Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind vor der heißen Phase der Berichtssaison weiter zögerlich. Das Kursplus im Dax hielt sich angesichts durchwachsener Konjunkturdaten aus China aber in Grenzen - zwischenzeitlich notierte der deutsche Leitindex sogar knapp in der Verlustzone. Auch angesichts der beginnenden Bilanzsaison wollten sich die Anleger nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Am Montagnachmittag stand der Dax 0,47 Prozent höher bei 12 381,21 Punkten. Damit winkt ihm der erste Tagesgewinn nach sechs Sitzungen mit Kursabschlägen. Für den Index der mittelgroßen Werte MDax ging es zuletzt um 0,65 Prozent auf 25 981,17 Punkte hoch, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 einen Kursanstieg von 0,19 Prozent auf 3504,11 Punkte schaffte.

In China waren Daten aus dem Einzelhandel und zur Industrieproduktion im Juni robust ausgefallen. Allerdings sank das chinesische Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal wegen des Handelskonflikts mit den USA auf den schwächsten Wert seit fast 30 Jahren. Die Börse feiere, obwohl es gar nichts Großartiges zu feiern gebe, warnte Marktanalyst Salah Bouhmidi vom Handelshaus DailyFX. Schließlich komme der Handelskonflikt nun zunehmend in der Realwirtschaft an und belaste das Wirtschaftswachstum.

Die Sorgen um die Konjunktur und zahlreiche Gewinnwarnungen - zuletzt etwa vom Chemiekonzern BASF und erneut vom Autobauer Daimler - hatten die Marktteilnehmer hierzulande bereits in der vergangenen Woche gebremst und dem Dax eine Korrektur von seinem starken Anstieg im Juni eingebrockt. Ganz anders die Wall Street: Dort schien zuletzt die Rekordjagd nicht zu stoppen, angeschoben auch durch die Aussicht auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed Ende Juli. Und auch am Montag zeichnete sich eine moderat freundliche Eröffnung ab.

Mit der anlaufenden Berichtssaison kündige sich nun der nächste Härtetest für die Märkte an, prophezeite Börsenkenner Jochen Stanzl von CMC Markets. So legte an diesem Montag mit der Citigroup die erste große US-Bank Rechenschaft über die Geschäfte im vergangenen Quartal ab. Dass sie mit ihrem bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) positiv überraschte, gab der zuvor schon starken Aktie der Deutschen Bank keine zusätzlichen Impulse.

Aus Branchensicht waren besonders konjunkturabhängige Titel etwa aus dem Auto- und Chemiebereich gefragt, die zuletzt unter den Sorgen über das Wirtschaftswachstum besonders gelitten hatten. Papiere des Kunststoffkonzerns Covestro gehörten mit knapp drei Prozent Kursplus zu den Favoriten im Dax. BMW setzten sich mit einem Plus von 1,73 Prozent von den Branchenkollegen ab. Die Gewinnerliste führten indes Papiere des Zahlungsabwicklers Wirecard mit fast dreieinhalb Prozent Plus an - hier nutzen Anleger den angesichts der jüngsten Verluste günstigeren Kurs zum Einstieg.

Aktien von Dax-Schlusslicht Deutsche Telekom verloren indes mehr als ein Prozent. Hier belastete eine negative Studie der Privatbank Berenberg. Analyst Usman Ghazi hält die Kursgewinne der Tochter T-Mobile US als Hauptantrieb für die jüngste Entwicklung der Papiere der Bonner für überzogen.

Carl Zeiss Meditec eroberte nach einem optimistischeren Unternehmensausblick mit einem gut zehnprozentigen Kursaufschlag die MDax-Spitze. Aktien des Flugzeugbauers Airbus markierten ein Rekordhoch und gewannen zuletzt knapp 1,8 Prozent. Ihnen halfen ein positiver Analystenkommentar der US-Bank JPMorgan und neue Negativ-Schlagzeilen von US-Konkurrent Boeing . Analyst David Perry bezeichnete die Airbus-Papiere als "sicheren Hafen" und sieht mit seinem neuen Kursziel von 163 Euro noch deutlich Luft nach oben.

Unter den MDax-Favoriten hielten sich Evotec mit zuletzt noch über zweieinhalb Prozent Kursgewinn. Das Unternehmen stärkt durch die Übernahme eines bestimmten Portfolios des Kölner Instituts Ncardia samt Expertenteam seine Zellforschung. Die Papiere des Hamburger Biotechunternehmens notieren nun auf dem höchsten Niveau seit Anfang 2001.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,27 Prozent am Freitag auf minus 0,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,15 Prozent auf 144,58 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,25 Prozent auf 172,15 Punkte. Der Euro kostete zuletzt 1,1268 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1253 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8887 Euro gekostet./gl/fba

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0160 2019-07-15/15:11

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