FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorgen um den Bankensektor in Zeiten einer
unsicheren Geldpolitik sind am Freitag mit Wucht in den Markt
zurückgekehrt. Die Aktienkurse der Commerzbank und der Deutschen
Bank brachen ein. Nach der Erholung um mehr als 800 Punkte in den
vergangenen Tagen rutschte der deutsche Leitindex Dax wieder unter
die psychologisch wichtige 15 000-Punkte-Marke.
Nach einem Tagestief nahe 14 800 Punkten büßte der Dax
gegen Nachmittag noch 1,81 Prozent auf 14 935,21
Punkte ein. Sein Wochenplus schrumpfte damit auf gut ein Prozent. Es
war eine insgesamt schwankungsreiche Woche: Zuerst war er mit 14 458
Punkten auf das Tief seit der ersten Januar-Woche gefallen, bevor
eine rasante Erholung bis an die 15 300 Punkte folgte.
Der MDax mit den mittelgroßen Börsenwerten sackte am
Freitag um 2,63 Prozent auf 26 547,08 Zähler ab. Auch die US-Börsen
waren schwach in den Handel gestartet, allerdings fielen die
Verluste dort deutlich weniger dramatisch aus.
Im Mittelpunkt steht bei den Anlegern die Frage, wie es um die
künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed bestellt ist. Laut dem
Marktbeobachter Timo Endem stochern Anleger dabei offensichtlich im
Nebel. Die Spekulationen reichen von mehr Zinserhöhungen über eine
Zinspause bis hin zu baldigen Zinssenkungen.
Die Unsicherheit blieb im erneut schwachen Immobiliensektor
ersichtlich, noch mehr aber im Bankensektor wegen der jüngsten
Turbulenzen um die Credit Suisse und einige
US-Regionalbanken. Vor allem die Titel der Deutschen Bank
sackten um mehr als zehn Prozent ab auf ein erneutes
Tief seit Oktober. Den Anteilen der Commerzbank
erging es mit einem Abschlag von 6,4 Prozent nicht viel besser.
Zeitweise waren die Verluste beider Aktien sogar noch deutlicher.
Laut dem Investmentexperten Mark Haefele von der UBS bleibt das
Vertrauen fragil und die Marktvolatilität hoch. "Die politischen
Entscheidungsträger müssen möglicherweise weiter gehen, um
sicherzustellen, dass das Vertrauen in das globale Finanzsystem
solide bleibt", sagte der Experte am Freitag. Verschärfte
Finanzierungsbedingungen erhöhten das Risiko einer harten Landung
der Wirtschaft, selbst wenn die Zentralbanken die Zinserhöhungen
lockern sollten.
Negativ fielen im Dax auch die Volkswagen -Aktien auf,
mit einem Abschlag von 3,4 Prozent. Analyst Daniel Schwarz vom
Investmenthaus Stifel strich seine Kaufempfehlung, nachdem er das
Kursziel fast halbiert hatte. Da der Konzern auch nicht von
wertvollen Beteiligungen wie Porsche, Lamborghini und Bentley
profitiere, sei sein bisheriger Bewertungsansatz anhand der Summe
der Konzernteile nicht mehr angebracht. Im deutschen Branchenumfeld
rät er eher zu Herstellern mit klarer Positionierung im
Premium-Bereich.
Ein Analystenkommentar setzte auch Fraport unter
Druck. Die Titel des Flughafenbetreibers fielen nach einer Abstufung
durch Exane BNP um fünf Prozent. Die deutsche Luftfahrtbranche steht
zudem vor der am Montag erwarteten Streikwelle. Die Lufthansa
, deren Anteile am Freitag auch um fast fünf Prozent
sanken, kündigte schon am Wochenende erste Auswirkungen an: In
München sollen schon am Sonntag keine Flüge stattfinden, gefolgt vom
Frankfurter Flughafen am Montag.
In der Reisebranche in den Fokus rückte auch der Reisekonzern Tui
, der eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,8 Milliarden
Euro zur Rückführung der staatlichen Corona-Hilfen ankündigte.
Bereits im Februar hatten die Aktionäre auf einer
Online-Hauptversammlung die Vorbereitung der Maßnahme genehmigt.
Nach anfangs noch größerem Druck betrug der Abschlag zuletzt 2,3
Prozent.
Der Euro gab am Freitag wieder deutlich nach. Zuletzt
kostete die Gemeinschaftswährung 1,0753 US-Dollar. Den Referenzkurs
hatte die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt am Vortag noch
deutlich höher auf 1,0879 Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen am Freitag. Während der
Rentenindex Rex um 1,31 Prozent auf 127,57 Punkte
zulegte, fiel die Umlaufrendite von 2,23 Prozent am Vortag auf 2,02
Prozent. Der Bund-Future gewann 0,87 Prozent auf 138,63
Zähler./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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