Nach einer freundlichen Eröffnung ist der
deutsche Aktienmarkt am Donnerstag abgerutscht und hat an seine
deutlichen Vortagesverluste angeknüpft. Börsianer verwiesen auf
wieder schärfere Töne im US-chinesischen Handelsstreit nach einer
kurzen Entspannungsphase.
Das chinesische Finanzministerium bezeichnete die zuletzt von den
USA beschlossenen Zölle als Verletzung der Absprachen zwischen
US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsidenten Xi Jinping. China
stellte damit entsprechende Gegenmaßnahmen in Aussicht. In der
kurzen Mitteilung wurden allerdings keine konkreten Maßnahmen
genannt.
Der Dax fiel am Vormittag unter sein Vortagestief und
notierte zuletzt 1,12 Prozent im Minus bei 11 363,66 Punkten. Kurz
zuvor hatte der Leitindex mit 11 358 Zählern den tiefsten Stand seit
Ende März erreicht. Bereits am Vortag war das Börsenbarometer wegen
Rezessionsängsten um mehr als 2 Prozent eingeknickt. Der MDax
, der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen
repräsentiert, fiel am Donnerstag um 1,56 Prozent auf 24 276,02
Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone
büßte rund 0,8 Prozent ein.
Börsenexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sprach von einer
weiterhin starken Skepsis und spürbaren Kaufzurückhaltung der
Anleger. Zu oft hätten sich wagemutige Investoren in den letzten
Handelstagen die Finger verbrannt. "Aktien aus zyklischen Branchen
sind weiterhin im 'No-Go'-Bereich verortet und stehen unter
Verkaufsdruck", sagte Lipkow und rät weiterhin zur Vorsicht.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von K+S mit
einem Kursgewinn von 2,5 Prozent an der MDax-Spitze. Höhere
Kalipreise, ein steigender Absatz sowie der gesunkene Eurokurs haben
dem Dünger- und Salzkonzern im zweiten Quartal ein deutliches
Gewinnplus beschert. Ein Händler sprach von durchwachsenen Zahlen,
lobte aber den deutlich verbesserten freien Mittelzufluss.
Der vorsichtigere Blick von 1&1 Drillisch und deren
Muttergesellschaft United Internet auf das Jahr 2019
belastete die Aktien beider Unternehmen deutlich. Die Papiere des
Mobilfunkers 1&1 Drillisch verloren mehr als 10 Prozent, jene von
United Internet fielen um über 8 Prozent. Beide Werte waren damit
Schlusslichter im MDax und setzten ihre längerfristigen
Abwärtstrends fort. Die gekürzten Jahresziele von 1&1 Drillisch
hätten nicht wirklich überrascht, sagte ein Händler. Dennoch sei der
Schritt keine gute Nachricht. United Internet sei langfristig für
Anleger interessant, aber dieser Donnerstag wohl nicht der beste
Tag, um die Papiere zu kaufen, hieß es.
Einen Kurseinbruch von rund 32 Prozent und den Fall auf ein
Rekordtief bei 3,60 Euro mussten die Aktien der SGL Group
hinnehmen. Sie reagierten damit auf eine
Gewinnwarnung des Kohlefaserspezialisten und den Rücktritt von
Vorstandschef Jürgen Köhler. Allein seit einem Zwischenhoch Mitte
April summiert sich der Verlust der Papiere damit auf rund 45
Prozent. Die reduzierten Jahresziele enttäuschten umso mehr, als SGL
erst Anfang August seinen Jahresausblick bestätigt habe, sagte ein
Börsianer.
Nach dem Kurssprung vom Vortag folgte bei den Aktien von Nordex
am Donnerstag ein Verlust von fast 10 Prozent. Damit
schwenkten sie wieder in ihren seit Anfang Juli laufenden
Abwärtstrend ein. Am Vortag hatten die Titel des
Windkraftanlagen-Herstellers vor allem von einer verbesserten
Auftragslage profitiert.
Der steile Sinkflug der Leoni-Aktien ging am
Donnerstag mit minus 5,1 Prozent weiter. Allein in dieser Woche
summiert sich der Verlust nun schon auf rund 25 Prozent. Der
Autozulieferer hatte am Vortag mit seinen Quartalszahlen erneut
enttäuscht. An diesem Donnerstag folgten weitere Kurszielsenkungen.
Analysten monieren vor allem, dass Leoni weiterhin Geld verbrenne.
Ein positiver Analystenkommentar gab den Aktien von Pfeiffer Vacuum
gegen den Markttrend kräftig Auftrieb. An der Spitze
des SDax gewannen die Anteile des Vakuumpumpenherstellers zuletzt
2,3 Prozent. Das Bankhaus Lampe hatte die Papiere zum Kauf empfohlen
und das Kursziel von 120 auf 145 Euro erhöht./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0125 2019-08-15/12:01
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