Der deutsche Aktienmarkt hat seine jüngste Rally erst einmal unterbrochen. Wieder aufgeflammte Konjunktursorgen und deutliche Kursverluste bei den Aktien von Bayer drückten am Dienstag auf die Stimmung, so dass die Anleger Kasse machten. Damit fiel der Leitindex Dax bis zum frühen Nachmittag um 1,34 Prozent auf 12 562,36 Punkte.

Der Dax hatte am Montag noch an seinen positiven Trend angeknüpft und war weiter in Richtung des bisherigen Hochs nach dem Corona-Crash von 12 913 Punkten von Anfang Juni gestiegen. Treiber sind prinzipiell weiterhin die Geldschwemme der Notenbanken und die Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Die möglichen Folgen der zuletzt wieder rasanten Virusausbreitung aber schwelen als Belastungsfaktoren weiter im Hintergrund. So ist in den USA die Zahl der Neuinfektionen seit Mitte Juni infolge der Lockerung der Corona-Auflagen stetig angestiegen.

Der MDax verlor am Dienstag 1,08 Prozent auf 26 766,92 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 1,2 Prozent ein.

Ausgelöst wurden die jüngsten Konjunktursorgen durch tendenziell enttäuschende Daten zur deutschen Industrieproduktion. Diese hatte sich im Mai nicht so deutlich von dem scharfen Einbruch in der Corona-Krise erholt wie von Analysten erhofft.

"Die staatlichen Hilfsprogramme fruchten nicht so, wie es sich die Initiatoren im Vorfeld erhofft hatten", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Der Schaden in der Realwirtschaft sei enorm und habe tiefe Spuren bei etlichen Unternehmen aus fast allen Branchen hinterlassen. Es werde sich zeigen müssen, auf welchem Kursniveau sich der Dax einpendeln könne.

Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer zählten mit einem Minus von mehr als sechs Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Das mit der jüngsten Milliardeneinigung eigentlich abgehakt geglaubte Thema der US-Rechtsstreitigkeiten um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter ist plötzlich wieder in aller Munde. Der Bundesrichter Vince Chhabria, der einem Teil der Einigung bezogen auf mögliche künftige Erkrankungsfälle noch zustimmen muss, äußerte sich in einem Gerichtsdokument kritisch.

Die sehr schwankungsanfälligen Anteilsscheine des nach einem Bilanzskandal ums Überleben kämpfenden Zahlungsdienstleisters Wirecard fanden sich einmal mehr am Dax-Ende wieder. Sie sackten um knapp 18 Prozent ab. Angesichts der niedrigen Kursbasis fallen die prozentualen Kursschwankungen bei Wirecard mitunter heftig aus.

An der Spitze des Nebenwerteindex SDax profitierten die Jenoptik-Aktien von einem positiven Analystenkommentar der Commerzbank und gewannen fast fünf Prozent. Mit der Übernahme von Trioptics ergänze der Technologiekonzern sein Produktportfolio, schrieb Analyst Michael Junghans. Der Anbieter von Mess- und Fertigungssystemen für optische Komponenten und Sensoren Trioptics agiere in einer von hohen Margen gekennzeichneten Marktnische. Der Zukauf dürfte unmittelbar wertsteigernd für Jenoptik, aber nicht gerade günstig gewesen sein. In den vergangenen Tagen hatten schon andere Analysten den Zukauf gelobt.

Der Euro litt unter der schlechten Stimmung an den Aktienmärkten und notierte zuletzt bei 1,1292 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1325 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8830 (0,8910) Euro gekostet.

Am deutschen Anleihemarkt stieg der Rentenindex Rex um 0,01 Prozent auf 145,13 Punkte. Die Umlaufrendite fiel von minus 0,45 Prozent am Vortag auf minus 0,46 Prozent. Der Bund-Future gab um 0,14 Prozent auf 175,85 Punkte nach./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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AXC0216 2020-07-07/15:03

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