FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Handel am deutschen Aktienmarkt ist zu
Wochenbeginn weiter von Nervosität geprägt. Der Leitindex erholte
sich am Morgen zuerst bis knapp über die 16 000-Punkte-Marke, geriet
dann aber wieder unter Druck. Am Nachmittag stand der Dax in
Erwartung erneut schwacher US-Börsen 0,42 Prozent tiefer bei 15
880,56 Punkten. Der MDax verlor zeitgleich gut ein
Prozent auf 34 607,52 Punkte.
Durch den Rücksetzer liegt der Dax mittlerweile
wieder unter seinem Stand vor Silvester. "Das Börsenjahr 2022 hatte
fulminant begonnen, allerdings schleichen sich nun seit dem
vergangenen Mittwoch Schwächetendenzen ein", sagte Charttechniker
Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Er sah am
Morgen bereits Anzeichen dafür, dass der Dax in Richtung von 15 840
Punkten fallen könnte. In dieser Zone erhielt er am Montag gleich
zweimal Unterstützung.
In der Vorwoche kam der Dax noch knapp an sein Rekordniveau von 16
290 Punkten heran, dann überkam die Anleger aber wieder die Angst
vor steigenden Zinsen. "Der Zinsschrecken steckt den meisten
Marktteilnehmern noch tief in den Knochen", sagte daraufhin
Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect. Er verwies dabei
vor allem auf die US-Börsen und die Aktien aus der
Technologiebranche, die sich dort neuerdings rasant auf Talfahrt
befinden.
Für Aufmerksamkeit sorgten am Montag Analystenstimmen, darunter eine
Kaufempfehlung durch Goldman Sachs für BMW . Die
Aktien des Autobauers gehörten in deren Folge mit 1,6 Prozent zu den
größeren Dax-Gewinnern. Analyst George Galliers lobte vor dem
Hintergrund der geplanten Konsolidierung des
Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive die günstige
Bewertung des Autobauers.
Beim Chipkonzern Infineon wirkte eine Kaufempfehlung
der Citigroup aber nur kurz, der Kurs drehte hier mit 2,7 Prozent
ins Minus. Damit änderte sich nichts daran, dass die Anleger derzeit
einen Bogen machen um Werte aus der Technologie-Branche. Dabei
treiben die zugespitzten Inflations- und Zinssorgen die Anleger
zuletzt aus den teuren Wachstumswerten.
Hinten im Dax versammelten sich am Montag einmal mehr einige
ehemalige Corona-Profiteure, darunter der Kochboxenlieferant
Hellofresh mit einem Abschlag von vier Prozent. Vor
allem blieben aber diverse Gesundheitswerte, die lange von der
Pandemie beflügelt wurden, schwer unter Druck. Schlusslicht im Dax
waren die Aktien des Laborausrüsters Sartorius mit
einem fast siebenprozentigen Abschlag.
Umgekehrt griffen die Anleger in dieser Branche aber bei Fresenius
zu, die Titel des Medizinkonzerns setzten sich mit
plus 3,2 Prozent an die Dax-Spitze. Der Medizinkonzern gehörte in
der Pandemie zu den negativ betroffenen Ausnahmen der Branche. Ein
Börsianer sprach von anhaltendem Optimismus, dass die Belastungen
vor allem bei der Dialysetochter FMC nachlassen.
Deren Papiere zogen um 2,7 Prozent an.
Außerdem büßten im Gesundheitssegment die Aktien von Siemens
Healthineers 4,7 Prozent ein. Hier verwiesen Händler
auf einen Medienbericht, wonach sich das Medizintechnik-Unternehmen
nach dem Milliardenzukauf von Varian finanziellen Spielraum für
weitere große Zukäufe schaffen will. Laut einem Börsianer reagieren
Anleger auf solche Meldungen gerne etwas nervös.
In der zweiten Börsenreihe fielen die drei Prozent höheren Aktien
der Lufthansa auf ihrem Erholungspfad weiter positiv
auf. Sie erreichten ein Hoch seit September. Spitzenreiter im MDax
waren die 3,9 Prozent festeren Aixtron -Titel nach
einer Hochstufung auf "Outperform" durch die Investmentbank Oddo
BHF. In seiner Studie rechnet Analyst Stephane Houri 2022 nun doch
mit einem Wachstumsjahr für den Halbleiterzulieferer.
Gefragt waren auch die Aktien von Baustoffherstellern, nachdem das
Statistische Bundesamt am Montag vom stärksten Anstieg der Baupreise
in Deutschland seit 1970 meldete. Im Dax bewegten sich die Papiere
des Zementherstellers Heidelbergcement mit 0,6
Prozent im Plus. Jene des Dämmstoff- und Farbenspezialisten Sto
rückten im SDax sogar um 3,4 Prozent
vor auf ein Rekordhoch.
Der Euro kam am Montag etwas zurück. Mit 1,1305
US-Dollar wurde die Gemeinschaftswährung zuletzt wieder näher an
ihrem Referenzkurs vom Freitag gehandelt. Die Europäische
Zentralbank hatte diesen vor dem Wochenende auf 1,1298 Dollar
festgesetzt, erst danach hatte der Euro zum Dollar angezogen.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,20
Prozent am Freitag auf minus 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel am Montag um 0,10 Prozent auf 143,50 Punkte. Der
Bund-Future sank um 0,03 Prozent auf 170,02
Punkte./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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