FRANKFURT (dpa-AFX) - In einem von Vorsicht geprägten Handel hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag anfängliche Gewinne eingebüßt. Die Verluste hielten sich aber in Grenzen. Weiterhin wird am Markt befürchtet, dass die straffe Geldpolitik der Zentralbanken zur Eindämmung der hohen Inflation die Wirtschaft in eine ausgeprägte Rezession abgleiten lässt. Ein dauerhaft zu hohe Inflation wäre aber noch gefährlicher, was die Notenbanken unter Druck setzt.

Der Leitindex Dax gab bis zum frühen Nachmittag um 0,22 Prozent auf 12 999,51 Punkte nach. Geschockt von der hartnäckigen US-Inflation war das Börsenbarometer an den vergangenen beiden Tagen von seinem Erholungshoch bei 13 564 Punkten im Bereich der 100-Tage-Linie abgesackt. Diese beschreibt die langfristigste Entwicklung.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,49 Prozent auf 24 676,14 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,4 Prozent.

Nach dem unerwartet deutlichen Preisauftrieb für die Verbraucher habe die Abschwächung auf Herstellerebene am Vortag geholfen, die Gemüter wieder etwas zu beruhigen, hieß es bei der Schweizer Investmentbank Credit Suisse. In den USA hatte sich der Preisauftrieb auf Herstellerebene stärker als erwartet abgeschwächt, wie gestern bekannt wurde. Daten vom Donnerstag zeigten nun, dass der Preisauftrieb von in die USA importierten Gütern sich im August weiter abgeschwächt hatte, allerdings von hohem Niveau aus.

Dem aktuellen Bernecker-Börsenbrief "Bernecker-Daily" zufolge geht "der Kampf um die Stabilisierung der Märkte gegen die Ängste einer deutlichen Zinsanhebung" weiter. 30 Prozent aller Akteure in New York setzten bei der nächsten Zinssitzung der US-Notenbank am Mittwoch auf einen Zinsschritt von 1 Prozentpunkt. Das habe es ganz selten gegeben.

Vor diesem Hintergrund waren europaweit und auch hierzulande Bankaktien gefragt, denn höhere Zinsen verbessern in der Regel die Ertragschancen der Finanzinstitute. So gewannen die Papiere der Deutschen Bank an der Dax-Spitze 1,7 Prozent. Im MDax zogen die Anteilsscheine der Commerzbank um 2,6 Prozent an.

Analystin Magdalena Stoklosa von der US-Bank Morgan Stanley hält derweil den positiven Zinseffekt auf die Bankenbranche für noch nicht angemessen in den Kursen gewürdigt. Trotz der ebenfalls stützenden Ankündigung von Fiskalmaßnahmen in Europa sei die Sektorbewertung günstig.

Die Nase vorn im MDax hatten die Aktien von Vantage Towers mit einem Aufschlag von fast 13 Prozent. Der britische Telekommunikationsanbieter Vodafone will sich Kreisen zufolge von Anteilen an seiner Funkturmtochter trennen. Unter den Bietern befänden sich die Finanzinvestoren KKR und Global Infrastructure Partners sowie EQT aus Schweden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Investmentfirmen schielen auf Funkturmgesellschaften, da diese wegen ihrer stabilen Erträge als attraktive Anlagemöglichkeit gesehen werden.

Der spanische Infrastrukturkonzern ACS stockte seinen Anteil am deutschen Bauunternehmen Hochtief auf. Dessen Anteilsscheine führten mit einem Plus von achteinhalb Prozent die Gewinnerliste im Nebenwerteindex SDax an.

Der Euro kostete am Nachmittag 1,0009 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 0,9990 (Dienstag: 1,0175) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0010 (0,9828) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,62 Prozent am Vortag auf 1,64 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20 Prozent auf 130,61 Punkte. Der Bund-Future (Dezember-Kontrakt) gab um 0,33 Prozent auf 143,10 Punkte nach./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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AXC0233 2022-09-15/15:09

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