Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag
dank fester Asien-Börsen und positiv aufgenommener chinesischer
Konjunkturdaten seine jüngste Erholung fortgesetzt. Entspannung kam
auch von der Währungsseite: Der chinesische Yuan, der zurzeit als
Barometer für die allgemeine Marktstimmung angesehen wird, legte zum
US-Dollar etwas zu. Die Quartalsergebnisse zahlreicher deutscher
Konzerne fielen uneinheitlich aus.
Der Dax notierte am späten Vormittag 0,74 Prozent
fester bei 11 736,74 Punkten. Bereits am Vortag war der deutsche
Leitindex um 0,7 Prozent gestiegen. Allerdings hat der Dax noch
einiges aufzuholen, nachdem er in den vergangenen zwei Wochen rund
sieben Prozent eingebüßt hatte. Der MDax , der die
Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, stieg am
Donnerstag um 1,15 Prozent auf 25 414,44 Punkte. Der EuroStoxx 50
als Leitindex der Eurozone rückte um rund 1 Prozent
vor.
Chinas Außenhandel hat sich im Juli trotz der Eskalation des
Handelskriegs mit den USA überraschend stark erholt. Die Exporte
legten unerwartet zu und der Rückgang bei den Importen fiel nicht so
stark aus wie befürchtet. "Alles Daten, die auf einen stärkeren
chinesischen Binnenkonsum und auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit
des chinesischen Exports gegenüber amerikanischen Strafzöllen
hindeuten", kommentierte Börsenexperte Jochen Stanzl von CMC
Markets.
Anfang der Woche war der Handelsdisput zwischen den USA und China
weiter eskaliert, weil die chinesische Währung Yuan deutlich
gegenüber dem US-Dollar abgewertet hatte. US-Präsident Donald Trump
betrachtete dies als weiteren Affront. Marktbeobachter fürchteten,
China setze seine Währung als Waffe im Handelskonflikt ein.
Inzwischen beruhigte sich das Geschehen etwas.
Die Aktien von Adidas fielen um 1,9 Prozent.
Allerdings hatten sie seit Anfang Januar in der Spitze um über 50
Prozent zugelegt und Anfang August ein Rekordhoch erreicht. Für die
Abgaben machte Analystin Julie Zhuang von der UBS den lediglich
bestätigten Ausblick des Sportartikelherstellers verantwortlich. Die
Zahlen für das zweite Quartal seien dagegen nicht schlecht gewesen.
Die Anteilsscheine der Merck KGaA rückten um 2,3
Prozent vor. Der Spezialchemie- und Pharmakonzern steigerte dank gut
laufender Pharma- und Laborgeschäfte das bereinigte operative
Ergebnis (Ebitda) um fast ein Viertel. Die Umsätze zogen um knapp 7
Prozent an. Analysten hatten mit weniger gerechnet.
Die Thyssenkrupp-Titel reagierten mit einem
Kursanstieg von 3 Prozent an der Dax-Spitze sehr positiv auf die
Umbaupläne des Industriekonzerns. Thyssenkrupp treibt seinen Umbau
voran, mit dem der Konzern profitabler und wettbewerbsfähiger werden
will. Dabei stellen die Essener weitere Geschäfte auf den Prüfstand,
die derzeit Geld verbrennen.
Die Papiere der Deutschen Telekom büßten 0,8 Prozent
ein. Der Konzern kann vor der angepeilten Milliardenübernahme in den
USA weiter auf sein brummendes Geschäft in Nordamerika setzen. Vor
allem die US-Mobilfunksparte sorgte erneut für Schwung. Auch unter
dem Strich verdiente die Telekom trotz hoher Kosten für den
Personalabbau im zweiten Quartal deutlich mehr als ein Jahr zuvor,
bleibt aber bei seinem Ausblick.
Eine vor allem mit hohen Schulden begründete Verkaufsempfehlung von
Goldman Sachs hat am Donnerstag die Eon-Papiere mit
minus 2 Prozent zum größten Kursverlierer im Dax gemacht. Eon habe
in den vergangenen drei Quartalen stets in puncto Verschuldung
enttäuscht, schrieb Analyst Alberto Gandolfi. Er stufte die Aktien
daher von "Neutral" auf "Sell" ab.
Die Osram-Papiere waren mit minus 6,5 Prozent auf
31,47 Euro klares Schlusslicht im MDax. Sie entfernten sich damit
weiter vom Kaufgebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle
von 35 Euro. Der größte Einzelaktionär von Osram, die Allianz Global
Investors, plant das Angebot abzulehnen, weil der Preis nicht
angemessen sei. Ein Händler hielt eine deutliche Erhöhung der
Offerte aber für unwahrscheinlich.
Nach Quartalszahlen der Compugroup zogen Anleger die
Reißleine und schickten die Aktien um mehr als 12 Prozent in die
Tiefe. Allerdings waren die Papiere des Software-Herstellers für das
Gesundheitswesen seit Jahresbeginn bis zu den heutigen
Quartalszahlen um rund zwei Drittel gestiegen. "Das zweite Quartal
war schwächer als erwartet, selbst wenn man einen belastenden
einmaligen Effekt herausrechnet", schrieb Analyst Knut Woller von
der Baader Bank.
Einen Kurssprung von mehr als 16 Prozent nach oben vollführten die
Aktien von SMA Solar und standen mit großem Abstand
an der Spitze des SDax . Nach erwartet schwachen
Zahlen zum ersten Halbjahr zeigte sich der Hersteller von
Wechselrichtern für die Solarindustrie optimistisch für die zweite
Jahreshälfte. Umsatz und Ergebnis sollen in den kommenden Monaten
kräftig steigen. Unterstützung erhielten die Papiere auch von einer
Kaufempfehlung der Metzler Bank.
Höhere Entwicklungskosten drückten beim Technologie- und
Rüstungskonzern Jenoptik auch im zweiten Quartal auf
die Ergebnisse. Weil auch das Geschäft mit der Autobranche nicht
rundläuft, wurde das Umsatzziel für 2019 gekappt. Besser lief
hingegen das Geschäft mit der Halbleiterindustrie. Die
Jenoptik-Aktien stiegen um 4,7 Prozent./edh/stk
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0175 2019-08-08/11:59
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.