Der Triumph über recht robuste chinesische Konjunkturdaten hat am deutschen Aktienmarkt nicht lange vorgehalten. Vor der beginnenden Bilanzsaison gingen die Anleger zuletzt wieder in Lauerstellung. Der am Montagmorgen noch mit frischen Schwung gestartete Dax verlor bis zum Mittag nahezu alle Kraft. Zuletzt trat der deutsche Leitindex mit plus 0,02 Prozent nahezu auf der Stelle bei 12 325,78 Zählern.

Der Index der mittelgroßen Werte MDax dämmte seine Gewinne auf 0,31 Prozent auf 25 894,81 Punkte ein, während es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,23 Prozent auf 3489,74 Punkte abwärts ging.

In China waren Daten aus dem Einzelhandel und zur Industrieproduktion im Juni robust ausgefallen. Allerdings ging das Wachstum von Chinas Wirtschaft wegen des Handelskonflikts mit den USA im zweiten Quartal auf den schwächsten Wert seit fast 30 Jahren zurück. Dass damit aber die Erwartungen von Experten erfüllt wurden, hatte am Morgen noch ausgereicht, um die zuletzt skeptischen Anleger wieder zu Käufen zu animieren. Doch die Börse feierte, obwohl es gar nichts Großartiges zu feiern gebe, warnte Marktanalyst Salah Bouhmidi vom Handelshaus DailyFX. Schließlich komme der Handelskonflikt nun zunehmend in der Realwirtschaft an und belaste das Wirtschaftswachstum.

Die Sorgen um die Konjunktur und zahlreiche Gewinnwarnungen - zuletzt etwa vom Chemiekonzern BASF und erneut vom Autobauer Daimler - hatten die Marktteilnehmer hierzulande bereits in der vergangenen Woche gebremst. Der Leitindex Dax hatte deshalb eine Korrektur von seinem starken Anstieg im Juni vollzogen. Ganz anders die Wall Street: Dort schien zuletzt die Rekordjagd nicht zu stoppen, angeschoben auch durch die Aussicht auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed Ende Juli.

Mit der anlaufenden Berichtssaison kündige sich nun der nächste Härtetest für die Märkte an, prophezeite Börsenkenner Jochen Stanzl von CMC Markets. So öffnen an diesem Montag die ersten US-Banken ihre Bücher.

Auf Unternehmensseite waren europaweit im Sog der China-Daten besonders konjunkturabhängige Branchen wie Chemie und Auto gefragt, sie hatten zuletzt unter den Sorgen um das Wirtschaftswachstum besonders gelitten. Papiere des Kunststoffkonzerns Covestro gehörten mit mehr als eineinhalb Prozent Kursplus zu den Favoriten im Dax. BMW setzten sich mit einem Plus von 1,23 Prozent von den Branchenkollegen ab. Den Index führten indes Wirecard mit fast drei Prozent Plus an, hier nutzen Anleger den seit dem Monatsbeginn günstigeren Kurs zum Einstieg.

Dax-Schlusslicht Deutsche Telekom weiteten im Handelsverlauf ihre Verluste auf zuletzt mehr als ein Prozent aus. Hier belastete eine negative Studie der Privatbank Berenberg. Analyst Usman Ghazi hält die Kursgewinne der Tochter T-Mobile US als Hauptantrieb für die jüngste Entwicklung der Papiere der Bonner für überzogen.

Carl Zeiss Meditec setzten sich unterdessen nach einem optimistischeren Unternehmensausblick mit mehr als sechs Prozent Kursaufschlag an die MDax-Spitze. Aktien des Flugzeugbauers Airbus , die zuvor ein neues Rekordhoch bei 129,78 Euro markiert hatten, dämmten ihr Plus auf zuletzt rund ein Prozent ein. Für den kräftigen Sprung am Morgen hatte ein positiver Analystenkommentar der US-Bank JPMorgan gesorgt. Analyst David Perry bezeichnete die Papiere als "sicheren Hafen" und sieht mit seinem neuen Ziel von 163 Euro noch hohes Kurspotenzial.

Unter den Index-Favoriten hielten sich Evotec mit zuletzt noch gut eineinhalb Kursplus. Das Unternehmen stärkt durch die Übernahme eines bestimmten Portfolios des Kölner Instituts Ncardia samt Expertenteam seine Zellforschung. Die Papiere des Hamburger Biotechunternehmens notieren nun auf dem höchsten Niveau seit Anfang 2001./tav/fba

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0097 2019-07-15/12:08

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