Der Dax ist am Dienstag erstmals seit Anfang Oktober wieder über die Marke von 12 100 Punkten gesprungen. "Das Umfeld ist günstig", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Die Risikobereitschaft habe mit der Fristverlängerung beim Brexit wieder zugenommen und positive Signale aus den Handelsgesprächen zwischen den USA und China stützten. Die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) indes hielten Positives und Negatives bereit.

Um die Mittagszeit stieg der deutsche Leitindex um 0,64 Prozent auf 12 097,21 Punkte und gab damit einen kleinen Teil seiner frühen Gewinne wieder ab. Der MDax legte um 0,36 Prozent auf 25 675,51 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx gewann zugleich 0,25 Prozent.

Laut dem ZEW hellte sich im April die Stimmung von Finanzexperten hierzulande zum sechsten Mal in Folge und zudem deutlich stärker als erwartet auf. Doch auch wenn der höchste Indexstand seit März 2018 erreicht wurde, verschlechterte sich zugleich die Beurteilung der aktuellen Lage.

Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein sprach denn auch nur von einem "Hoffnungsschimmer im Tal der Tränen". Ob die Aufwärtsbewegung der ZEW-Konjunkturerwartungen gerechtfertigt sei, müssten harte Fakten erst noch beweisen. "Erst wenn etwa die zuletzt sehr schwachen Auftragseingänge für das verarbeitende Gewerbe in den kommenden Monaten wieder zulegen, könnte aus konjunktureller Sicht ein goldener Herbst bevorstehen."

Unternehmensseitig standen erste Geschäftsberichte deutscher Unternehmen im Blick. Am Vorabend hatten die Lufthansa und Zalando über ihre ersten drei Monate des neuen Jahres informiert. Belastet von hohen Treibstoffkosten und Überkapazitäten hatte die Lufthansa zwar einen bereinigten operativen Verlust erwirtschaftet, die Jahresziele aber bekräftigt. Das hoben Analysten positiv hervor und beruhigten damit die Anleger. Die Aktie der Fluggesellschaft drehte ins Plus und rückte um 0,2 Prozent vor.

Der Online-Modehändler Zalando begeisterte indes die Investoren mit seinen Prognosen für das erste Quartal. Das Papier sprang um knapp 11 Prozent hoch. Statt eines am Markt erwarteten operativen Verlustes rechnet der MDax-Konzern mit einem bereinigten positiven operativen Ergebnis im einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Noch im September hatte das Management zum wiederholten Mal für 2018 eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgegeben.

Darüber hinaus bewegten Umstufungen. So empfiehlt die Baader Bank die Gea-Aktie nun zum Verkauf. Die Kritik: Die Restrukturierung des Anlagenbauers nehme kein Ende. Mit minus 1,8 Prozent war der Titel Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte.

Im SDax für die kleineren Werte unterhalb des MDax legten die Anteile von Rational um 3,1 Prozent zu und die von Drägerwerk um 1,1 Prozent. Die Privatbank Berenberg ist positiv gestimmt für das Papier des Herstellers von Großküchengeräten. Es sei nun wieder attraktiv bewertet, lautete die Begründung für die frisch ausgesprochene Kaufempfehlung.

Dass der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk inzwischen die Talsohle hinter sich gelassen haben dürfte, glaubt die britische Bank HSBC und rät inzwischen zum "Halten" der Aktie. Zwar bleibe die Geschäftsentwicklung schwer vorhersagbar, doch die Eckzahlen zum ersten Quartal könnten die Stimmung verbessern, hieß es./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008

AXC0146 2019-04-16/11:54

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.