehr als vier Prozent Plus klar positiv.

Auf Unternehmensseite präsentierten sich die Aktien des Chipkonzerns AMD vorbörslich tiefrot. Der Intel -Rivale hat vorläufigen Zahlen zufolge im dritten die Markterwartungen deutlich verfehlt, denn wie viele kämpft auch AMD mit der eingetrübten Konjunktur. Vor allem auf dem Markt für PCs war die Nachfrage deutlich geringer gewesen. Deutlich belastet wurden von diesen Nachrichten vor dem offiziellen Handelsbeginn auch die Kurse der Konkurrenten Intel und Nvidia . Die US-Investmentbanken JPMorgan und Goldman Sachs kürzten bereits ihre Kursziele für AMD, ihnen macht unter anderem der forcierte Abbau der Lagerbestände bei den Kunden Sorgen.

Ein Blick lohnt derweil auch auf Cannabis-Werte nach dem jüngsten Vorstoß von US-Präsident Joe Biden. Dieser machte einen Schritt zur Einlösung seines Wahlversprechens, den Besitz von Marihuana in den USA zu entkriminalisieren. Biden wies per Präsidentenerlass das Justiz- und das Gesundheitsministerium an, die Einordnung von Cannabis beschleunigt zu prüfen. Sektorwerte wie Tilray und Aurora Cannabis stiegen zuletzt massiv an./tav/ngu

 ISIN  US2605661048  XC0009694271  US6311011026  US78378X1072

AXC0196 2022-10-07/15:17

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.